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Der Umfang der Mission (Mt 10,5b–6; 15,24; 18,19; 28,19)
ОглавлениеAn zwei Stellen im Matthäusevangelium begrenzt Jesus seine Lehren – und die seiner Jünger – auf Juden: In der Aussendungsrede befiehlt er: „Geht nicht den Weg zu den Heiden …, sondern geht hin zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel“ (Mt 10,5b–6) und auch gegenüber der kanaanäischen Frau bekräftigt er: „Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel“ (Mt 15,24). In Mt 28,19 jedoch dehnt der auferstandene Jesus seine Sendung auf „alle Völker“ oder „alle Nichtjuden“ (gr. panta ta ethnē) aus. Manche frühchristlichen Quellen verstanden diesen endgültigen Missionsbefehl so, als bezöge er sich ausschließlich auf Nichtjuden (1Clem 16,6: „Wir alle sind fehlgegangen wie Schafe …“), was eine mögliche Lesart ist. Die Sendung zu Israel wird jedoch nie geleugnet.
Jesus selbst scheint seine Sendung auf seine jüdischen Mitmenschen begrenzt zu haben; die wenigen Nichtjuden, die ihm begegnen (der Hauptmann von Mt 8,5–13; die Kanaanäerin von 15,24–28), sind Ausnahmen und suchen ihn auf. So legt Matthäus ein Evangelium vor, in dem Nichtjuden von Anfang an in den Stammbaum Jesu integriert sind, und ihr Eintritt in die Kirche durch ihren Glauben wird schon durch den Stammbaum den gläubigen Soldaten und die glaubende Mutter vorweggenommen. Dennoch erweist sich Matthäus auch treu gegenüber der jüdischen Tradition und gegenüber Jesu eigenen Handlungen, indem er feststellt, dass die erste Phase der Aussendung dem Volk Israel gilt. Das gleiche Anliegen einer zweistufigen Mission zeigt sich in der wiederkehrenden Aussage des Paulus: „die Juden zuerst und ebenso die Griechen“ (Röm 1,16; 2,9.10; vgl. 3,9).
16 Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.
17 Hütet euch aber vor den Menschen; denn sie werden euch den Gerichten überantworten und werden euch geißeln in ihren Synagogen. 18 Und man wird euch vor Statthalter und Könige führen um meinetwillen, ihnen und den Heiden zum Zeugnis. 19 Wenn sie euch nun überantworten werden, so sorgt nicht, wie oder was ihr reden sollt; denn es wird euch zu der Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt. 20 Denn nicht ihr seid es, die da reden, sondern eures Vaters Geist ist es, der durch euch redet. 21 Es wird aber ein Bruder den andern zum Tod überantworten und der Vater das Kind, und die Kinder werden sich empören gegen ihre Eltern und werden sie zu Tode bringen. 22 Und ihr werdet gehasst werden von jedermann um meines Namens willen. Wer aber bis an das Ende beharrt, der wird selig.
23 Wenn sie euch aber in einer Stadt verfolgen, so flieht in eine andere. Wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende kommen, bis der Menschensohn kommt.
24 Der Jünger steht nicht über dem Meister und der Knecht nicht über seinem Herrn. 25 Es ist für den Jünger genug, dass er werde wie sein Meister und der Knecht wie sein Herr. Haben sie den Hausherrn Beelzebul genannt, wie viel mehr werden sie seine Hausgenossen so nennen! 26 Darum fürchtet euch nicht vor ihnen.
Mt 10,16–25 Das Geschick der Jünger (Mk 13,9–13.22; Lk 12,11–12; 21,12–19; Joh 16,2; 15,18–20) 10,16 Seid klug wie die Schlangen, vgl. SchirR 2,14 (Gott weist Israel im Umgang mit anderen Völkern an, „klug wie die Schlangen“ zu sein). 10,17 Geißeln, vgl. mMak 3,12; Geißelungen waren laut der Rabbinen erlaubt und wurden durch einen Bediensteten des Staates durchgeführt. 10,18 Ihnen, aufgrund der Bezeichnung „in ihren Synagogen“ (V. 17) sind wohl jüdische Verfolger im Blick (2Kor 11,24; 1Thess 1,6; 2,1–2.14–16; 3,4). 10,20 Geist […] der durch euch, man nahm an, dass der Geist Gottes es auch denjenigen ohne prophetische Gabe ermöglichte, sich – wie etwa in Num 11,25 – frei zu äußern. 10,21 Ein Bruder den anderen, vgl. mSot 9,15 über familiäre Sittenlosigkeit und Gewalt als Vorbote des messianischen Zeitalters; vgl. Mt 10,35; Mi 7,6. 10,23 Bis der Menschsohn kommt, das letzte Gericht (vgl. Anm. zu 8,20; Mt 10,23; 19,28; 25,30–31; vgl. auch Dan 7,13). 10,25 Beelzebul, aus dem Hebräischen, übers. „Herr des erhabenen Wohnsitzes“, eine kanaanäische Gottheit, die in 2Kön 1,2–3.6.16 pejorativ als „Gott der Fliegen“ bezeichnet wird und in frühjüdischer und christlicher Tradition dem Dämonischen zugeordnet wird (TestSal 3,6; 6,1–2; Or.Cels 8,25).
Denn es ist nichts verborgen, was nicht offenbar wird, und nichts geheim, was man nicht wissen wird. 27 Was ich euch sage in der Finsternis, das redet im Licht; und was euch gesagt wird in das Ohr, das verkündigt auf den Dächern.
28 Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, doch die Seele nicht töten können; fürchtet viel mehr den, der Leib und Seele verderben kann in der Hölle. 29 Verkauft man nicht zwei Sperlinge für einen Groschen? Dennoch fällt keiner von ihnen auf die Erde ohne euren Vater. 30 Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Haupt alle gezählt. 31 Darum fürchtet euch nicht; ihr seid kostbarer als viele Sperlinge.
32 Wer nun mich bekennt vor den Menschen, zu dem will ich mich auch bekennen vor meinem Vater im Himmel. 33 Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem Vater im Himmel.
34 Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. 35 Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter. 36 Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein.
37 Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert. 38 Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist meiner nicht wert. 39 Wer sein Leben findet, der wird‘s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird‘s finden.
40 Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat. 41 Wer einen Propheten aufnimmt, weil es ein Prophet ist, der wird den Lohn eines Propheten empfangen; und wer einen Gerechten aufnimmt, weil es ein Gerechter ist, der wird den Lohn eines Gerechten empfangen. 42 Und wer einem dieser Kleinen auch nur einen Becher kalten Wassers zu trinken gibt, weil es ein Jünger ist, wahrlich, ich sage euch: Er wird nicht um seinen Lohn kommen.
Mt 10,26–42 Letzte Anweisungen (Mk 8,34–35; Lk 12,1–12.49–53) 10,26 Fürchtet euch nicht vor ihnen, erinnert vermutlich an die Hingabe Jeremias (Jer 1,8). 10,28 Fürchtet viel mehr den, vgl. Hebr 10,31. Hölle, gr. gehenna; vgl. Anm. zu 5,22. 10,29–31 Sperlinge, wenn Gott sich um scheinbar bedeutungslose Tiere sorgt, wie viel mehr wird er sich um Menschen kümmern (ein „qal wa-chomer“-Argument; vgl. Anm. zu 6,26; Mt 10,30–32); bBM 85a bekundet, dass gegenüber Tieren barmherzige Menschen noch viel größere Barmherzigkeit erfahren werden (vgl. jSchevi 9,1/38d; BerR 33,18; vgl. auch Lk 12,6). 10,33 Wer mich aber verleugnet, eine Warnung, auch angesichts von Verfolgung treu zu bleiben. 10,34–36 Mi 7,6; vgl. Ez 38,21. 10,37–39Mt 16,24–25. 10,38 Sein Kreuz auf sich [nehmen], Leiden und Tod riskieren. 10,41 Gerechter, vgl. Anm. zu 1,19. 10,42 Eine[r] dieser Kleinen, vermutlich Missionare (Mt 25,45).