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Der „Schrei des Blutes“
ОглавлениеNur Mt 27,25 stellt „das ganze Volk“ (gr. pas ho laos) so dar, dass es nach Jesu Kreuzigung verlangt, ja, während Pilatus zögert, auf ihr besteht: „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder.“ Dieser Ausruf, der gewöhnlich als „Schrei des Blutes“ bezeichnet wird, wurde von Christen durch die Jahrhunderte hindurch so verstanden, dass er sich auf alle Juden zu allen Zeiten und an allen Orten beziehe, die so für Jesu Tod verantwortlich gemacht werden. Die erste Bezeugung dieser Ansicht konnte man in 1Thess 2,14–16 finden, also in der Mitte des 1. Jahrhunderts u.Z., wo Paulus „die Juden“ für den Tod Jesu verantwortlich macht, obwohl die Bedeutung von „die Juden“ hier fraglich ist, zumal Paulus selbst Jude war. Paulus meint hier vermutlich die jüdischen Autoritäten, einige wenige Mitglieder der Gemeinde oder „Judäer“, also lediglich die Bevölkerung Judäas (s. Iou-daios, S.640). Zur Zeit Justins des Märtyrers im 2. Jahrhundert u.Z. zeigt sich die Meinung, die Juden seien allgemein für den Tod Jesu verantwortlich, schon deutlicher (s. Iust.dial. 16; s.a. EvPetr 1,25: „Da erkannten die Juden und die Ältesten und die Priester, welches Übel sie sich angetan hatten“ – das impliziert einen generellen Schuldvorwurf für Jesu Tod). Aber schon in der Antike stellten sich manche gegen diese Lesart (z.B. Chrys.hom.Mt 86,2, der z.T. anführt, dass Paulus selbst Jude war). Mit der Verkündung der Erklärung des 2. Vatikanischen Konzils, „Nostra Aetate“, im Jahre 1965, gab die römisch-katholische Kirche, und in ihrem Gefolge zahlreiche andere christliche Kirchen, diese Sicht der Kollektivschuld auf.
Da dieser Vers wahrscheinlich aus früheren Schriftaussagen stammt (Lev 20,9; Dtn 19,10; Jos 2,19; 2Sam 1,16; bes. Jer 26,15: „so werdet ihr unschuldiges Blut auf euch laden“; vgl. auch Apg 5,28), diente er Matthäus vermutlich eher als Aussage über die Erfüllung von Prophetenworten denn als eine universelle Verurteilung der Juden. Im Kontext des Matthäus waren außerdem „das ganze Volk“ von Jerusalem und ihre Kinder Zeugen der Zerstörung der Stadt im Jahr 70 u.Z. Manche Fachleute sind auch der Ansicht, dass Matthäus hier absichtlich ironisch ist: Unwissentlich ruft die Menge Jesu heilsames Blut auf sich selbst herab (s. Mt 26,28).
27 Da nahmen die Soldaten des Statthalters Jesus mit sich in das Prätorium und versammelten um ihn die ganze Kohorte 28 und zogen ihn aus und legten ihm einen roten Mantel an 29 und flochten eine Dornenkrone und setzten sie auf sein Haupt und gaben ihm ein Rohr in seine rechte Hand und beugten die Knie vor ihm und verspotteten ihn und sprachen: Gegrüßet seist du, der Juden König!, 30 und spien ihn an und nahmen das Rohr und schlugen damit auf sein Haupt.
31 Und als sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Mantel aus und zogen ihm seine Kleider an und führten ihn ab, um ihn zu kreuzigen. 32 Und als sie hinausgingen, fanden sie einen Menschen aus Kyrene mit Namen Simon; den zwangen sie, dass er ihm sein Kreuz trug.
33 Und als sie an die Stätte kamen mit Namen Golgatha, das heißt: Schädelstätte, 34 gaben sie ihm Wein zu trinken mit Galle vermischt; und da er‘s schmeckte, wollte er nicht trinken. 35 Als sie ihn aber gekreuzigt hatten, verteilten sie seine Kleider und warfen das Los darum. 36 Und sie saßen da und bewachten ihn. 37 Und oben über sein Haupt setzten sie eine Aufschrift mit der Ursache seines Todes: Dies ist Jesus, der Juden König.
38 Da wurden zwei Räuber mit ihm gekreuzigt, einer zur Rechten und einer zur Linken.
39 Die aber vorübergingen, lästerten ihn und schüttelten ihre Köpfe 40 und sprachen: Der du den Tempel abbrichst und baust ihn auf in drei Tagen, hilf dir selber, wenn du Gottes Sohn bist, und steig herab vom Kreuz! 41 Desgleichen spotteten auch die Hohenpriester mit den Schriftgelehrten und Ältesten und sprachen: 42 Andern hat er geholfen und kann sich selber nicht helfen. Er ist der König von Israel, er steige nun herab vom Kreuz. Dann wollen wir an ihn glauben. 43 Er hat Gott vertraut; der erlöse ihn nun, wenn er Gefallen an ihm hat; denn er hat gesagt: Ich bin Gottes Sohn. 44 Desgleichen schmähten ihn auch die Räuber, die mit ihm gekreuzigt waren.
45 Von der sechsten Stunde an kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde. 46 Und um die neunte Stunde schrie Jesus laut: Eli, Eli, lama asabtani?[*] Das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
47 Einige aber, die da standen, als sie das hörten, sprachen sie: Der ruft nach Elia. 48 Und sogleich lief einer von ihnen, nahm einen Schwamm und füllte ihn mit Essig und steckte ihn auf ein Rohr und gab ihm zu trinken. 49 Die andern aber sprachen: Halt, lasst uns sehen, ob Elia komme und ihm helfe! 50 Aber Jesus schrie abermals laut und verschied.
51 Und siehe, der Vorhang im Tempel zerriss in zwei Stücke von oben an bis unten aus. Und die Erde erbebte, und die Felsen zerrissen, 52 und die Gräber taten sich auf und viele Leiber der entschlafenen Heiligen standen auf 53 und gingen aus den Gräbern nach seiner Auferstehung und kamen in die heilige Stadt und erschienen vielen. 54 Als aber der Hauptmann und die mit ihm Jesus bewachten das Erdbeben sahen und was da geschah, erschraken sie sehr und sprachen: Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen!
Mt 27,27–54 Die Kreuzigung (Mk 15,16–41; Lk 23,26–49; Joh 19,17–37) 27,27–31Verspotteten, vgl. Mk 15,16–20; Lk 23,26–32; Joh 19,1–2; EvPetr 2,5–3,9. Das matthäische Thema der prophetischen Erfüllung setzt sich fort (Mt 20,19; vgl. auch Jes 50,6; Jer 48,27 und Ps 22,7). 27,27 Kohorte, ca. 600 Männer. 27,28 Einen roten Mantel, die Tunika eines römischen Soldaten; im Gegensatz zu den anderen Evangelien ist sie scharlachrot, eine königliche Farbe; vgl. Mk 15,17; Joh 19,2. 27,32 Kyrene, im heutigen Libyen; im ersten Jahrhundert war die Gegend Heimat einer großen jüdische Gemeinschaft. 27,33 Golgotha, die gr. Umschrift des aram. Wortes für „Schädel“. Die Herkunft des Namens ist unsicher; er könnte auf die Form des Hügels verweisen. 27,34 [Sie] gaben […] ihm Wein zu trinken, um den Schmerz zu lindern (Spr 31,6; bSan 43a; vgl. auch Mk 15,23). Er [wollte] nicht trinken, vgl. Mt 26,29. 27,35 Verteilten sie seine Kleider, Ps 22,19. 27,38 Zwei Räuber, vgl. Anm. zu 20,21. 27,39 Lästerten ihn, wörtl. „fluchten ihn“; vgl. Anm. zu 9,3; Ps 22,8–9; 109,25. 27,40 Den Tempel [abbrechen], vgl. Anm. zu 1,11; 23,38 und 24,1–2. Wenn du Gottes Sohn bist, erinnert an die Anfechtung durch den Teufel (Mt 4,3.6; vgl. auch Mt 26,63). 27,46 Eli, Eli, lama asabtani, vgl. Ps 22,2. Die ersten zwei Worte sind Hebräisch, vermutlich um den bekannten hebräischen Psalm ins Gedächtnis zu rufen, gefolgt von Aramäisch, der Volkssprache jener Zeit. Der Psalm, der einen Großteil der Kreuzigungsszene inspiriert hat, endet mit einem triumphalen Ton. 27,47 Elia, hebr. Eli-jahu, der Prophet, der das messianische Zeitalter verkündigen sollte (Anm. zu 11,14–15). Laut rabbinischer Tradition hilft Elia den Gerechten in Notlagen (bAS 17b; bTaan 21a). 27,51–53 Vgl. Ex 26,31–35; Hebr 9,8; 10,19. 27,48 Essig, vgl. Ps 69,22. 27,51 Der Vorhang im Tempel zeriss in zwei Stücke, dies könnte symbolisch für die Tempelzerstörung stehen. Jesu Rolle als „Einer, der Sünden vergibt“ und als „göttliche Gegenwart“ ersetzen dabei den Tempel (Mt 12,6; vgl. Anm. zu 2,12–13 und 23,38; vgl. auch Mt 1,23; 18,20; 28,20 sowie ActPil 11,1). Es kann sich aber auch um göttliche Trauer handeln. Die Erde erbebte, gr. seiō, Substantiv seismos, wörtl. „Erdbeben“ (vgl. Anm. zu 8,24; Mt 24,7; 28,2 und Ri 5,4; Jes 24,19–22; 29,6; Ps 18,7–8; Offb 6,12; 8,5; 11,13.19). Keine nichtchristlichen Quellen berichten von diesen Vorgängen; der Fokus liegt hier auf theologischen Fragen und nicht auf dem geologischen Phänomen. 27,52 Heilige, gr. hagioi. Standen auf, viele Strömungen des Judentums erwarteten eine allgemeine Auferstehung als Teil des messianischen Zeitalters (Joh 11,24). 27,54 Hauptmann, vgl. Anm. 8,10.
55 Und es waren viele Frauen da, die von ferne zusahen; die waren Jesus aus Galiläa nachgefolgt und hatten ihm gedient; 56 unter ihnen war Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Jakobus und Josef, und die Mutter der Söhne des Zebedäus.
Mt 27,55–56 Die Frauen als Zeuginnen 27,55 Hatten ihm gedient, Frauen dienten als Mäzenatinnen (Lk 8,1–3). Matthäus erwähnt zum ersten Mal weibliche Nachfolgerinnen mit Namen (Mt 27,61). Maria Magdalena, Magdala, auch unter dem Namen Tarichea bekannt, ist ein für die Verarbeitung von Fisch bekanntes Dorf in Galiläa. Maria, die Mutter des Jakobus und Josef, sonst unbekannt. Die Mutter der Söhne des Zebedäus, vgl. Anm. zu 20,20.
57 Am Abend aber kam ein reicher Mann aus Arimathäa, der hieß Josef und war auch ein Jünger Jesu. 58 Der ging zu Pilatus und bat um den Leib Jesu. Da befahl Pilatus, man sollte ihm den geben. 59 Und Josef nahm den Leib und wickelte ihn in ein reines Leinentuch 60 und legte ihn in sein eigenes neues Grab, das er in einen Felsen hatte hauen lassen, und wälzte einen großen Stein vor die Tür des Grabes und ging davon.
61 Es waren aber dort Maria Magdalena und die andere Maria; die saßen dem Grab gegenüber.
Mt 27,57–61 Jesu Begräbnis (Mk 15,42–47; Lk 23,50–56; Joh 19,38–42) 27,57–58 Am Abend, Beerdigungen waren am Sabbat nicht gestattet (mSchab 23,5; vgl. auch Joh 19,31). Das jüdische Recht fordert, dass Verstorbene rasch bestattet werden (Dtn 21,22–23; vgl. auch Tob 1,17–18; 2,3–7; mBer 3,1; bBer 14b). Vgl. „Die Bestattung Jesu: Texte und archäologische Befunde“. Wie mit den anderen gekreuzigten Männern verfahren wurde, wird nicht erwähnt. Reich, vgl. Jes 53,9. Spätere christliche Traditionen, die vielleicht vom englischen Historiker Wilhelm von Malmesbury aus dem zwölften Jahrhundert stammen, lassen Josef in Britannien missionarisch tätig sein. 27,61 Es wird nicht erwähnt, dass die Frau des Zebedäus zum Grab geht.
62 Am nächsten Tag, der auf den Rüsttag folgt, versammelten sich die Hohenpriester und die Pharisäer bei Pilatus 63 und sprachen: Herr, wir haben daran gedacht, dass dieser Verführer sprach, als er noch lebte: Nach drei Tagen werde ich auferweckt. 64 Darum befiehl, dass man das Grab bewache bis zum dritten Tag, damit nicht seine Jünger kommen und ihn stehlen und zum Volk sagen: Er ist auferstanden von den Toten, und der letzte Betrug ärger wird als der erste. 65 Pilatus sprach zu ihnen: Da habt ihr die Wache; geht hin und bewacht es, so gut ihr könnt. 66 Sie gingen hin und sicherten das Grab mit der Wache und versiegelten den Stein.
Mt 27,62–66 Die Pharisäer erinnern sich ironischer Weise an die Vorhersage 27,62 Rüsttag, gr. paraskeuē, übers. „vorbereiten“, ist ein mehrdeutiger Begriff. Im Neuen Testament taucht er an dieser Stelle und in Mk 15,42; Lk 23,54 auf, wo er den Tag vor dem Sabbat bezeichnet (das Passafest hatte bereits begonnen); in Joh 19,14.31.42 steht er hingegen für den Tag vor dem Passafest, wobei Joh 19,42 impliziert, dass das Passafest auf einen Sabbat fällt. Matthäus übernimmt hier vermutlich Mk 15,42, vielleicht um zu bestätigen, dass die Kreuzigung an einem Freitag stattfand. 27,63 Nach drei Tagen, vgl. Hos 6,2 und EvPetr 8,28–32. 27,64 Dass man das Grab bewache, vgl. Dan 6,18; ApkMos 42,1.
1 Als aber der Sabbat vorüber war und der erste Tag der Woche anbrach, kamen Maria Magdalena und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen. 2 Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben. Denn ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. 3 Seine Erscheinung war wie der Blitz und sein Gewand weiß wie der Schnee. 4 Die Wachen aber erbebten aus Furcht vor ihm und wurden, als wären sie tot.
5 Aber der Engel sprach zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. 6 Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt und seht die Stätte, wo er gelegen hat; 7 und geht eilends hin und sagt seinen Jüngern: Er ist auferstanden von den Toten. Und siehe, er geht vor euch hin nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt. 8 Und sie gingen eilends weg vom Grab mit Furcht und großer Freude und liefen, um es seinen Jüngern zu verkündigen.
9 Und siehe, da begegnete ihnen Jesus und sprach: Seid gegrüßt! Und sie traten zu ihm und umfassten seine Füße und fielen vor ihm nieder. 10 Da sprach Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Geht hin und verkündigt es meinen Brüdern, dass sie nach Galiläa gehen: Dort werden sie mich sehen.
Mt 28,1–10 Das leere Grab (Mk 16,1–8; Lk 24,1–11; Joh 20,1–18) 28,1 Der erste Tag der Woche, Sonntag, also der dritte Tag nach Jesu Tod. Im Judentum ging man teilweise davon aus, dass die Seele den Körper nach drei Tagen verlasse (mJev 16,3; jMQ 3,5/82b; bSan 90b–91a; bSchab 151b; BerR 100; Sem 8,1). Um nach dem Grab zu sehen, sowohl Frauen als auch Männer besuchten und/oder pflegten Gräber. 28,2 Vgl. ActPil 13. Großes Erdbeben, vgl. Anm. zu 8,24 und 27,51–53. 28,3 Sein Gewand [war] weiß wie der Schnee, vgl. Dan 7,9; 10,6 und Offb 1,14; 2,18; bzgl. des Lichts vgl. 1QS 3,20; 1QM 13,9–10. 28,4 [Sie] wurden, als wären sie tot, die Wächter fürchten sich mehr als die Frauen. 28,6 Er ist nicht hier, viele Juden glaubten an eine körperliche Auferstehung, die beim Anbruch des messianischen Zeitalters geschehen würde (Dan 12,2; Jos.Bell. 2,158.163; 3,374; Ant. 10,277–80; 16,397–98; 18,14; PsSal 3,11–12; 15,12–13; äthHen 22,13; bSan 90). 28,7 Sagt seinen Jüngern, die Frauen werden als Überbringerinnen des Evangeliums eingesetzt. Nach Galiläa, Mt 4,12; vgl. Anm. zu 26,32. 28,9 Da begegnete ihnen Jesus, vgl. Joh 20,14–18. Fielen vor ihm nieder, gr. proskyneō, übers. „niederknieen“ oder wörtl. „fußfällig verehren“ (in der LXX für das hebr. schacha, „sich niederwerfen“ in Anbetung, z.B. Ps 5,8); vgl. Mt 28,17.
11 Als sie aber hingingen, siehe, da kamen einige von der Wache in die Stadt und verkündeten den Hohenpriestern alles, was geschehen war. 12 Und die kamen mit den Ältesten zusammen, hielten Rat und gaben den Soldaten viel Geld 13 und sprachen: Sagt, seine Jünger sind in der Nacht gekommen und haben ihn gestohlen, während wir schliefen. 14 Und wenn es dem Statthalter zu Ohren kommt, wollen wir ihn beschwichtigen und dafür sorgen, dass ihr nichts zu fürchten habt. 15 Sie nahmen das Geld und taten, wie sie angewiesen waren. Und dies Gerücht hat sich bei Juden verbreitet bis auf den heutigen Tag.
Mt 28,11–15 Der Bericht der Wächter 28,13 Seine Jünger sind in der Nacht gekommen und haben ihn gestohlen, diese Erzählung blieb im Umlauf (Iust.dial. 102,8). Während wir schliefen, die matthäsche Darstellung ist eher unwahrscheinlich, da römische Wächter wohl nicht behauptet hätten, sie hätten geschlafen. 28,15 Bis auf den heutigen Tag, eine biblische Formel, die sich auf die Zeit der Autorenschaft des Matthäus bezieht (Mt 11,12.23; 27,8; vgl. auch Gen 35,20; Dtn 11,4).
16 Aber die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte. 17 Und als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; einige aber zweifelten.
18 Und Jesus trat herzu, redete mit ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. 19 Darum gehet hin und lehret alle Völker:[*] Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes 20 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.
Mt 26,1–28,20 Passion und Auferstehung (Mt 16,21–23; 17,22–23; 20,17–19). Die Bezeichnung „Passion“ für die Erzählung von Jesu Gefangennahme, Prozess und Kreuzigung stammt aus dem lat. passio, übers. „Lei-den(-sgeschichte)“.
Mt 28,16–20 Der Missionsbefehl Vgl. ActPil 14,1. 28,16 Wie Mose gibt auch Jesus seine letzten Anweisungen von einem Berg aus (vgl. Dtn 32,48–49). 28,17 Einige aber zweifelten, Zweifel an und Treue zur Mission Jesu schließen sich nicht gegenseitig aus. 28,18 Alle Gewalt im Himmel und auf Erden, der Herrschaftsbereich des auferstandenen Christus ist nun die ganze Welt (vgl. Mt 11,27; Dan 7,14.18.27; Eph 1,20–23; Phil 2,9–11). 28,19 Lehret alle Völker, die Veränderung von Jesu Status führt zur Ausweitung der Mission (Mt 10,6; 15,24) und umfasst jetzt Juden und Nichtjuden (Mt 8,10; 9,17; 15,28; 18,6; 21,21; 24,13–14; 28,20). Alle Völker, gr. panta ta ethnē kann als „alle Nichtjuden“ gelesen werden. Die Mission an Israel wird nie aufgehoben. Auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, die Trinitätslehre wurde nicht vor dem zweiten Jahrhundert – frühestens – offizielle christliche Lehre. (Did 7,1–3; Ign.Mag. 3,2; vgl. 1Kor 8,6; Eph 4,6); eine ähnliche Formel findet sich nur in 2Kor 13,13. Dieser Ausdruck könnte den liturgischen Gebrauch in der späteren Gemeinde des Matthäus widerspiegeln, da andere Taufberichte (z.B. Apg 2,38) die Formel nicht verwenden. 28,20 Ich bin bei euch alle Tage, der Rahmen des Evangeliums (Mt 1,23; 18,20; 28,20). Indem Jesus als dauerhaft Anwesender dargestellt wird, der die weltweite Mission anordnet, wird die Spannung der Parusieverzögerung durch den Missionsbefehl abgeschwächt. Vgl. Jer 1,19 („Denn ich bin bei dir“), der auf Jer 1,17 („Predige Ihnen alles, was ich dir gebiete“) als prophetische Bevollmächtigung folgt.