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Was eigentlich ist die Kirche?
ОглавлениеDie Einladung unseres Bischofs, die Rede von den örtlichen Gemeinden in unseren synodalen Akten ernst zu nehmen, hat etwas Wesentliches in uns bewirkt. Um eine Antwort zu finden auf diese doch scheinbar recht simple Frage, brauchte es zunächst einmal Klärung in uns: Was ist eigentlich Kirche? Was braucht es, um Kirche zu sein – oder zu werden? Das genau zu beschreiben war uns eine sehr kostbare Arbeit: zum einen – und das möchte ich noch einmal betonen – um nicht aus einem rein organisatorischen Blickwinkel zu schauen, sondern eine Herangehensweise gemäß dem Evangelium zu finden. Wir haben immer wieder die Schriftstellen von der Auferstehung Christi gelesen, besonders die Geschichte der Emmaus-Jünger (Lk 24), wir haben verstanden, dass Kirche die Gemeinschaft derer ist, die Christus erkennen durch die Deutung der Schrift, durch das gemeinsame Teilhaben an der Eucharistie und in der Begegnung mit dem Bruder und der Schwester.
Keiner dieser drei Aspekte – martyria, liturgia und diaconia – darf in der Kirche fehlen. Und so sind die Dienste in den örtlichen Gemeinden entstanden – nicht als Aufgaben, die man eben erfüllen muss, sondern vielmehr als ein Ort, wo sich ein Gesicht von Kirche zeigt, in dem Christus zu erkennen ist.
Die Entfaltung dieser drei Dimensionen christlichen Lebens findet offensichtlich ihre Quelle in der Taufe. Der Ritus ist klar: nach dem Eintauchen oder Übergießen mit Wasser salbt der Priester die Stirn des Taufkandidaten mit Chrisam und sagt dabei: „Du wirst nun mit dem heiligen Chrisam gesalbt, denn du bist ein Glied des Volkes Gottes und gehörst für immer Christus an, der gesalbt ist zum Priester, König und Propheten in Ewigkeit.“
Christus ist der Priester, König und Prophet – und für die Getauften geht es darum, ihre Taufe zu leben, das heißt, Glied am Leib Christi zu bleiben. Die Versuchung besteht darin, die örtlichen Gemeinden als eine Notlösung zu sehen – auf dem Hintergrund der immer kleiner werdenden Zahl von Priestern. Das wäre aber ein großer Irrtum, eine völlig falsche Perspektive, denn es geht vielmehr um Kirchwerdung aus der Quelle der Sakramente, weil es ja Gott ist, von dem alles ausgeht. Es geht eben gerade nicht um eine neue Aufgabenverteilung, sondern wirklich um die Entfaltung der Sendung der Kirche Christi auf der Grundlage der Taufe, die uns zu Christen macht. Ich möchte Sie einladen, in dieser Perspektive über die Zukunft der Kirche nachzudenken: ausgehend von der Taufe, genährt durch die Eucharistie und bestärkt im Glauben. Das ist die lebendige Quelle unseres Glaubens.