Читать книгу Das Neue Testament - jüdisch erklärt - Группа авторов - Страница 32

Оглавление

Matthäus 15

1 Da kamen zu Jesus Pharisäer und Schriftgelehrte aus Jerusalem und sprachen: 2 Warum übertreten deine Jünger die Überlieferung der Ältesten? Denn sie waschen ihre Hände nicht, wenn sie Brot essen.

3 Er antwortete und sprach zu ihnen: Warum übertretet denn ihr Gottes Gebot um eurer Überlieferung willen? 4 Denn Gott hat gesagt (Exodus 20,12; 21,17): »Du sollst Vater und Mutter ehren«, und: »Wer Vater oder Mutter schmäht, der soll des Todes sterben.« 5 Ihr aber lehrt: Wer zu Vater oder Mutter sagt: Eine Opfergabe soll sein, was dir von mir zusteht, 6 der braucht seinen Vater nicht zu ehren. Damit habt ihr Gottes Wort aufgehoben um eurer Überlieferung willen. 7 Ihr Heuchler, richtig hat Jesaja von euch geweissagt und gesprochen (Jesaja 29,13): 8 »Dies Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir; 9 vergeblich dienen sie mir, weil sie lehren solche Lehren, die nichts als Menschengebote sind.«

10 Und er rief das Volk zu sich und sprach zu ihnen: Hört zu und begreift: 11 Nicht was zum Mund hineingeht, macht den Menschen unrein; sondern was aus dem Mund herauskommt, das macht den Menschen unrein. 12 Da traten die Jünger hinzu und sprachen zu ihm: Weißt du auch, dass die Pharisäer an dem Wort Anstoß nahmen, als sie es hörten? 13 Aber er antwortete und sprach: Alle Pflanzen, die mein himmlischer Vater nicht gepflanzt hat, die werden ausgerissen. 14 Lasst sie, sie sind blinde Blindenführer! Wenn aber ein Blinder den andern führt, so fallen sie beide in die Grube.

15 Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: Deute uns dies Gleichnis! 16 Er sprach zu ihnen: Seid denn auch ihr noch immer unverständig? 17 Versteht ihr nicht, dass alles, was zum Mund hineingeht, das geht in den Bauch und wird danach in die Grube ausgeleert? 18 Was aber aus dem Mund herauskommt, das kommt aus dem Herzen, und das macht den Menschen unrein. 19 Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsches Zeugnis, Lästerung. 20 Das sind die Dinge, die den Menschen unrein machen. Aber mit ungewaschenen Händen essen macht den Menschen nicht unrein.

Mt 15,1–20 Überlieferung der Ältesten (Mk 7,1–23) 15,2 Sie waschen ihre Hände nicht, bezogen auf Priester vgl. Ex 30,17–21. Die rabbinische Rechtssetzung dehnt einige Reinheitsvorschriften des Tempels auf Privathaushalte aus (vgl. mJad 1,1–2,4; bBer 53b; bGit 15b; bPes115a-b; bSuk 26b; 27a). 15,4 Du sollst Vater und Mutter ehren, Ex 20,12; Dtn 5,16. Wer Vater oder Mutter schmäht, Ex 21,17; Lev 20,9. 15,5 Eine Opfergabe, das Qorban-Opfer eignet Besitz dem Tempel zu (vgl. mNed 3,2; 5,6). 15,8–9Jes 29,13 (folgt der Wortstellung der LXX; vgl. Mk 7,6). 15,11 Vgl. EvThom 14. Unrein [machen], geistliche Reinheit ist wichtiger als körperliche (Mt 5,19–20; vgl. auch Ps 24,3–4; 51; 2Chr 30,18–20). 15,13 Vgl. Jes 60,21; Jer 12,12. 15,14 Blinde Blindenführer, Lk 6,39; vgl. auch EvThom 34; Matthäus warnt eher vor pharisäischen als vor Lehrern der Gemeinde, vgl. aber Mt 23,2–3. Fallen […] in die Grube, erleiden Unglück (Jes 24,18; Jer 48,44; Ps 7,16; Spr 26,27). 15,15–16 Vgl. Anm. zu 13,13. Noch immer unverständig, zu diesem Zeitpunkt sollten die Jünger keiner Erklärungen mehr bedürfen (Mt 13,16). 15,18 Vgl. Anm. zu 15,11. 15,20 Mit ungewaschenen Händen essen macht den Menschen nicht unrein, Matthäus übernimmt die markinische Behauptung nicht, Jesus habe alle Speisen für rein erklärt (Mk 7,19). Bei Matthäus bleiben die Speisegesetze in Kraft, nur einige „Überlieferungen der Ältesten“ werden nicht befolgt.

21 Und Jesus ging weg von dort und entwich in die Gegend von Tyrus und Sidon. 22 Und siehe, eine kanaanäische Frau kam aus diesem Gebiet und schrie: Ach, Herr, du Sohn Davids, erbarme dich meiner! Meine Tochter wird von einem bösen Geist übel geplagt. 23 Er aber antwortete ihr kein Wort. Da traten seine Jünger zu ihm, baten ihn und sprachen: Lass sie doch gehen[*], denn sie schreit uns nach. 24 Er antwortete aber und sprach: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.

25 Sie aber kam und fiel vor ihm nieder und sprach: Herr, hilf mir! 26 Aber er antwortete und sprach: Es ist nicht recht, dass man den Kindern ihr Brot nehme und werfe es vor die Hunde. 27 Sie sprach: Ja, Herr; aber doch essen die Hunde von den Brosamen, die vom Tisch ihrer Herren fallen. 28 Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: Frau, dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du willst! Und ihre Tochter wurde gesund zu derselben Stunde.

Mt 15,21–28 Die kanaanäische Frau (Mk 7,24–30) Vgl. 1Kön 17,8–24. 15,21 Tyrus und Sidon, vgl. Anm. zu 11,21. 15,22 Kanaanäisch, die Kanaanäer sind Israels paradigmatische Feinde; die Region wurde mit dem Baalskult assoziiert (Gen 9,25; Ri 2,11–12; 3,7; 8,33; Hos 2,13). Kam, Jesus trifft auf die Frau an der Grenze. Es ist nicht klar ersichtlich, ob er nichtjüdisches Gebiet betritt. Sohn Davids, ein jüdisch-messianischer Hoheitstitel Jesu (vgl. Anm. zu 1,1.). In der Frau deutet sich bereits die Bekehrung von Nichtjuden im Voraus an (vgl. auch Anm. zu 8,10; Mt 18,6; 21,21; 24,13–14; 28,19). 15,23 Er aber antwortete ihr kein Wort, sein Schweigen wird in V. 24 erklärt. Lass sie doch gehen, gr. apoluson kann auch „befreie sie“ bedeuten, z.B. im Sinne eines Exorzismus. 15,24 Verlorene Schafe, vgl. Anm. zu 10,6. 15,27 Die Hunde [essen] von den Brosamen, die Frau erkennt zwar ihre nachgeordnete Position als Kanaanäerin an, besteht aber trotzdem auf ihr Recht. 15,28 Glaube, vgl. Anm. zu 8,10. In der markinischen Version fehlt ein Verweis auf ihren Glauben als Grund für die Heilung ihrer Tochter.

29 Und Jesus ging von dort weiter und kam an das Galiläische Meer und ging auf einen Berg und setzte sich dort. 30 Und es kam eine große Menge zu ihm; die hatten bei sich Lahme, Blinde, Verkrüppelte, Stumme und viele andere und legten sie ihm vor die Füße, und er heilte sie, 31 sodass sich das Volk verwunderte, als sie sahen, dass die Stummen redeten, die Verkrüppelten gesund waren, die Lahmen gingen und die Blinden sahen; und sie priesen den Gott Israels.

Mt 15,29–31 Jesus heilt (Mk 7,31–37) 15,31 Gott Israels, vgl. 1Kön 1,48; Ps 41,14; 68,36; 69,7; 1Chr 16,36; 1QM 13,2; 14,4; tChag 2,1. Aufgrund des Ausdrucks kann hier vielleicht auf eine nichtjüdische Menschengruppe geschlossen werden (vgl. Anm. zu 15,39).

32 Und Jesus rief seine Jünger zu sich und sprach: Das Volk jammert mich; denn sie harren nun schon drei Tage bei mir aus und haben nichts zu essen; und ich will sie nicht hungrig gehen lassen, damit sie nicht verschmachten auf dem Wege. 33 Da sprachen die Jünger zu ihm: Woher sollen wir so viel Brot nehmen in der Einöde, um eine so große Menge zu sättigen? 34 Und Jesus sprach zu ihnen: Wie viele Brote habt ihr? Sie sprachen: Sieben, und ein paar Fische.

35 Und er ließ das Volk sich lagern auf die Erde 36 und nahm die sieben Brote und die Fische, dankte, brach sie und gab sie den Jüngern, und die Jünger gaben sie dem Volk. 37 Und sie aßen alle und wurden satt; und sie sammelten auf, was an Brocken übrig blieb, sieben Körbe voll. 38 Und die da gegessen hatten, waren viertausend Männer, ohne Frauen und Kinder. 39 Und als er das Volk hatte gehen lassen, stieg er ins Boot und kam in das Gebiet von Magadan.

Mt 15,32–39 Die Speisung von (mehr als) Viertausend (Mk 8,1–10) Aufgrund der vorherigen Erzählung der kanaanäischen Frau soll diese Darstellung eines Speisungswunders vielleicht ein nichtjüdisches Setting suggerieren; vgl. Mt 14,15–21. 15,39 Magadan, eine unbekannte Stadt. Es gibt jedoch noch keine Völkermission (Mt 28,19).

Matthäus 16

1 Da traten die Pharisäer und Sadduzäer zu ihm; die versuchten ihn und forderten ihn auf, sie ein Zeichen vom Himmel sehen zu lassen. 2 Aber er antwortete und sprach zu ihnen: Des Abends sprecht ihr: Es wird ein schöner Tag werden, denn der Himmel ist rot. 3 Und des Morgens sprecht ihr: Es wird heute ein Unwetter kommen, denn der Himmel ist rot und trübe. Über das Aussehen des Himmels wisst ihr zu urteilen, über die Zeichen der Zeit aber könnt ihr nicht urteilen?[*] 4 Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht fordert ein Zeichen; doch es wird ihm kein Zeichen gegeben werden, es sei denn das Zeichen des Jona. Und er ließ sie stehen und ging davon.

Mt 16,1–4 Zeichenforderung (Mk 8,11–13; Lk 11,29–32; 12,54–56) 16,1 Sadduzäer, Aristokraten, standen häufig eng mit dem Tempel in Verbindung (vgl. „Strömungen innerhalb des Judentums in neutestamentlicher Zeit“). Sie konkurrierten mit den Pharisäern (Jos.Bell. 2,164–66; Ant. 13,171–73, 297–98; 18,11.16–17), weshalb die gemeinsame Nennung beider Gruppen wohl die Ablehnung Jesu durch die Anführer aller jüdischen Strömungen andeuten soll. Versuchten, vgl. Anm. zu 4,7. Zeichen vom Himmel, eine göttliche Bestätigung von Jesu Ansprüchen (Mt 12,38–39; Lk 11,16; 21,11; Röm 1,18; vgl. auch Jer 10,2; Dan 4,23; äthHen6,2; 13,8 sowie tBQ 7,5, wo, mit einem Zitat von Lev 25,25 auf eine Stimme von Berg Sinai verwiesen wird). Vgl. Anm. zu 12,38. 16,4 Böses und ehebrecherisches Geschlecht, vgl. Anm. zu 12,39. Zeichen des Jona, vgl. Anm. zu 12,40.

5 Und als die Jünger ans andre Ufer gekommen waren, hatten sie vergessen, Brot mitzunehmen. 6 Jesus aber sprach zu ihnen: Seht zu und hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer! 7 Da dachten sie bei sich selbst und sprachen: Das wird‘s sein, dass wir kein Brot mitgenommen haben.

8 Als das Jesus merkte, sprach er: Ihr Kleingläubigen, was bekümmert ihr euch doch, dass ihr kein Brot habt? 9 Versteht ihr noch nicht? Erinnert ihr euch nicht an die fünf Brote für die fünftausend und wie viele Körbe voll ihr da eingesammelt habt? 10 Auch nicht an die sieben Brote für die viertausend und wie viele Körbe voll ihr da eingesammelt habt? 11 Wieso versteht ihr denn nicht, dass ich nicht vom Brot zu euch geredet habe? Hütet euch vielmehr vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer! 12 Da verstanden sie, dass er nicht gesagt hatte, sie sollten sich hüten vor dem Sauerteig des Brotes, sondern vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer.

Mt 16,5–12 Der Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer (Mk 8,14–21; Lk 12,1) 16,5 Vergessen, Brot mitzunehmen, ironisch wegen der zwei Brotvermehrungen. 16,6 Sauerteig, vgl. Anm. zu 13,33; hier ein negativer Verweis auf pharisäische Lehre (Mt 16,11–12). 16,8 Kleingläubige, vgl. Anm. zu 6,30. 16,9 Fünf Brote, vgl. Mt 14,17.19. 16,10 Sieben Brote, vgl. Mt 15,32–38.

13 Da kam Jesus in die Gegend von Cäsarea Philippi und fragte seine Jünger und sprach: Wer sagen die Leute, dass der Menschensohn sei? 14 Sie sprachen: Einige sagen, du seist Johannes der Täufer, andere, du seist Elia, wieder andere, du seist Jeremia oder einer der Propheten. 15 Er sprach zu ihnen: Wer sagt denn ihr, dass ich sei? 16 Da antwortete Simon Petrus und sprach: Du bist der Christus, des lebendigen Gottes Sohn!

17 Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel. 18 Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. 19 Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: Was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein.

20 Da gebot er den Jüngern, niemandem zu sagen, dass er der Christus sei.

Mt 16,13–20 Die Schlüssel des Königreichs (Mk 8,27–33; Lk 9,18–22) Vgl. EvThom 13. 16,13 Cäsarea Philippi, eine überwiegend nichtjüdische Stadt, ungefähr 40 km nördlich des Galiläischen Meeres. Menschensohn, vgl. Anm. zu 8,20. 16,14 Johannes der Täufer, vgl. Mt 14,2. Elia, vgl. Anm. zu 11,14–15; Mal 3,23–24; Sir 48,10. 16,16 Christus, vgl. Anm. zu 1,1. Lebendiger Gott, vgl. Anm. zu 15,31. 16,17 Fleisch und Blut, der Glaube an Jesus gründet auf Offenbarung und nicht auf Argumenten oder Zeichen. 16,18 Petrus, ein Wortspiel mit dem griechischen Wort für „Stein“, petra; das zugrunde liegende aram. Wort kepha wird zum gr. kephas (Joh 1,42; 1Kor 1,12 et al.). Auf diesen Felsen, die christlichen Traditionen sind unterschiedlicher Ansicht, ob Petrus selbst der „Fels“ ist (was zu Ansprüchen des Papsttums führte) oder sein Glaube. Gemeinde, gr. ekklēsia (vgl. Mt 18,17). Die LXX verwendet ekklēsia (übers. „Gemeinde“, vgl. LXX Dtn 4,10; 9,10; 18,16; 31,30) für das hebr. qahal (übers. „Gemeinschaft“; vgl. 2Sam 7; 1Chr 17; 1QM 4,10). Matthäus ist das einzige kanonische Evangelium, das diesen Begriff verwendet. Pforten der Hölle, vgl. Anm. zu 11,23. 16,19 Schlüssel, verbunden mit Wissen und Autorität (Jes 22,22; Lk 11,52; Offb 3,7; syrBar 10,18; slawBar 11,2; 3Hen 18,18; SifDev 32,25; bSchab 31a-b). Gebunden […] lösen, bedeutet gemäß der rabbinischen Lehre „verbieten und erlauben“ (im rechtlichen Sinn); vgl. mPes 4,5; mTer 5,4 sowie Mt 18,18); vgl. Anm. zu 9,17. 16,20 Niemandem zu sagen, das Messiasgeheimnis; vgl. Anm. zu 8,4.

Das Neue Testament - jüdisch erklärt

Подняться наверх