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Philosophisch oder ethisch ausgerichtete Comics

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Der Einsatz von Comics im Philosophie- und Ethikunterricht ist ein noch recht neues didaktisches Feld. Wissenschaftlich werden philosophische Comics bzw. Comics, denen man (von außen) einen philosophischen Inhalt zuschreibt, seit den 1990er Jahren untersucht. Die in diesem Bereich im anglo-amerikanischen als auch im deutschsprachigen Raum erschienene Anzahl an didaktischen Publikationen ist (noch) recht übersichtlich.26 Während insbesondere seit 2013 mit Jeff McLaughlins Graphic Novels as Philosophy27 die Fortsetzung von Comics as Philosophy, James Rourkes The Comic Book Curriculum. Using Comics to Enhance Learning and Life28, Chris Gavters und Nathaniel Goldbergs Superhero Thought Experiment. Comic Book Philosophy29, Crag Hills Teaching Comics Through Multiple Lessons. Critical Perspectives30, Maureen Bakis’ The Graphic Novel Classroom31, Carrye Kay Symas und Robert G. Weiners Graphic Novels and Comics in the Classroom32 sowie Frank Brandelts und Roy T. Cooks The Routledge Companion to Comics33 wichtige Veröffentlichungen für die Auseinandersetzung mit Comics und Graphic Novels aus philosophischer und philosophiedidaktischer Sicht vorgenommen worden sind, wird die Diskussion in Deutschland gerade erst – unter anderem durch den vorliegenden Band – angestoßen.

Die erste deutschsprachige Publikation, die sich für ein Unterrichten mit Comics im Philosophie- und Ethikunterricht ausspricht, ist ein Aufsatz des Wiener Pädagogen Martin Bolz aus dem Jahr 2003.34 Eine erste didaktische Umsetzung wird erst acht Jahre später durch Kai Wiesinger 201135 und eine erste didaktische Konzeption zum Philosophieren mit Comics noch einmal vier Jahre später von Jörg Peters 2015 vorgelegt.36

Für den Philosophie- und Ethikunterricht sind zunächst einmal solche Comics von Interesse, die versuchen, philosophische Theorien darzustellen, wie dies beispielsweise in der neunteiligen Heftserie Action Philosophers von Fred van Lente und Ryan Dunlavey, die mittlerweile auch in Buchform vorliegt, geschieht.37 Sie stellen – mit Ausnahme der Vorsokratiker – von Platon bis Derrida auf wenigen Seiten jeweils eine Philosophin oder einen Philosophen mit derjenigen Theorie vor, die sie bzw. ihn berühmt gemacht hat.

The Cartoon Introduction to Philosophy von Michael F. Patton und Kevin Cannon38 konzentriert sich dagegen nicht auf einzelne Philosophinnen oder Philosophen, sondern auf zentrale Themen der Philosophie und/oder Ethik. Sie präsentieren in ihrem Werk graphisch die Auffassungen der einflussreichsten Vertreter zu Logik, Wahrnehmung, Erkenntnistheorie, freiem Willen, Gott und Ethik.

In Logicomix. Eine epische Suche nach Wahrheit39 geht es um die Errichtung eines logischen Fundaments für die gesamte Mathematik und damit auch um die Suche nach der absoluten Wahrheit. Bei seiner Suche trifft der Protagonist der Geschichte, der Mathematiker, Logiker und Philosoph Bertrand Russell, auf mathematische und philosophische Größen wie Kurt Gödel, Alan Turing, Alfred N. Whitehead oder Gottlob Frege und findet in Ludwig Wittgenstein einen genialen Schüler.

Heretics! The Wondrous (and Dangerous) Beginnings of Modern Philosophy40 erzählt die Geschichten von achtzehn Philosophinnen und Philosophen des 17. Jahrhunderts und wie sie – trotz der Androhung von Gefängnisstrafe, Exkommunikation oder Tod – (staatliche) Autoritäten herausforderten, um die Grundlagen für eine moderne Philosophie und Wissenschaft zu legen. Die in dieser Graphic Novel vorgestellten Philosophinnen und Philosophen41 haben durch ihre Schriften unsere Sicht auf die Welt, auf die Gesellschaft und auf uns selbst grundlegend verändert. Durch sie wurde deutlich, dass die Welt nicht im Zentrum des Weltalls steht oder dass Könige kein göttliches Herrschaftsrecht besitzen.

Aber nicht alle Bücher, die mit Bildern und Sprechblasen ausgestattet sind, sind Comics. Dies gilt z. B. für die im Fink Verlag herausgegebene Reihe Philosophie für Einsteiger.42 Hierbei handelt es sich vielmehr um kurze Einführungen in das Denken von Philosophinnen und Philosophen, die hauptsächlich mit Zeichnungen ihrer Konterfeis ausgestattet sind. Von Zeit zu Zeit erhalten diese Konterfeis eine Sprechblase, in der ein Gedanke der dargestellten Philosophin oder des dargestellten Philosophen wiedergegeben wird. Dieses Stilmittel ist eine Übernahme aus der anglo-amerikanischen Reihe Introducing …43, die zum Teil in deutscher Übersetzung unter der Reihenbezeichnung Ein Sachcomic im TibiaPress Verlag vorliegt44. Populär wurde diese Art der Präsentation philosophischer Theorien aber bereits in den 1980er Jahren durch die sogenannten Sachcomics, die im Rowohlt Verlag erschienen sind.45

Neben den genannten philosophischen Comics gibt es noch zahlreiche Comic-Biographien, etwa zu Nietzsche46 oder Sartre47, aus denen durchaus Ausschnitte für unterrichtliche Zwecke verwendet werden können. Dies gilt übrigens auch für eine Comic-Einführung in Das Kapital48, dem Hauptwerk von Karl Marx. Die wenigen hier vorgestellten Beispiele machen schon deutlich, dass es allein in dem Bereich des Comics mit philosophischem Inhalt mittlerweile genügend (ansprechendes) Material gibt, das sich als tragfähig für den Philosophie- und Ethikunterricht erweist.

Philosophieren mit Comics und Graphic Novels

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