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GEWOLLT ODER UNGEWOLLT KOMISCH

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Von außen betrachtet erwecken religiöse Praktiken unmittelbar den Eindruck des Komischen, von der außergewöhnlichen Kleidung angefangen bis hin zu den eigenartigen Verhaltensweisen. Stellen Sie sich vor, Sie hätten noch nie in Ihrem Leben an einem Gottesdienst teilgenommen oder noch nie von einem solchen gehört, Sie würden aus dem Staunen nicht mehr herauskommen. Beim zweiten Eindruck würden Sie vielleicht die Lächerlichkeit des Ganzen empfinden, das da von den Beteiligten mit größter Ernsthaftigkeit vollzogen wird. Kirchen legen schon beim Betreten einen besonderen Habitus der ernsten Andacht nahe. Sie scheinen kein Gelächter zu vertragen. Ironische Betrachtungsweisen finden sich schnell dem Verdacht der Blasphemie ausgesetzt. Darum dreht sich zum Beispiel Umberto Ecos Roman „Der Name der Rose/Il nome della rosa“. Er bezieht sich auf die Benediktsregel über die Demut: „Der Mönch ist nicht leicht und schnell zum Lachen bereit, steht doch geschrieben: ‚Der Tor bricht in schallendes Gelächter aus’ (Sir 21,20).“ Gottesfürchtige lachen nicht. Ihr Geist verliert nicht die Kontrolle über den Körper. In dieser ganzen Ambivalenz findet sich im Christentum – mit anderen Religionen zusammen, allen voran dem Judentum – von den biblischen Schriften angefangen, bis in die Praktiken und Äußerungen über die Jahrhunderte hin, eine reiche Tradition des Humors.

Das Buch Jona zum Beispiel, aus dem hebräischen Tanach, präsentiert sich in der literarischen Form der ironischen Selbstkritik: Jona, der auf das Wort Gottes hört, ist um keinen Ausweg und kein Argument verlegen, sich durch dieses Wort gerade nicht von seinen Glaubensüberzeugungen abbringen zu lassen. Doch die göttliche Phantasie schlägt seiner Trägheit jedes Mal ein Schnippchen. Schließlich zieht sich Jona beleidigt in den Schatten eines Laubdachs zurück, das er sich gebaut hat, um abzuwarten, was er sich schon immer gedacht hat: die Stadt Ninive wird vom Zorn Gottes verschont bleiben, weil Gott wieder einmal weich geworden ist. „Da ließ Gott, der Herr, einen Rizinusstrauch über Jona emporwachsen, der seinem Kopf Schatten geben und seinen Ärger vertreiben sollte. Jona freute sich sehr über den Rizinusstrauch. Als aber am nächsten Tag die Morgenröte heraufzog, schickte Gott einen Wurm, der den Rizinusstrauch annagte, sodass er verdorrte“ (Jona 4,6f.) und Jona der prallen Sonne aussetzte. Diogenes lässt grüßen.

Lebendige Seelsorge 5/2014

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