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1.1 Bedeutung und Auswirkungen von Schüchternheit

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Schüchterne Kinder erfahren eine Reihe von Nachteilen in ihrer Entwicklung. Allem voran ist die sozial-emotionale Entwicklung gefährdet (Baardstu et al., 2020). So kann sich Schüchternheit im Kindesalter negativ auf die Gleichaltrigenkontakte und den Peerstatus auswirken und bis ins Jugendalter andauern (Stöckli, 2004). Je nach kulturellem Hintergrund wirkt sich Schüchternheit auch auf schulische Leistungen mehr oder weniger aus. Bayram Özdemir et al. (2017) verdeutlichen dies an schüchternen Kindern in der Türkei. Aus der Studie kann man schlussfolgern, je mehr Wert in einer Gesellschaft auf soziale Beziehungen gelegt wird, umso deutlicher ist die Bedeutung für den schulischen Erfolg erkennbar. In einer Studie von Stöckli (2004) zeigt sich ebenfalls der Zusammenhang von Schüchternheit beziehungsweise sozialer Ängstlichkeit und schulischer Leistung. Eine komplizierte Verknüpfung mit schulischen Leistungen kann auf Basis der Studienlage als begründet angenommen werden (vgl. z. B. Zhang et al., 2017). Stöckli (2004) fordert von daher zu Recht die Trennung der Leistungsbeurteilung durch Lehrerinnen und Lehrer von der Beurteilung der sozialen Kompetenz der Kinder. Dies verlangt eine entsprechende Ausbildung der Lehramtsstudierenden sowie eine Schulung der Lehrkräfte für ihren Unterrichtsalltag.

Angst vor sozialen Situationen, Gefühle der Einsamkeit und Niedergeschlagenheit bis hin zur Vermeidung des Schulbesuchs wirken sich negativ auf den Kontakt und die Beziehung zu Gleichaltrigen aus, zum Beispiel hinsichtlich der Akzeptanz durch Gleichaltrige. Und dies begünstigt weiter die Unzufriedenheit schüchterner Kinder mit der schulischen Situation (Bayram Özdemir et al., 2017). Eine zentrale Bedeutung hat dabei das Selbstbild und Selbstwertgefühl schüchterner Kinder, welches mit darüber entscheidet, ob sich ein schüchternes Kind am Unterricht oder an Gesprächen mit den Klassenkameradinnen und Klassenkameraden beteiligt. Eine Beteiligung wiederum beeinflusst die Sicht der anderen auf das schüchterne, ängstliche Kind in positiver Weise, eine Nicht-Beteiligung natürlich in negativer Weise, und hat sogar einen Effekt auf die Lehrperson (Stöckli 2009).

Früh auftretende Schüchternheit geht mit dem Risiko einher, dass sich eine Störung mit sozialer Ängstlichkeit des Kindesalters entwickelt, die behandlungsbedürftig ist. Bleibt die soziale Angst unbehandelt, so stabilisiert sie sich, generalisiert in alle Lebensbereiche, bis hin zur Entwicklung einer komorbiden depressiven Störung im späten Kindesalter und Jugendalter (Büch et al., 2015a; Petermann & Suhr-Dachs, 2013). Entsprechend kann die Lebenszeitprävalenz für die soziale Angststörung um drei bis vier Prozent liegen (Demir et al., 2013; Wittchen et al., 1999). Die Punktprävalenz bei 12- bis 17-Jährigen schwankt zwischen 0,5 % und 2,6 % (Essau et al., 1999). Subklinische Formen sozialer Ängste treten weit häufiger auf. Von 1035 Jugendlichen der Bremer Jugendstudie gaben 47,2 % an, unter sozialen Ängsten zu leiden (Essau et al., 1998). Mädchen waren etwas häufiger betroffen. Der Geschlechtsunterschied war jedoch nicht signifikant.

Schüchterne und sozial ängstliche Kinder in der Schule

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