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2.1 Transkulturalität und Kulturspezifik

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Transkulturalität und Interkulturalität werden häufig synonym verwendet oder als Konkurrenzkonzepte behandelt, wie es der Urheber des Begriffs „Transkulturalität“, Wolfgang Welsch (1994), selbst tut, wenn er Interkulturalität auf überwundene Kohärenzparadigmen reduziert. Er überträgt den philosophischen Begriff „Transversalität“ auf die Kulturtheorie und betont das Hindurchgehen „durch die klassischen Kulturgrenzen“ (ebd.: 28). Bauer (2015) schlägt vor, den Begriff „Transkulturalität“ für jene Räume und Produkte vorzubehalten, die kulturell nicht markiert sind, etwa Dinge und Orte „‚außerhalb‘ kulturspezifischer Deutungsmuster“ wie Flughäfen, internationale Hotelketten, Supermärkte etc. (ebd.: 202f.). Transkulturalität steht in enger Verbindung mit Internationalisierungs- und Globalisierungsprozessen und ist eine zentrale Kategorie in Corporate Identity-Strategien internationaler Unternehmen, bei denen mit dem Ziel der Alleinstellung im globalen Markt der Markenkern in maximalem Umfang auf eine gemeinsame, transkulturelle semantische Kodierung reduziert wird.

Die realen die Kommunikationsprozesse in transnationalen Unternehmen hingegen zeichnen sich trotz einzelner pankollektiver Klammern durch Disparität und Differenzen aus (Rathje 2010:19). Vor dem Hintergrund der mangelnden Umsetzbarkeit des Kohärenzprinzips zeigt sich, dass das Zusammengehörigkeitsgefühl von Gruppen nicht durch Anpassung und Cultural Fit, sondern durch die Aktivierung differenzerhaltender Dynamiken entsteht, da dies ein Klima der gegenseitigen Anerkennung und Wertschätzung ermöglicht.

Als Gegenreaktion auf die globalen, transkulturellen Homogenisierungstendenzen und die damit einhergehende schwindende Rückversicherung der individuellen Identität in regionalen oder nationalen Kulturmustern (Bauer 2015:208) kommt es zu neuen, partikularistischen Ausdifferenzierungen der eigenen kulturellen Identität. Die verstärkte Reaktivierung von autokulturellen Wahrnehmungs- und Handlungsmustern in transkulturellen Kontexten nennt Bauer „katakulturell“. Katakulturelle Rückgriffe auf regionale, nationale und ethnische Stereotype findet man häufig in der Werbung, weshalb eine Vielzahl von Werbeskandalen auf interkulturelle Problematiken zurückgeht, seien es ungeschickte Pannen oder strategisch geplante kulturelle Tabubrüche.

In der interkulturellen Berufskommunikation spielt Kulturspezifik bzw. kulturspezifisches Wissen dann eine wichtige Rolle, wenn es um die national- und regionalspezifischen rechtlichen, ökonomischen, politischen und sozialen Rahmenbedingungen von Berufsfeldern, Berufen und Arbeitsplätzen geht. Berufsprofile divergieren im internationalen Vergleich, was Zugangsbedingungen, Ausbildungswege und -inhalte, zu erwerbende Qualifikationen und Abschlüsse, aber auch was die Verdienstmöglichkeiten und das Sozialprestige anbelangt. Ein Übersetzungsinstrument zur Förderung der Komparabilität von Qualifikationen in Europa und der europaweiten Mobilität von Lernenden und Berufstätigen stellt der „Europäische Qualifikationsrahmen“ (EQR) dar. Der „Deutsche Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen“ (DQR)“ ist die nationale Umsetzung des EQR, in welchem es um die Besonderheiten des deutschen Bildungssystems bezogen auf die allgemeinen Deskriptoren des EQR geht. Auch über „weiche“ Faktoren wie Arbeitsorientierung und -einstellung (Kern 2004), Leistungsmotivation (Storch 2012), Arbeitszufriedenheit (Bosau 2009) u.v.a.m. liegen datenbasierte Forschungsarbeiten vor, bei denen es sich i.d.R. um kulturkontrastiv angelegte Ländervergleiche handelt, die das jeweils Kulturspezifische hervorheben.

Sprache und Kommunikation in der beruflichen Aus- und Weiterbildung

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