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6.Eine Frage der Führung

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Ist die Frage nach Gott eine Frage der Führung? Gegenstand christlicher Theologie wären 2015 Jahre Führung, die neuzeitliche Leerstelle wäre mit Führung statt mit Vergötzung von Herrschaft zu füllen, Theologie als Wissenschaft einer neuen Idee von Führung, die Mündigkeit und Freiheit fördert. Praktische Theologie wäre nicht nur Reflexion kirchlicher Praxis, sondern würde neue Praxis initiieren – in Kirche und Wissenschaft, eine Praxis, die sich weder in Kirche noch in Wissenschaft über Ausschluss und Herrschaft realisiert, die ihren Wert nicht über Knechtschaft und Ausgrenzung definiert. Dafür ist in Kirche und Wissenschaft eine andere Theorie des Gegensätzlichen nötig, die nicht auf eine Auflösung in eine Über-Unter-Ordnung hinein setzt, sondern den Gegensatz durchdenkt, ihm standhält, in der Grundirritation vom Ende der Herrschaft Gottes und dem immer wieder neuen Anfang der Allmacht der Liebe, der Gnade ausharrt. In dieser Irritation hat sich Wahrheit immer wieder neu zu bewähren, endet die Herrschaft der letzten Schlüsse, des schon immer Gewussten, der klaren und beständigen Deutungen.

Eberhard Jüngel positioniert als Proprium des Christlichen Gott genau inmitten der Irritation: „Daß Gott, obwohl er der zwischen Sein und Nichtsein Entscheidende ist, dennoch nicht nur oberhalb dieses Gegensatzes von Sein und Nichtsein, sondern inmitten dieses Gegensatzes Gott ist, das ist nun […] als Pointe christlicher Rede von Gott zur Geltung zu bringen.“ „Gott bestimmt sich zum Menschsein des Menschen Jesu, um gerade in und mit diesem Menschen Gott zu sein.“ Er „selbst aber bestimmt sich dazu, nicht ohne den Menschen Gott zu sein.“ Deshalb „gehört schon zu Gottes Göttlichkeit seine Menschlichkeit. Das ist es, was die Theologie endlich zu lernen hat.“23 „Wie denn überhaupt zu befürchten ist, daß die Theologie nicht an den Bastionen des Unglaubens, sondern vielmehr an ihrer eigenen Verschlafenheit zugrunde geht.“24 Jüngel ist die Ungeduld anzumerken, mit der er für ein theologisches Bewusstsein kämpft, dass Gott „nicht notwendig [ist], weil mehr als notwendig“25. Gott ist mehr als notwendig. „Es ist theologisch unhaltbar, daß nur das Notwendige wesentlich sei. Auch der Zufall hat sein Wesen, auch das Kontingente ist wesentlich.“26

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