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Quasi-experimentelle Designs

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Die randomisierte Zuweisung von Personen zu Untersuchungsbedingungen ist oft nicht möglich. Organisatorische, pragmatische oder ethische Gründe können eine zufällige Zuweisung unmöglich machen. In unserem Beispiel wäre es allein aus ethischen Gründen nicht vertretbar, die von Mobbing betroffene Personen in die Kontrollgruppenbedingung ohne Intervention zu schicken. Für solche Fälle stehen quasi-experimentelle Forschungsdesigns zur Verfügung (Campbell & Stanley, 1963), bei denen auch die Intervention bzw. das Treatment manipulierbar und der AV zeitlich vorgeordnet ist. Im Gegensatz zum echten Experiment findet jedoch keine randomisierte, zufällige Zuweisung der Versuchspersonen statt (Shadish, Cook & Campbell, 2002). Dürfen z. B. die Probanden selbst entscheiden, an welcher der beiden Untersuchungsbedingungen sie teilnehmen, liegt eine Selbstselektion vor. Hier ist der Einfluss von Störvariablen nicht mehr auszuschließen. Kommen vorrangig hoch-motivierte Mobbing-Opfer in die Intervention, die bereits weitere Unterstützungsmaßnahmen nutzen, ist ein positiver Effekt der Intervention nicht eindeutig der schulischen Intervention anzurechnen (selection bias). In solchen Fällen ist die interne Validität ( Abschnitt 3.2.4) der Studie gering.

Im Kontext quasi-experimenteller Designs unterscheiden Shadish et al. (2002) verschiedene Subdesigns, von denen die folgende exemplarische Auswahl für schulpsychologische Forschung besonders relevant ist:

Quasi-experimentelle Designs ohne Kontrollgruppe. Ein Versuchsplan, der sich durch seine einfache Durchführbarkeit auszeichnet, ist das Ein-Gruppen-Posttest-Design (One-Shot Case Study). Hier wird lediglich eine Untersuchungsgruppe zu einem Messzeitpunkt, d. h. nachdem eine Intervention in dieser Gruppe stattgefunden hat, untersucht. Der Nachteil dieses Designs liegt in der geringen internen Validität, denn die Werte auf der erhobenen AV können durch das Treatment beeinflusst sein, jedoch auch durch eine unbekannte Anzahl anderer Faktoren.

Quasi-experimentelle Designs mit Kontrollgruppe. Eine mögliche Erweiterung der One-Shot Case Study ist das Posttest-Design mit nicht-äquivalenten Gruppen, bei dem die Datenerhebung wiederum nur zu einem Messzeitpunkt stattfindet. Ein solches Design liegt im Beispiel vor. Zusätzlich zu der Interventionsgruppe wird hier eine weitere Gruppe betrachtet, die keine Intervention erhält und somit als Referenz- bzw. Kontrollgruppe fungiert. Die Zuweisung der Personen zu den Gruppen erfolgt jedoch nicht per Zufall. Folglich kann die Vergleichbarkeit oder Äquivalenz der beiden Gruppen nicht vorausgesetzt werden. Der Nachteil liegt somit in der potenziell mangelnden Vergleichbarkeit der Gruppen, denn Selektionseffekte können nicht ausgeschlossen werden. Unterschiede zwischen beiden Gruppen könnten bereits vor der Intervention vorgelegen haben.

Quasi-experimentelle Designs mit mehreren Messzeitpunkten. Hier werden die interessierenden Variablen zu mindestens zwei Messzeitpunkten an ein und derselben Stichprobe erhoben. Bei unserem Beispiel könnte das Design entsprechend erweitert werden, indem in beiden Gruppen vor und nach der Intervention die Selbstwirksamkeit erfasst wird (sog. Prätest-Posttest-Kontrollgruppen-Design). Der Vorteil eines solchen Designs liegt darin, dass potentielle Niveauunterschiede zwischen den beiden Gruppen vor der Intervention bei der Datenauswertung kontrolliert werden können. Zusätzliche Erweiterungen durch die Realisierung weiterer Messzeitpunkte sind möglich.

Zeitreihendesigns bzw. intensive Längsschnittdesigns sind von den anderen Designs abzugrenzen. Hierbei wird eine Folge von Messungen einer (oder mehrerer) AV an einer größeren Anzahl aufeinanderfolgender Messungen durchgeführt. Shadish et al. (2002, S. 174) empfehlen eine Datenerhebung zu 100 Messzeitpunkten für die korrekte Identifikation der entsprechenden Modellparameter im Rahmen von Zeitreihenanalysen und betonen die Bedeutung des Zeitreihendesigns als eines der effektivsten quasi-experimentellen Versuchspläne. Diese sind besonders gut geeignet um auch die funktionale Form von Veränderungs- bzw. Entwicklungsverläufen abzubilden. Es gibt verschiedene Spielarten von Zeitreihenplänen, z. B. einfache ohne Kontrollgruppe vs. mehrfache Zeitreihenpläne, die zusätzlich eine oder mehrere Kontrollgruppen beinhalten. Intensive Längsschnittdesigns lassen sich beispielsweise im Rahmen eines sog. Ambulanten Assessments umsetzten, wobei der Fokus auf einer Datenerhebung in möglichst natürlichen Kontexten, beispielsweise dem Schulalltag, liegt (Bugl, Schmid & Gawrilow, 2015).

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