Читать книгу Lebendige Seelsorge 4/2015 - Группа авторов - Страница 16

OHNE MICH KÖNNT IHR NICHTS TUN (JOHANNES 15,5)

Оглавление

Als Christ glaube ich, dass Jesus mir hilft, Gutes zu tun. Die Beziehung zu ihm hilft mir, Beziehungen zu anderen Menschen aufzunehmen oder mich für Menschen in Not- und Krisensituationen zu engagieren. Mein Glaube an die Gegenwart Gottes hilft mir, Situationen auszuhalten, in denen nur Chaos und Tod zu herrschen scheinen. Solche Erfahrungen und Bibelstellen wie die oben genannten führen manchmal dazu, dass christliche HelferInnen davon ausgehen, dass nur sie wirklich helfen können und dass andere, z.B. weltliche Hilfsangebote oder Angebote anderer Religionen, zwangsläufig defizitär sein müssen.

Das führte in den Anfangsjahren der Notfallseelsorge zu zum Teil heftigen Auseinandersetzungen über die Frage, wie weit wir mit anderen Institutionen, z.B. mit Kriseninterventionsteams, zusammenarbeiten können. Viele VertreterInnen der Notfallseelsorge halten auch heute noch an einem Alleinstellungsmerkmal der christlichen Notfallseelsorge fest, oft ohne dass dieses ausreichend begründet wird.

Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass viele „weltliche“ Hilfsangebote genau so hilfreich sind wie kirchliche Angebote. Ich bewundere die vielen ehrenamtlichen KriseninterventionshelferInnen, die Zeit, Geld und Engagement opfern, um anderen zu helfen. Und im Zusammenspiel mit anderen Religionen ist es klar, dass mir oft die Kompetenz fehlt, um z.B. Muslime oder Juden so zu betreuen, wie sie es eigentlich brauchen. Jedes Angebot hat seine je eigenen Stärken und Schwächen. Nur in der Zusammenarbeit werden wir die jeweiligen Stärken für die Betroffenen fruchtbar machen können.

Deutschlandweit hat die gegenseitige Anerkennung der Arbeit zur Erfindung der „Psychosozialen Notfallversorgung“ (PSNV) geführt, in der Notfallseelsorge, Krisenintervention, Feuerwehrseelsorge, Stressbearbeitung etc. zusammengefasst werden. Ich denke, es ist an der Zeit, dass Christen anfangen, auch Nichtchristen zu vertrauen. Die Arbeit vieler Kriseninterventionsteams ist hochprofessionell und für die Betroffenen hilfreich. Im Bereich der größeren Strukturen, z.B. im Katastrophenschutz, müssen wir spätestens in dem Moment, in dem wir keine gut ausgebildeten „Leitenden Notfallseelsorger“ haben, uns daran gewöhnen, von einem nichtkirchlichen „Leiter PSNV“ geführt zu werden. Ich denke, es steht uns gut an, unseren Platz im Konzert der PSNV zu finden und nicht so zu tun, als ob wir alles besser können oder als ob unsere Hilfe wertvoller sei als die Anderer. Versuchen wir, eigene fähige Mitarbeitende in die Führungsausbildung zu schicken und vertrauen wir darauf, dass auch nicht-kirchliche Führungskräfte NotfallseelsorgerInnen sinnvoll führen können.

Lebendige Seelsorge 4/2015

Подняться наверх