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Weitere Genres
ОглавлениеEs gibt weitere Subgenres von Comics bzw. Graphic Novels, welche sich mit ernsthaften und komplexen Themen auseinandersetzen. Einige sollen hier ohne Anspruch auf Vollständigkeit kurz vorgestellt und deren mögliche Anbindung an den Philosophieunterricht skizziert werden.
Comicreportagen beispielsweise verbinden Fakteninformationen mit der subjektiven Reflexion des Reporters oder der Reporterin.45 Auf diese Weise lassen sich anschaulich Bezüge zu gesellschaftlichen, politischen oder historischen Themenkomplexen herstellen, welche zu einer ethischen Reflexion führen können. Beispiele für Anknüpfungspunkte sind die Verantwortung für die Natur (Kazuto Tatsutas Reaktor 1F – Berichte aus Fukushima), Erfahrungen mit Krieg und Konflikten (Joe Saccos Palästina oder Guy Delisles Aufzeichnungen aus Jerusalem) oder psychische Belastungen von Soldaten (Maëls und Olivier Moreks Die Rückkehrer – Wenn der Krieg im Kopf nicht endet). Die Stärke der Comicreportagen liegt darin, geopolitische oder ökologische Zusammenhänge mit Erfahrungen konkreter Menschen zu verbinden und diese so für die Leserinnen und Leser greifbar zu machen. Im Unterricht können Fakten aus den Comics erarbeitet und in größere Zusammenhänge eingeordnet werden. Gleichzeitig ist es reizvoll, sich in die betroffenen Menschen hineinzuversetzen und eventuell ethische Schlussfolgerungen aus diesem Perspektivwechsel zu ziehen.
Will man die Gestaltungsmöglichkeiten des Comics im Fachunterricht ausloten, so empfiehlt sich die Lektüre von sogenannten Meta-Comics. Diese stellen ihren eigenen Status als Comic heraus und reflektieren diesen.46 Das bekannteste Beispiel hierfür ist wohl Scott McClouds Comics richtig lesen. Auszüge aus seinem Werk sind in den Zeitschriften Ethik & Unterricht47 und APuZ48 abgedruckt worden. McClouds Standardwerk ist aufgrund seiner Anschaulichkeit und Zugänglichkeit in Auszügen auch für Schülerinnen und Schülerinnen ab der Mittelstufe im Schulunterricht gut einsetzbar. Alternativ können die Regeln der Gestaltungsmittel des Comics unterhaltsam mit Pascal Jousselins Unschlagbar – der einzig wahre Superheld des Comics analysiert werden. Für den titelgebenden Helden gelten die Gesetzmäßigkeiten des Mediums nicht, so kann er beispielsweise mit dem Inhalt in anderen Bildern interagieren, während andere Figuren mit ihren Sprechblasen Hindernisse erschaffen oder die Fähigkeit haben, perspektivische Darstellungen zu manipulieren. Aufgrund der Thematik und der Kürze der einzelnen Geschichten49 ist dieser Comic hervorragend für den Unterricht geeignet.
Zuletzt sollen noch weitere Subgenres aufgezählt werden, welche eine Relevanz für den Philosophie- und Ethikunterricht besitzen: historische Comics (Identität in Birgit Weyhes Madgermans oder Sinnlosigkeit des Krieges in Tardis Grabenkrieg), phantastische Comics (z.B. Neil Gaimans Sandman) und Kriminalcomics (diese können ähnlich wie Superhelden-Comics in den Unterricht eingebunden werden, z.B. die diversen Adaptionen der Geschichten von Sherlock Holmes).
Comicreportagen
Delisle: Aufzeichnungen aus Jerusalem. Reprodukt 2012. (Nah-Ost-Konflikt)
Maëls/Moreks: Die Rückkehrer. Carlsen 2014. (Posttraumatische Belastungsstörung)
Sacco: Palästina. Edition Moderne 2009. (Interkulturelles Zusammenleben)
Sacco: Wir gehören dem Land. Edition Moderne 2020. (Ökologie, Kapitalismus, Postkolonialismus)
Stetter: Uns fürchtet nur das Unbekannte. Jaja Verlag 2019. (indische Lebensweise)
Tatsuta: Reaktor 1F. Carlsen 2016–2017 (3 Bände). (Technik-Folge-Abschätzung)
Graphic Novels mit philosophischen Bezügen
Bagieu: Wie ein leeres Blatt. Carlsen 2018. (Massenkultur und Identität)
Bondoux/Murat: Der Mörder weinte. Schreiber & Leser 2011. (Schuld, Verantwortung)
Chabouté: Ganz Allein. Carlsen 2011. (Gedankenexperiment zur Erkenntnistheorie)
Crumb: Robert Crumbs Genesis. Carlsen 2009. (Christliches Menschen- und Gottesbild)
Moon/Bá: Daytripper. Vertigo 2018. (Lebensführung, Tod und Identität)
Mathieu: Gott höchstselbst. Reprodukt 2010. (Gott, Medien- und Kapitalismuskritik)
Mathieu: Otto. Reprodukt 2017. (Determinismus, Identität)
McGuire: Hier. Dumont 2015. (Raum, Zeit, Menschheitsgeschichte)
Pausewang/Hage: Die Wolke. Tokyopop 2010. (Atomkraft, Technik-Folge-Abschätzung)
Pedrosa: Jäger und Sammler. Reprodukt 2016. (u. a. Theodizee und Lebensführung)
Tan: Ein neues Land. Carlsen 2015. (Migration und Flucht)
Die hier angeführten Beispiele und Subgenres zielen nicht auf Vollständigkeit ab. So sind einige Themenbereiche nicht aufgeführt worden (u.a. Fantasy- oder Science-Fiction-Comics). Die Unterteilung in bestimmte Genres soll vor allem der Orientierung dienen. Ziel ist es dabei nicht, die einzelnen Genres klar voneinander abzugrenzen oder einzelne Werke ausschließlich einem Genre zuzuordnen.
M1 Craig Thompson: Blankets50
Der Ausschnitt zeigt Craig mit seinem Bruder Phil. Beide besuchen einen Ort ihrer Kindheit.
Arbeitsanregungen
Beschreibe, worum es in dem Ausschnitt geht. Achte auch auf zeichnerische Besonderheiten.
Analysiere, ob der Comic eine philosophische Frage enthält.
Untersuche, inwiefern die Frage im Comic beantwortet wird (am Text und Bild erläutern).
Erörtere die Fragestellung nun selbst (u.a. mit eigenen Argumenten und Beispielen).
Beurteile abschließend, ob die Antwort im Comic überzeugend ist.
M2 Ralf König: Prototyp51
Arbeitsanregungen
Fasse den Comic zusammen und erarbeite anschließend seinen philosophischen Gehalt.
Vergleiche den Comic von Ralf König mit dem entsprechenden Text von Platon.
Beurteile, ob der Comic Platons Text richtig wiedergibt.
M3 Brian M. Bendis: House of M52
In dem Comic House of M finden sich alle Superhelden plötzlich in einer anderen Realität wieder. Ein Anführer der Mutanten, Magneto, hat die Realität nach seinen Vorstellungen verändert. Dafür hat er unter anderem die Kräfte seiner Tochter benutzt: Wanda Maximoff (Scarlett Witch). Das folgende Zitat stammt aus dem Comic: »Magneto überredete […] seine […] Tochter, die Welt nach seinem Bild zu verändern, […] damit er uns geben kann, was wir uns im Innersten wünschen. Oder etwas, das dem nahekommt, damit wir zufrieden sind. Glücklich in Magnetos Traum.«
Arbeitsanregungen
Der Comic kann als ein Gedankenexperiment betrachtet werden. Lies den Text oben durch und nenne die Annahmen, die in dem Comic stecken. Beginne mit »Angenommen, dass …«.
Nenne mögliche philosophische Fragen, die sich aus den Annahmen ergeben.
Stell dir vor, die Annahmen, die du oben gesammelt hast, würden auch für dich gelten. Untersuche, wie dein Leben dann aussehen könnte.
Lies die Erläuterungen zu den einzelnen Superhelden durch. Fasse kurz zusammen, welche Auswirkungen die andere Realität auf ihr Leben hat. Begründe, ob die Superhelden (vermutlich) in dieser Realität leben wollen würden.
Vergleiche das Gedankenexperiment im Comic mit Robert Nozicks »Die Erlebnismaschine«. Nenne dabei Gemeinsamkeiten und Unterschiede.
Erörtere abschließend die zentrale philosophische Frage (vgl. Aufgabe 2). Du kannst dabei mögliche Argumente nennen, die sich aus deinen eigenen Überlegungen, dem Comic oder Nozicks Text ergeben haben.
Ist es erstrebenswert, dass sich alle Wünsche erfüllen? Beantworte diese Frage zunächst selbst. Vergleiche anschließend, wie die Superhelden im Comic diese Frage beantworten könnten.
1 Vgl. Frahm, Ole: »Die Fiktion des Graphischen Romans«, in: Hochreiter, Susanne; Klingenböck, Ursula (Hrsg.): Bild ist Text ist Bild, Narration und Ästhetik in der Graphic Novel, Lettre, transcript, Bielefeld 2014, S. 53–78: S. 54; Seeßlen, Georg: »Rückkehr und Erinnerung. Zehn Variationen der neunten Kunst«, in: TEXT+KRITIK. Zeitschrift für Literatur 10, 2017, Sonderband. Graphic Novels, S. 5–36: S. 8.
2 Vgl. Frahm, Ole: »Die Fiktion des Graphischen Romans«, a.a.O., S. 58.
3 Vgl. McLaughlin, Jeff: »Deep Thinking in Graphic Novels«, in: The Philosophers’ Magazine 60, 2013, Issue 1: Problems in Mind, pp. 44–49: p.4 4.
4 Georg Seeßlen betont, dass viele Graphic Novels biographische Geschichten aufgreifen und sich durch eine besondere Intensität des inneren Erlebens sowie durch das Zitieren anderer Medien oder Werke auszeichnen. Vgl. Seeßlen, Georg: »Rückkehr und Erinnerung. Zehn Variationen der neunten Kunst«, a.a.O., S. 12–13.
5 Vgl. Schröer, Marie: Graphic Memoirs – autobiographische Comic«, in: Abel, Julia; Klein, Christian (Hrsg.): Comics und Graphic Novels. Eine Einführung, J. B. Metzler Verlag, Stuttgart 2016, S. 263–275: S. 264–265. Für den Deutschunterricht führt Swantje Rehfeld aus, dass der Einsatz von Graphic Novels zur »Stabilisierung von biographischen Bewusstwerdungsprozessen [und] zum Selbst- und Fremdverstehen« beiträgt. Am Beispiel der Autobiographie von Nadja Budde können auch »philosophische Grundfragen nach der Erfahrung von Raum und Zeit und der Begegnung mit Tod und Leben« im Unterricht aufgegriffen werden (Rehfeld, Swantje: »Kindheitsgeschichte als Graphic Novel. (Auto-)biographische Bild-Text-Zusammenhänge verstehen und interpretieren«, in: Praxis Deutsch 29, 2012, Heft 234: Interpretationsaufgaben stellen, S. 22–28, S. 22).
6 Vgl. Smith, Sidonie; Watson, Julia: »Auto/biographics and Graphic Histories Made for the Classroom. Logicomix and Abina and the Important Men«, in: Aldama, Frederick Luis (Ed.): The Oxford Handbook of Comic Book Studies, Oxford University Press, Oxford 2019, pp. 1–24, p. 6.
7 Für diese Überlegung habe ich mehrere Unterrichtsvorschläge von Gabriele Münnix miteinander kombiniert (vgl. Münnix, Gabriele: »Perspektivität und Perspektivwechsel. Zur Bedeutung des Philosophierens mit Fabeln«, in: Zeitschrift für Didaktik der Philosophie und Ethik 31, 2005, Heft 3: Hobbes, S. 236–244: S. 204). Meine Absicht dabei war es, den Comicroman nicht nur als Einstieg in ein philosophisches Problem zu verwenden, sondern die Geschichte selbst als roten Faden für die weitere Problembearbeitung aufzugreifen.
8 Vgl. Schröer, Marie: Graphic Memoirs – autobiographische Comic«, a.a.O., S. 271.
9 Vgl. Albus, Vanessa: »Methoden und Medien des autobiographischen Philosophierens«, in Zeitschrift der Didaktik der Philosophie und Ethik 34, 2012, Heft 2: Autobiographie, S. 95–103: S. 98.
10 Vgl. Schröer, Marie: Graphic Memoirs – autobiographische Comic«, a.a.O., S. 271.
11 Ebd.
12 Vgl. Schell, John Logan: »This Is Who I Am. Hybridity and Materiality in Comics Memoir«, in: Aldama, Frederick Luis (Ed.): The Oxford Handbook of Comic Book Studies, Oxford University Press, Oxford 2019, pp. 1–24, S. 4.
13 Diese Möglichkeit nennen Volker Steenblock und Otto Wiezorek in Bezug auf bereits vorliegende Comics zur Philosophiegeschichte. Vgl. Steenblock, Volker: Philosophische Bildung. Einführung in die Philosophie-Didaktik und Handbuch: Praktische Philosophie, Münsteraner Einführungen – Münsteraner Philosophische Arbeitsbücher, Bd. 1, LIT Verlag, Münster 2007, S. 174.
14 Albus, Vanessa: »Methoden und Medien des autobiographischen Philosophierens« a. a.O., S. 96–98.
15 Beispiele unter: https://www.wb-web.de/material/medien/zehn-tools-zur-gestaltung-von-comics-und-cartoons.html (Stand: 24.04.2020).
16 Vgl. https://www.avant-verlag.de/comics/das-lange-ungelernte-leben-des-roland-gethers/ (Stand: 24.04.2020).
17 Dies hebt Klaus Goergen für belletristische Werke hervor (vgl. Goergen, Klaus: »Das Gute im Schönen. Belletristik im Literatur- und Ethikunterricht«, in: Zeitschrift für Didaktik der Philosophie und Ethik 38, 2016, Heft 1: Jugendliteratur, S. 113–119, S. 114). Auch Johannes Rohbeck betont in Hinblick auf die Sekundarstufe I, dass die Literatur ohne Zweifel oftmals hilfreich für den Philosophie- und Ethikunterricht sei (vgl. Rohbeck, Johannes (2004): »Literarische Formen des Philosophierens im Unterricht«, in: Zeitschrift für Didaktik der Philosophie und Ethik 26, 2004, Heft 2: literarisches Philosophieren, S. 90–101, S. 91).
18 Wiesinger, Kai: »Die schwierige Liebe zur Wahrheit. Blick mit einem Comic auf das Höhlengleichnis«, in: Zeitschrift für Didaktik der Philosophie und Ethik 33, 2011, Heft 4: Liebe, S. 304–308, S. 308.
19 Klaus Goergen erörtert die Vorzüge, moralphilosophische Positionen durch belletristische Texte zu erarbeiten anstatt mit Primärtexten. Diese seien leichter verständlich, ansprechender und würden den Reiz des Ungewohnten und des Narrativen aufweisen (Vgl. Goergen, Klaus: »Das Gute im Schönen. Belletristik im Literatur- und Ethikunterricht«, a.a.O., S. 114). Offensichtlich gelten diese Vorzüge auch für Comic-Umsetzungen philosophischer Texte oder für Graphic Novels, welche philosophische Fragen bzw. Ausführungen enthalten.
20 Vgl. Wiesinger, Kai: »Die schwierige Liebe zur Wahrheit. Blick mit einem Comic auf das Höhlengleichnis«, a.a.O., S. 306–307.
21 Wiesinger resümiert, dass der Text-Comic-Vergleich beides ermögliche. Vgl. ebd., S. 308.
22 Seele, Katrin: »Interkulturelles Philosophieren mit Comics und goanimate.com. Buddhismus – Sekundarstufe I«, in: Ethik & Unterricht 23, 2012, Heft 1: Woran glaubst du?, S. 29–31.
23 Vgl. Maeger, Stefan: »Der Reiz der Bilder. Einsatzmöglichkeiten von Bildern im Philosophie- und Ethikunterricht«, in: Ethik & Unterricht 11, 2000, Heft 3: Methoden, S. 35–41, S. 37.
24 Katrin Manz und Jan Standke schlagen vor, dass durch eine Untersuchung der symbolischen Bedeutung der Raumdarstellung im Comic der Frage nachgegangen werden kann, ob ein Mensch, der sein Leben lang Böses getan hat, noch ein guter Mensch werden kann. Als Grundlage für den Unterrichtsentwurf dient die Graphic Novel Der Mörder weinte von Thierry Murat (vgl. Manz, Katrin; Standke, Jan: »Können Mörder weinen? Moralische und symbolische Dimensionen des Bösen im Roman Der Mörder weinte«, in: Praxis Deutsch 24, 2017, Heft 261: Das Böse, S. 28–35).
25 Auch Christa Runtenberg betont, dass diese Fähigkeit nur in längeren Prozessen gefördert werden kann – vom elementaren Sehen zum komplexen Bildlesen. Vgl. Runtenberg, Christa: Philosophiedidaktik. Lehren und Lernen, UTB 4653, Wilhelm Fink, Paderborn 2016, S. 116.
26 Auch wenn es sich bei dem Band nicht um eine Graphic Novel handelt, so kann hier Nicolas Mahlers Partyspaß mit Kant ergänzt werden. Mahlers Philosofunnies umfassen u.a. Platons Ausführungen zum Kugelmenschen aus dem Symposion oder Ausschnitte aus Rousseaus Gesellschaftsvertrag. Die kurzen »Funnies« ergänzen Originalpassagen philosophischer Texte um verfremdete, meist in der Gegenwart angesiedelte Zeichnungen, welche die eigentliche Pointe von Mahlers Band bilden. So tritt Blaise Pascal als Weltraumheld auf und Arthur Schopenhauer als Fahrschullehrer. Zu beachten ist, dass für einige Jugendliche die Lektüre durch Mahlers stark reduzierten Zeichenstil und das verfremdete Setting erschwert wird.
27 Auf den ersten Blick scheint es sich bei Superhelden-Comics um Serien zu handeln. Ole Fram legt anschaulich dar, dass sich Graphic Novels nur unzureichend von Superhelden-Comics unterscheiden lassen (vgl. Frahm, Ole: »Die Fiktion des Graphischen Romans«, in: Hochreiter, Susanne; Klingenböck, Ursula (Hrsg.): Bild ist Text ist Bild, Narration und Ästhetik in der Graphic Novel, a.a.O., S. 62). Als Beispiel können hier auch abgeschlossenen Maxiserien genannt werden (wie z.B. Tom Kings und Mitch Gerads Mister Miracle – Darkseid ist) oder vergleichsweise abgeschlossene Geschichten innerhalb von Comic-Serien (z. B. Jeff Lemires und Andrea Sorrentinos Old Man Logan – Berserker).
28 Diese Merkmale lassen sich beispielsweise in Simon Mayers Gedankenexperiment zur Super-Identität finden. Vgl. Mayer, Simon: »Ich und mein Super-Ich. Mit der Graphic Novel Ms. Marvel Fragen nach Identität, Transkulturalität und Körperidealen reflektieren«, in: Ethik & Unterricht 30, 2019, Heft 4: Bilderbuch und Comic, S. 30–36: S. 33.
29 Eine bedenkenswerte Erklärungsmöglichkeit bietet der Begriff der Supererogation, welcher auf die Vulgata zurückgeht (die lateinische Bibel aus dem 4. Jahrhundert). Supererogation meint die moralischen Handlungen über die religiöse und moralische Pflicht hinaus (vgl. Raters, Marie-Luise: »Einmal ein Held sein? Kritische Überlegungen zur Supererogation als Leitbild der Moralerziehung«, in: Zeitschrift für Didaktik der Philosophie und Ethik2 37, 2015, Heft 2: Moralische Urteilsbildung, S. 54–66: S. 55).
30 Einen Überblick über die Entstehung und die Geschichte des Comic Code ist unter https://www.heise.de/tp/features/Wir-haben-den-Ultimate-Nullifier-3414804.html (Stand: 24.04.2020) zu finden. Der übersetzte Originaltext von 1971 kann hier abgerufen werden: https://www.splash-comics.de/php/specials/seiten/71 (Stand: 14.04.2020).
31 Beispielsweise werden in der klassischen Geschichte »Terror in a Tiny Town« von 1981 die Fantastic Four von Doctor Doom gefangenen genommen (Fantastic Four #236). Die Familienmitglieder werden ihrer Erinnerungen beraubt und ihr Bewusstsein wird in die Körper von Robotern versetzt. Im Unterricht kann der Comic auf das Leib-Seele-Problem bezogen werden – genauso wie an Descartes‘ Erkenntnistheorie, indem sich die Lerngruppe fragt, wie sich die Protagonisten sicher sein können, was ihr richtiges Leben ist. Der Comic ist auf Deutsch u.a. in der Reihe Klassiker der Comic-Literatur der F.A.Z. erschienen.
32 Ecke, Joche: »Superheldencomics«, in: Abel, Julia; Klein, Christian (Hrsg.): Comics und Graphic Novels. Eine Einführung, a.a.O., S. 233–247: S. 233–234.
33 Anhand eines Comics zum Märchen Die Schöne und das Biest können Merkmale des Begriffs Schönheit herausgearbeitet werden. Dieses Vorgehen schlägt Jörg Peters vor (vgl. Peters, Jörg: »Bin ich schön? Das Ich im Spiegel des Anderen«, in: Praxis Philosophie und Ethik 3, 2017, Heft 6; Ich und der Andere – die anderen und ich (Einzelstunden), S. 6–13).
34 Auf diese Anbindung an den Philosophieunterricht verweist u. a. Jörg Peters (Vgl. Peters, Jörg: »Mit Wort und Bild philosophieren. Gehören Bilderbücher und Comics in den Philosophie- und Ethikunterricht?«, in: Ethik & Unterricht 30, 2019, Heft 4: Bilderbuch und Comic, S. 30 – 36: S. 12–13; vgl. auch Peters, Jörg: »Bilder und Comics«, in: Nida-Rümelin, Julian; Spiegel, Irina; Tiedemann, Markus (Hrsg.): Handbuch Philosophie und Ethik, 2 Bde. Bd. 1: Didaktik und Methodik, UTB 8617, Ferdinand Schöningh, Paderborn 2015, S. 277–293: S. 286 und S. 291.
35 Bezugnehmend auf Die Klonsaga (The Clone Saga, 1994–1996, primär von Terry Kavanagh, Howard Mackie und Gerry Conway) oder Die verlorenen Jahre (The Lost Years, 1995–1996, von Jean Marc DemMatteis, John Romita junior und Klaus Janson) kann gefragt werden, inwiefern sich Peter Parker und seine Klone Bein Reilly oder Kaine eine Identität teilen.
36 Mit Hilfe von Wilson, G. Willow; Alphona: Alphonas Ms. Marvel – Metamorphose, Panini Verlag, Stuttgart 2016, lassen sich so Zusammenhänge von Körper und Identität, aber auch von westlichen Schönheitsidealen bzw. Stereotypen im Unterricht behandeln. So nimmt die jugendliche Heldin, welche die Tochter pakistanischer Einwanderer ist, zunächst die äußere Erscheinung ihres Vorbilds Carol Denvers bzw. Captain Marvels an – einer blonden langbeinigen Amerikanerin (vgl. Mayer, Simon: »Ich und mein Super-Ich. Mit der Graphic Novel Ms. Marvel Fragen nach Identität, Transkulturalität und Körperidealen reflektieren«, a. a. O., S. 31).
37 Vgl. McLaughlin, Jeff: »Deep Thinking in Graphic Novels«, a. a. O., S. 47.
38 Dieses Vorgehen stellt auch eine Variante der Comicwissenschaft dar, um Comics zu analysieren (vgl. Packard, Stephan; Rauscher, Andreas; Sina, Véronique; Thon, Jan-Noël; Wilde, Lukas R. A.; Wildfeuer, Janina: Comicanalyse. Eine Einführung; Lehrbuch, J. B. Metzler, Stuttgart 2019, S. 113–150).
39 Vgl. Handorf, Rico: »Die Tücken der Gerechtigkeit in Gotham City – oder: Philosophieren mit Batman? Der Film ›The Dark Knight‹ im Unterricht«, in: Zeitschrift für Didaktik der Philosophie und Ethik 33, 2011, Heft 3: Globale Gerechtigkeit, S. 212–219: S. 213.
40 Diese Fragen sind abrufbar unter: http://www.rainererlinger.de/die-gewissensfrage.html (Stand: 24.04.2020).
41 Marie-Luise Raters kommt zu dem Ergebnis, dass es zielführender für eine Wertevermittlung ist, Menschen aus dem Alltag als Vorbild zu thematisieren. Beispielsweise könnten die Lernenden mit ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern ins Gespräch kommen, die beispielsweise bei einer Obdachlosentafel helfen, und diese unter anderem nach der Belastung und der emotionalen Befriedigung fragen (vgl. Raters, Marie-Luise: »Einmal ein Held sein? Kritische Überlegungen zur Supererogation als Leitbild der Moralerziehung«, a.a.O., S. 64).
42 Auf diese Gefahr weist u.a. Michael Segets hin (vgl. Segets, Michael: »Was ist ein Held? Der Held als Tugendmodell zwischen Vorbild und Instrumentalisierung«, in: Ethik & Unterricht 29, 2018, Heft 4: Tugend und Laster, S. 47–54: S. 47).
43 Vgl. Mayer, Simon: »Ich und mein Super-Ich. Mit der Graphic Novel Ms. Marvel Fragen nach Identität, Transkulturalität und Körperidealen reflektieren«, a. a. O., S. 19.
44 Hier dient erneut Frank Millers The Dark Knight Returns (1986, dt.: Die Rückkehr des Dunklen Ritters) als stilgebendes Beispiel. In der Graphic Novel wird beispielsweise Superman als willfähriger Befehlsempfänger des amerikanischen Präsidenten hingestellt, während Batman seine moralischen Prinzipien ablegt (wie z.B. das Tötungsverbot).
45 Vgl. Hangartner, Urs: »Sachcomics«, in: Abel, Julia; Klein, Christian (Hrsg.): Comics und Graphic Novels. Eine Einführung, a.a.O., S. 291–303: S. 298.
46 Vgl. Werner, Lukas: »Metacomics«, in: Abel, Julia; Klein, Christian (Hrsg.): Comics und Graphic Novels. Eine Einführung, a.a.O., S. 304–315: S. 304.
47 Vgl. Mayer, Simon: »Materialteil«, in: Ethik & Unterricht 30, 2019. Heft 4: Bilderbuch und Comic, S. 5–7.
48 Vgl. McCloud, Scott: »Was sind Comics?, in: Aus Politik und Zeitgeschehen (APuZ) 64, 2014, Ausgabe 33–34: Comics, S. 3–10, auf: https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/189540/comics (Stand: 24.04.2020).
49 Der Comic ist in keiner Weise eine Graphic Novel. Der Großteil der Geschichten umfasst lediglich eine Seite.
50 Thompson, Craig: Blankets, a.a.O., S. 536–538.
51 König, Ralf: Prototyp, a.a.O., S. 69–70.
52 Bendis, Brian Michael; Coipel, Olivier: House of M, übers. von Schrittmatter, Michael, Panini Comics, Nettetal-Kaldenkirchen 2007. Die Abbildung zeigt das Cover der deutschen Paperback-Ausgabe (vgl. https://paninishop.de/house-of-m-superhelden-comics/house-of-m-dmapb004, Stand: 15.11.2020).