Читать книгу Das Neue Testament - jüdisch erklärt - Группа авторов - Страница 28
Оглавление1 Da stieg er in ein Boot und fuhr hinüber und kam in seine Stadt. 2 Und siehe, da brachten sie zu ihm einen Gelähmten, der lag auf einem Bett. Als nun Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gelähmten: Sei getrost, mein Kind, deine Sünden sind dir vergeben.
3 Und siehe, einige unter den Schriftgelehrten sprachen bei sich selbst: Dieser lästert Gott. 4 Da aber Jesus ihre Gedanken sah, sprach er: Warum denkt ihr so Böses in euren Herzen? 5 Was ist denn leichter, zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben, oder zu sagen: Steh auf und geh umher? 6 Damit ihr aber wisst, dass der Menschensohn Macht hat, auf Erden Sünden zu vergeben – sprach er zu dem Gelähmten: Steh auf, hebe dein Bett auf und geh heim!
7 Und er stand auf und ging heim. 8 Als das Volk das sah, fürchtete es sich und pries Gott, der solche Macht den Menschen gegeben hat.
Mt 9,1–8 Jesus heilt einen Gelähmten (Mk 2,1–12; Lk 5,17–26) 9,1 Seine Stadt, Kapernaum (vgl. Mt 4,13; 8,5). 9,2 Deine Sünden sind dir vergeben, einige Quellen führen Krankheit auf Sündhaftigkeit zurück (Ps 103,3; 4QSchir; 1QS 3,20–24; mAv 2,7; tBer 6,3). 9,3 Dieser lästert Gott, entweiht den Namen Gottes; es gibt keinen Anhaltspunkt, dass Jesus nach jüdischen Rechtsnormen der Blasphemie schuldig war. Die Vollmacht Sünde zu vergeben, liegt bei Gott (Ex 34,6; Num 14,18; 2Sam 12,13; Jes 6,7; 43,25; 44,22; Dan 9,9), aber andere können in seinem Auftrag sprechen. 9,6 Menschensohn, vgl. Anm. zu 8,20. 9,8 [Das Volk] pries Gott, vgl. Anm. zu 6,9. Das Volk hält Jesu Handeln nicht für blasphemisch. Der solche Macht den Menschen gegeben hat, vgl. bBer 58a: Die Rabbinen erörtern, wem das Recht zusteht, Autorität auszuüben – vor allem ohne Erlaubnis des Staats.
9 Und als Jesus von dort wegging, sah er einen Menschen am Zoll sitzen, der hieß Matthäus; und er sprach zu ihm: Folge mir! Und er stand auf und folgte ihm.
10 Und es begab sich, als er zu Tisch saß im Hause, siehe, da kamen viele Zöllner und Sünder und saßen zu Tisch mit Jesus und seinen Jüngern. 11 Als das die Pharisäer sahen, sprachen sie zu seinen Jüngern: Warum isst euer Meister mit den Zöllnern und Sündern? 12 Als das Jesus hörte, sprach er: Nicht die Starken bedürfen des Arztes, sondern die Kranken. 13 Geht aber hin und lernt, was das heißt (Hosea 6,6): »Barmherzigkeit will ich und nicht Opfer.« Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder.
Mt 9,9–13 Sünder und Zöllner (Mk 2,14; Lk 5,27–28) 9,9 Matthäus, hebr. mattitjahu, übers. „Geschenk JHWHs“ (vgl. Mt 10,3; Mk 3,18; Lk 6,15; Apg 1,13). Vgl. bSan 43a, wo die Rabbiner erwähnen, dass Matthai ein Jünger von Jeschu – eine hebr. Ableitung von „Jesus“ – war. 9,10 Zöllner, vgl. Anm. zu 5,46, vgl. auch Mk 2,15–16; Lk 3,12–13; 15,1; in bSan 25b nennen die Rabbinen Zöllner in einem Atemzug mit anderen Verbrechern (z.B. mit Räubern); vgl. auch Philo spec. 3,30; jChag 2,2/77d–78a; bBech 31a. Sünder, wer gegen das Wohlergehen der Familie oder der Gemeinschaft handelt (vgl. Mt 15,2 und Tob 4,17; PsSal 2,34; 13,1; 14,6–7; Sib 3,304; bBer 61a). 9,13 Barmherzigkeit will ich […], Hos 6,6. Sowohl bei Hosea als auch bei Jesus zielt die Rhetorik darauf, dass Barmherzigkeit Vorrang vor dem Opfer hat, nicht dass jenes beseitigt werden soll (Mt 5,23–24).
14 Da kamen die Jünger des Johannes zu ihm und sprachen: Warum fasten wir und die Pharisäer so viel und deine Jünger fasten nicht? 15 Jesus sprach zu ihnen: Wie können die Hochzeitsgäste Leid tragen, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es wird aber die Zeit kommen, dass der Bräutigam von ihnen genommen wird; dann werden sie fasten.
16 Niemand flickt ein altes Kleid mit einem Lappen von neuem Tuch; denn der Lappen reißt doch wieder vom Kleid ab und der Riss wird ärger. 17 Man füllt auch nicht neuen Wein in alte Schläuche; sonst zerreißen die Schläuche und der Wein wird verschüttet und die Schläuche verderben. Sondern man füllt neuen Wein in neue Schläuche, so bleiben beide miteinander erhalten.
Mt 9,14–17 Fasten (Mk 2,18–22; Lk 5,33–39) 9,14 Jünger des Johannes, dass Johannes (der Täufer) sich Jünger suchte, deutet an, dass er Jesus nicht als Messias betrachtete. Fasten der Pharisäer, vgl. Anm. zu 6,16–18; 2Sam 12,22–23; 1Kön 21,27–29; Sach 8,19; bzgl. der Fastenzeiten vgl. bRHSch 18b. 9,15 Bräutigam, eine frühchristliche Metapher für Jesus, der als Bräutigam der Kirche verstanden wurde (Joh 3,29; 2Kor 11,2; Eph 5,21–33; Offb 19,7; 21,2.9; 22,17); Jesus hat den Begriff vermutlich als Selbstbezeichnung verwendet. Bzgl. der Befreiung von Bräutigamen von bestimmten Handlungen, z.B. der Feier des Laubhüttenfestes, vgl. bSuk 25b (vgl. auch Dtn 20,7). 9,17 Beide [bleiben] miteinander erhalten, sowohl biblisches Recht als auch dessen Interpretation durch Jesus, bzw. die Kirche.
18 Als er dies mit ihnen redete, siehe, da kam einer der Oberen, fiel vor ihm nieder und sprach: Meine Tochter ist eben gestorben, aber komm und lege deine Hand auf sie, so wird sie lebendig. 19 Und Jesus stand auf und folgte ihm mit seinen Jüngern.
20 Und siehe, eine Frau, die seit zwölf Jahren den Blutfluss hatte, trat von hinten an ihn heran und berührte den Saum seines Gewandes. 21 Denn sie sprach bei sich selbst: Wenn ich nur sein Gewand berühre, so werde ich gesund. 22 Da wandte sich Jesus um und sah sie und sprach: Sei getrost, meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Und die Frau wurde gesund zu derselben Stunde.
23 Und als Jesus in das Haus des Oberen kam und sah die Flötenspieler und das Getümmel des Volks, 24 sprach er: Geht hinaus! Denn das Mädchen ist nicht tot, sondern es schläft. Und sie verlachten ihn. 25 Als aber das Volk hinausgetrieben war, ging er hinein und ergriff es bei der Hand. Da stand das Mädchen auf. 26 Und diese Kunde erscholl durch dieses ganze Land.
Mt 9,18–26 Jesus heilt zwei Frauen (Mk 5,21–43; Lk 8,40–56) 9,18 Einer der Oberen, gr. archon, übers. „Vorsteher“; in Mk 5,22 und Lk 8,41 wird er als einer der Oberen der „Synagoge“ vorgestellt. 9,20 Blutfluss, vermutlich vaginaler oder uteriner. Saum, gr. kraspedon, Übersetzung der LXX von hebr. ziziot, dem pl. von zizit; jüdischen Männern (und möglicherweise Frauen) war geboten, Schaufäden zu tragen, die sie an die Gebote erinnern sollten (Num 15,38; Dtn 22,12; bMen 43b–44a); vgl. Mt 14,36; 23,5; TO von Num 15,38 und Dtn 22,12 verwendet einen aram. Begriff, der mit dem gr. Wort für Saum verwandt ist. 9,22 Hat dir geholfen, gr. sōzō kann „retten“ bedeuten (vgl. Mt 1,21; 10,22; 16,25; 19,25; 24,13). 9,23 Flötenspieler, nach mKet 4,4 muss ein Mann für die Beerdigung seiner Frau mindestens für „zwei Flöten und ein Klageweib“ sorgen. 9,24 Schläft, das Mädchen ist wahrscheinlich tot (Joh 11,11–14); vgl. auch Dan 12,2; 1Thess 5,10. 9,25 Vgl. 1Kön 17,22–23; 2Kön 4,17–37.
27 Und als Jesus von dort weiterging, folgten ihm zwei Blinde, die schrien: Du Sohn Davids, erbarme dich unser! 28 Als er aber ins Haus kam, traten die Blinden zu ihm. Und Jesus sprach zu ihnen: Glaubt ihr, dass ich das tun kann? Da sprachen sie zu ihm: Ja, Herr. 29 Da berührte er ihre Augen und sprach: Euch geschehe nach eurem Glauben! 30 Und ihre Augen wurden geöffnet. Und Jesus bedrohte sie und sprach: Seht zu, dass es niemand erfahre! 31 Aber sie gingen hinaus und verbreiteten die Kunde von ihm in diesem ganzen Lande.
32 Als diese nun hinausgingen, siehe, da brachten sie zu ihm einen Menschen, der war stumm und besessen. 33 Da der Dämon ausgetrieben war, redete der Stumme. Und das Volk verwunderte sich und sprach: So etwas ist noch nie in Israel gesehen worden. 34 Aber die Pharisäer sprachen: Durch den Obersten der Dämonen treibt er die Dämonen aus.
Mt 9,27–34 Zwei Blinde und ein von Dämonen Besessener (Mk 10,46–52; Lk 18,35–43) 9,27 Zwei Blinde, vgl. Mt 20,29–34. Blindheit symbolisiert oft religiösen oder geistlichen Mangel (vgl. Lev 21,18–21; vgl. auch 11QT 45,12–14, wonach es Blinden nicht gestattet ist, Jerusalem zu betreten. Sohn Davids, vgl. Mt 1,1; 9,27; 12,23; 15,22; 20,30; 21,9; TestSal 20,1. Der Titel könnte auf König Salomo hinweisen (Mt 1,6), der für seine Heilkräfte bekannt war. 9,29 Nach eurem Glauben, vgl. Anm. zu 8,10 und Mt 15,28. 9,30 Seht zu, dass es niemand erfahre, vgl. Anm. zu 8,4. 9,34 Die Pharisäer bestreiten Jesu Kraft zwar nicht, schreiben sie aber Dämonen zu (Mt 12,24; 15,22–24). bSan 43a führt Jesu Macht auf Zauberei zurück. Vgl. „Jesus in der mittelalterlich-jüdischen Tradition“.
35 Und Jesus zog umher in alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium von dem Reich und heilte alle Krankheiten und alle Gebrechen. 36 Und als er das Volk sah, jammerte es ihn; denn sie waren geängstet und zerstreut wie die Schafe, die keinen Hirten haben. 37 Da sprach er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter. 38 Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende.
Mt 9,35–38 Vorausschau auf die Mission (Mk 1,39; 6,34; Lk 8,1; 10,2). Vgl. Mt 4,23–25. 9,35 Evangelium, vgl. Anm. zu 4,23. 9,36 Num 27,17; 1Kön 22,17; Ez 34,5; Sach 10,2. 9,37 Wenige sind der Arbeiter, in mAv 2,15 verwenden die Rabbinen eine ähnliche Metapher: „[…] der Arbeit ist viel, und die Arbeiter sind faul […] und der Hausherr drängt“.
1 Und er rief seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen Macht über die unreinen Geister, dass sie die austrieben und heilten alle Krankheiten und alle Gebrechen.
2 Die Namen aber der zwölf Apostel sind diese: zuerst Simon, genannt Petrus, und Andreas, sein Bruder; Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und Johannes, sein Bruder; 3 Philippus und Bartholomäus; Thomas und Matthäus, der Zöllner; Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Thaddäus; 4 Simon Kananäus und Judas Iskariot, der ihn verriet.
Mt 10,1–4 Die zwölf Jünger (Mk 6,7; 3,13–19; Lk 6,12–16; 9,1) 10,1 Zwölf, Anzahl der Stämme Israels (Mt 19,28; Gen 35,22–26; Num 1). 10,2 Apostel, von gr. apostolos, übers. „einer, der gesandt ist“ (vgl. hebr. schaliach, übers. „ein Gesandter“). Petrus, vgl. Mt 16,18. 10,3 Matthäus, vgl. Mt 9,9. 10,4 Kananäus, vermutlich abgeleitet vom aram. Begriff qenai (vgl. ARN B 6), der auf die Zugehörigkeit zu den Zeloten hinweist. Judas, Mt 26,14–16.20–25.47–56; 27,3–10. Iskariot, vielleicht aus dem hebr. ’isch (übers. „Mann aus“) und „Kerijot“, eine Stadt im Süden Judeas (Jos 15,25).
5 Diese Zwölf sandte Jesus aus, gebot ihnen und sprach: Geht nicht den Weg zu den Heiden und zieht nicht in eine Stadt der Samariter, 6 sondern geht hin zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel. 7 Geht aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. 8 Macht Kranke gesund, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus. Umsonst habt ihr‘s empfangen, umsonst gebt es auch. 9 Ihr sollt weder Gold noch Silber noch Kupfer in euren Gürteln haben, 10 auch keine Tasche für den Weg, auch nicht zwei Hemden, keine Schuhe, auch keinen Stecken. Denn ein Arbeiter ist seiner Speise wert.
11 Wenn ihr aber in eine Stadt oder ein Dorf geht, da erkundigt euch, ob jemand darin ist, der es wert ist; bei dem bleibt, bis ihr weiterzieht. 12 Wenn ihr aber in ein Haus geht, so grüßt es; 13 und wenn es das Haus wert ist, kehre euer Friede dort ein. Ist es aber nicht wert, so wende sich euer Friede wieder zu euch. 14 Und wenn euch jemand nicht aufnehmen und eure Rede nicht hören wird, so geht heraus aus diesem Hause oder dieser Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen. 15 Wahrlich, ich sage euch: Dem Land von Sodom und Gomorra wird es erträglicher ergehen am Tage des Gerichts als dieser Stadt.
Mt 10,5–15 Anweisungen für die Mission 10,5 Geht nicht den Weg zu den Heiden, Jesus beschränkt die Mission auf Juden; Mt 28,19 erweitert sie auf Nichtjuden. Samariter, Juden und Samariter hegten gegenseitige Feindseligkeiten (vgl. Lk 9,51–56; 10,29–37; Joh 4,9; Jos.Bell. 1,63; Ant. 18,29–35; 20,118–136; TestLev 5–7). 10,6 Verlorene[n] Schafe[n] aus dem Hause Israel, vgl. Mt 15,24. Entweder wird ganz Israel als verloren dargestellt oder das Volk im Gegensatz zu seinen Anführern. 10,7 Das Himmelreich ist nahe, vgl. Anm. zu 3,2. 10,8 Weckt Tote auf, vgl. WaR 10,4, wo auch von R. Jehuda ha-Nasi (Rabbi Juda, der Prinz) gesagt wird, er könne Tote auferwecken. 10,9Weder Gold noch Silber noch Kupfer, Gott versorgt diejenigen, die Tora lernen oder lehren (in bBech 29a fordern die Rabbinen, man solle Tora lehren, ohne eine Bezahlung zu erwarten; vgl. auch Tan zu Ex 29). 10,10 Ein Arbeiter ist seiner Speise wert, Missionare sollten Gastfreundschaft erfahren (1Kor 9,14; vgl. bSchab 127a über die Bedeutung von Gastfreundschaft). 10,15 Sodom und Gomorra, die Städte wurden nach Ez 16,49 wegen eines Mangels an Nächstenliebe und Gastfreundschaft zerstört; zur Sündhaftigkeit von Sodom und Gomorra vgl. Gen 13,13; 18,20; 19,24.28.