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3. Die Rezeption der Theologischen Reden
ОглавлениеWeil Gregor für seine rhetorische Kunst berühmt war, hörten ihn nicht allein seine Anhänger. Auch Neugierige, an der Redekunst des Kappadokiers interessierte Hörer kamen sowie auch die kirchenpolitischen Unterstützer Gregors, falls wir Gregors Autobiographie trauen dürfen: „Die einen führte […] die Verkündigung der Trinität zu mir […] Andere gaben womöglich etwas auf meine Redekunst. Noch andere wollten mich gerne als ihre eigene Kreatur behalten.“
Eine byzantinische Miniatur, der Parisinus Graecus 510, imaginiert die Predigtsituation aus dem Abstand von fünfhundert Jahren. Das Bild mit der Überschrift „die zweite Synode“ entstand zwischen 879 und 882 in Konstantinopel. Gemeint ist die Versammlung des Zweiten Ökumenischen Konzils, das im Jahr 381 in der Residenzstadt Konstantinopel zusammentrat. Im Zentrum des Bildes steht die „Hetoimasia“, der für den in der Endzeit wiederkommenden Christus bereitete Thron, auf dem ein aufgeschlagenes Evangelienbuch liegt. Rechts vom Thron sitzt Kaiser Theodosius I (†395), der das Konzil einberufen hatte. Links, mit zur Rede erhobener Hand ist Gregor von Nazianz, der damalige Erzbischof von Konstantinopel, abgebildet. Auf der unteren Seite sehen wir den erhobenen Arm eines verurteilten Häretikers, vermutlich des Bischofs Eunomius von Kyzikos.
|31|Dass sich die Reden Gregors tatsächlich dem mündlichen Vortrag verdanken, dann wohl zunächst stenographisch festgehalten wurden und erst später vom Autor überarbeitet wurden, zeigen die deutlichen Spuren der Mündlichkeit, wie etwa das Anakoluth in Abschnitt 2.
Die „Theologischen Reden“ sind in zahlreichen byzantinischen Handschriften überliefert. Doch nicht allein in der griechischen Tradition wurden Gregors Reden immer wieder kopiert, kommentiert und imitiert. Vielmehr übertrug man sie auch ins Lateinische, Armenische, Syrische, Georgische, Arabische, Kirchenslawische, Koptische und Äthiopische. Bereits im sechzehnten Jahrhundert erschienen die ersten gedruckten Ausgaben der „Reden“ in Venedig, Straßburg und Basel.
Martin Illert