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Gerechtigkeit
ОглавлениеDas Matthäusevangelium betont die Vorstellung der Gerechtigkeit (Mt 1,19; 3,15; 5,10–11; 6,1.33; 9,13; 10,41; 13,43; 21,31–32; 22,14; 23,35; 25,46). Der Ausdruck selbst (gr. dikaiosynē; hebr. zedaqa wie im Begriff Zaddiq, Gerechter) beinhaltet in jüdischen Texten auch die Konnotation der Freigebigkeit gegenüber Armen oder des „Almosengebens“ (Dtn 14,22; 16,20) und darauf aufbauend jede Liebestat. Manche rabbinischen Traditionen betrachten Zedaqa (gerechtes Handeln) als wichtiger als alle anderen Gebote zusammen (bBB 9b) und betonen, dass jemand, der Zedaqa ausübt, die Welt mit Güte füllt (bSuk 49a). Bei Matthäus erweist sich Josef dadurch als ein „gerechter“ Mann, dass er sich von Maria in aller Stille trennen (Mt 1,19) und keinen Skandal produzieren will. Jesus verkörpert diese höhere Gerechtigkeit, indem er darauf besteht, dass Johannes ihn tauft (Mt 3,15), und sich so Johannes unterwirft. Seine Bergpredigt ist dadurch sehr jüdisch, dass sie vom Streben nach „Gerechtigkeit“, dem Leben in einer gerechten Beziehung sowohl mit anderen als auch mit Gott, durchdrungen ist (Mt 5,6.10.20; 6,33).
Der Gebrauch des Begriffs Gerechtigkeit bei Matthäus unterscheidet sich vom Sprachgebrauch bei Paulus (Röm 1,16f; 3,25f u.ö) (Anm. der Hg. der deutschen Ausgabe).
1 Da wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, damit er von dem Teufel versucht würde. 2 Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn. 3 Und der Versucher trat herzu und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so sprich, dass diese Steine Brot werden. 4 Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben (Deuteronomium 8,3): »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.«
5 Da führte ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels 6 und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so wirf dich hinab; denn es steht geschrieben (Psalm 91,11–12): »Er wird seinen Engeln für dich Befehl geben; und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.« 7 Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht auch geschrieben (Deuteronomium 6,16): »Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.«
8 Wiederum führte ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit 9 und sprach zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest. 10 Da sprach Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn es steht geschrieben (Deuteronomium 6,13): »Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen.« 11 Da verließ ihn der Teufel. Und siehe, da traten Engel herzu und dienten ihm.
Mt 4,1–11 Die Versuchung Jesu (Mk 1,12–13; Lk 4,1–13) 4,1 Vom Geist … geführt, deutet an, dass Gott die Versuchung geplant hatte (z.B. Jes 63,14; Ps 107,7; auch 1Sam 16,13; 1Kön 18,12; 2Kön 2,16; Ez 3,14). Versucht, Jub 17,17 bemerkt, dass Abraham Glaubensprüfungen durchstanden hat, die unter anderem in der Form von Hunger, königlichen Reichtümern und der Beschneidung über ihn kamen (vgl. auch mAv 5,3, wo von zehn Versuchungen berichtet wird, denen Abraham widerstanden hat). Teufel, gr. diabolos, identisch mit hebr. satan, übers. „Ankläger“ (Num 22,22; Sach 3,1; Ps 109,6; Hiob 1,6; 1Chr 21,1; bSchab 89b; vgl. auch „Übernatürliche Wesen“). 4,2 Gefastet, Mose fastete, als er auf dem Sinai war (Dtn 9,9; vgl. auch Ex 34,28). Vierzig Tage und vierzig Nächte, erinnert u.a. an Noah, Mose, die Wüstenepisoden und Elia etc. (vgl. Gen 7,12; Ex 24,18; 34,28; Num 13,25; Dtn 8,2; 1Kön 19,8; Ez 4,6; Jona 3,4). 4,3 Sprich, dass diese Steine […], Num 20,8. 4,4 Dtn 8,3. Jesu Antworten stammen alle aus dem Deuteronomium, dem am häufigsten zitierten Buch der Tora im Neuen Testament, in den Schriften aus Qumran und in der rabbinischen Literatur. 4,6 Ps 91,11–12. 4,7 Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen, die Autorität Gottes in Frage stellen, Dtn 6,16 (vgl. auch Num 14,22; Jes 7,12; Ps 95,9; Sir 3,16; 18,23; bSchab 32a). 4,8 Alle Reiche, das Angebot setzt voraus, dass die Welt unter der Kontrolle des Satans steht, vgl. Mt 20,28. 4,10 Dtn 6,13. 4,11 Da traten Engel herzu, Gott leistet den ihm Treuen entweder direkt oder durch göttliche Diener Beistand (Mt 13,41–42; 16,27; 18,10; 24,30–31; vgl. Gen 48,16; 1Kön 19,5–8; Hebr 1,14).
12 Da nun Jesus hörte, dass Johannes gefangen gesetzt worden war, zog er sich nach Galiläa zurück. 13 Und er verließ Nazareth, kam und wohnte in Kapernaum, das am Galiläischen Meer liegt im Gebiet von Sebulon und Naftali, 14 auf dass erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten Jesaja, der da spricht (Jesaja 8,23; 9,1): 15 »Das Land Sebulon und das Land Naftali, das Land am Meer, das Land jenseits des Jordans, das Galiläa der Heiden, 16 das Volk, das in Finsternis saß, hat ein großes Licht gesehen; und denen, die saßen im Land und Schatten des Todes, ist ein Licht aufgegangen.«
17 Seit der Zeit fing Jesus an zu predigen und zu sagen: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!
Mt 4,12–17 Beginn des Wirkens Jesu (Mk 1,14–15; Lk 4,14–15) 4,12 Gefangen, durch Herodes Antipas (vgl. Mt 14,3). Er [zog] sich nach Galiläa zurück, weit nördlich des Toten Meeres. Galiläa ist Jesu Heimat und ein zukünftiges Zentrum des rabbinischen Judentums (mMach 1,3; bEr 29a; bSota 45a; bQid 20a; bAr 30b). 4,13 Kapernaum, eine Stadt am nordwestlichen Ufer des Galiläischen Meeres (See Genezareth). 4,15–16 Jes 9,1. Galiläa der Heiden, „Heiden“ meint Nichtjuden. Zur Zeit Jesu war Galiläa allerdings überwiegend jüdisch; die Wendung könnte metaphorisch gemeint sein und dazu dienen, den Unglauben der Jüdinnen und Juden dieser Region zu verurteilen (Jos.Ant. 13,337; 18,37; Vit. 12–14; 65; 112–14; 128; 134; 190–92; 418). 4,17 Tut Buße, in Jesu Botschaft klingt die Verkündigung von Johannes dem Täufer an (vgl. Mt 3,2).
18 Als nun Jesus am Galiläischen Meer entlangging, sah er zwei Brüder, Simon, der Petrus genannt wird, und Andreas, seinen Bruder; die warfen ihre Netze ins Meer; denn sie waren Fischer. 19 Und er sprach zu ihnen: Kommt, folgt mir nach! Ich will euch zu Menschenfischern machen. 20 Sogleich verließen sie ihre Netze und folgten ihm nach.
21 Und als er von dort weiterging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder, im Boot mit ihrem Vater Zebedäus, wie sie ihre Netze flickten. Und er rief sie. 22 Sogleich verließen sie das Boot und ihren Vater und folgten ihm nach.
23 Und er zog umher in ganz Galiläa, lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium von dem Reich und heilte alle Krankheiten und alle Gebrechen im Volk. 24 Und die Kunde von ihm erscholl durch ganz Syrien. Und sie brachten zu ihm alle Kranken, mit mancherlei Leiden und Qualen behaftet, Besessene, Mondsüchtige und Gelähmte; und er machte sie gesund. 25 Und es folgte ihm eine große Menge aus Galiläa, aus den Zehn Städten, aus Jerusalem, aus Judäa und von jenseits des Jordans.
Mt 4,18–25 Die Berufung der ersten Jünger (Mk 1,16–20; Lk 5,1–11 ; Joh 1,35-51) 4,18 Simon, gr. Variante des hebr. Namens schim‘on, übers. „[Gott] hat gehört“. Petrus, gr. für „Stein“ (Mt 16,18). Es war für Jüdinnen und Juden jener Zeit nicht ungewöhnlich, sowohl einen hebräischen als auch einen griechischen (oder lateinischen) Namen zu führen (Apg 12,25). Andreas, der Name ist aus der gr. Wurzel für „mann-“ gebildet. Joh 1,44 gibt an, dass Petrus und Andreas aus Betsaida stammen. 4,23 Synagogen, Versammlungen, nicht zwangsläufig Gebäude (Mt 9,35; 10,17; 12,9; 13,54); vgl. „Die Synagoge“. Evangelium, gr. euangelion, die „gute Nachricht“. 4,24 Syrien, es gab dort einen großen jüdischen Bevölkerungsanteil (Jos.Bell. 2,461–68). Besessene, von einem dämonischen Geist ergriffen (Jos.Ant. 8,42–49). 4,25 Zehn Städte, gr. dekapolis; neun dieser Städte lagen östlich vom Jordan: Philadelphia, Gerasa, Gadara, Pella, Dion, Raphana, Damaskus, Kanatha, Hippos und Scythopolis; in bGit 7b wird dieses Gebiet als „Land der weltlichen Völker“ diskutiert.