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Die Priester
ОглавлениеWenn wir von örtlichen Gemeinden sprechen, dann fragt man uns sehr oft nach den Priestern in diesem Kontext: Was wird aus ihnen? Werden sie nicht vergessen, wenn sich Kirche so organisiert? Ganz klar und zum Glück heißt die Antwort: Nein! Von der Taufe auszugehen, das heißt nicht, die Priester zu vergessen. Ganz im Gegenteil: wir gehen von der Gnade aus, für die der Priester Zeichen und Werkzeug in der Gemeinschaft ist. Ich möchte noch einmal Presbyterorum ordinis, Nr. 6 zitieren: „Darum obliegt es den Priestern als Erziehern im Glauben, selbst oder durch andere dafür zu sorgen, daß jeder Gläubige im Heiligen Geist angeleitet wird zur Entfaltung seiner persönlichen Berufung nach den Grundsätzen des Evangeliums (…). Noch so schöne Zeremonien und noch so blühende Vereine nutzen wenig, wenn sie nicht auf die Erziehung der Menschen zu christlicher Reife hingeordnet sind. Um diese zu fördern, sollen die Priester ihnen helfen, zu erkennen, was in den wichtigen und den alltäglichen Ereignissen von der Sache her gefordert ist und was Gott von ihnen will.“
Die Priester sind Erzieher im Glauben. Sie dienen dem Aufbau des Leibes Christi. Die Vielzahl ganz unterschiedlicher Christen sollen sie sammeln und zu einem Leib aufbauen. Damit dies gelingen kann, sind sie aufgerufen, auf jede und jeden Einzelnen zu schauen, jedem zu ermöglichen, das Beste, was sie oder er zu geben hat, hervorzubringen und es in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen.
In diesem Text findet sich auch das Wort von der Berufung. Erziehen, das heißt auch rufen, hervorrufen – es geht darum Menschen in eine Sendung zu rufen. Es geht nicht darum, alles selber zu tun, alles zu kontrollieren, sondern es geht um Ruf und Sendung. So wird deutlich, dass alle gerufen und gesandt sind und dass alle aufgefordert sind, zu rufen und zu senden.
Man kann den Dienst des Priesters nicht auf die Summe dessen reduzieren, was er tut oder was er tun darf bzw. was die Laien nicht tun dürfen. Hier lauert eine große Gefahr, nämlich die Sakramentalität der Kirche zu ignorieren und so, mit einem Schlag das Innerste des Dienstes der Priester zu zerstören. Diese Gefahr ist nicht zu unterschätzen.
Paulus spricht von den Presbytern als „Vätern im Glauben“. Wir haben diesen Ausdruck in unserer Synode wieder aufgenommen. Im Gegensatz zu den Vorstellungen der Welt von heute, die manchmal aus den Priestern so etwas wie kirchliche Kader machen wollen, zeigt uns dieses paulinische Bild das Herzstück des priesterlichen Dienstes. Was ist ein Vater? Vater ist der, der zeugt, aber auch der, der Wachstum ermöglicht, der seinem Kind hilft, erwachsen zu werden, und es in die Welt entlässt. Genauso steht der Priester im Dienst an der Communio. Indem er der Gemeinschaft immer wieder ins Gedächtnis ruft, worauf sie gründet, was ihr Ursprung ist, verhindert er, dass sie nur um sich selber kreist.