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SPÖTTISCHE KRITIK AN ÜBERZOGENER FRÖMMIGKEIT

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Das Psychogramm eines Gottesfürchtigen, das hier in einer pointenreichen Odyssee-Geschichte erzählt wird, ist entlarvend und voller Spott. Es deckt die gar nicht so frommen Motive hinter der Frömmigkeit schonungslos auf. Das Buch Kohelet aus der gleichen Epoche wie das Buch Jona bietet ähnliche Kritik in aphoristischer Form, deren Ironie sich für uns nicht immer sofort erschließt, zum Beispiel: „Besser sich ärgern als lachen; denn bei einem vergrämten Gesicht wird das Herz heiter“ (Koh 7,3). Ernst kommt hier daher, was in Wirklichkeit spöttische Kritik am frommen Gehabe ist.

In beiden biblischen Büchern findet sich vorweggenommen, was in Nietzsches Religionskritik Jahrtausende später unter neuzeitlichen und modernen Voraussetzungen entfaltet ist. Ebenfalls in der ästhetischen Form der ironischen Übertreibung zeichnet sie den frommen Typus bis zur Kenntlichkeit. Er münze den Geist des Ressentiments, das heißt den uneingestandenen Zorn der Unterlegenen, der auf Rache und Vergeltung sinne, in ein Gefühl der moralischen Überlegenheit um. Er sei „weder aufrichtig, noch naiv, noch mit sich selber ehrlich und geradezu. Seine Seele schielt; sein Geist liebt Schlupfwinkel, Schleichwege und Hinterthüren, alles Versteckte muthet ihn an als seine Welt, seine Sicherheit, seine Labsal; er versteht sich auf das Schweigen, das Nicht-Vergessen, das Warten, das vorläufige Sich-verkleinern, Sich-demüthigen“ (Nietzsche, Nr. 10; vgl. Nr. 13).

Lebendige Seelsorge 5/2014

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