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cc) Der Netzwerkwert (Current Utility Value)

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Bei der Anwendung der EoE für Zwecke der Bewertung von Utility Token nimmt die Abschätzung der zukünftigen Größe des Netzwerkes eine zentrale Rolle ein. Diese Schätzung umfasst den Wert der in dem Netzwerk angebotenen Güter oder Dienstleistungen. Diese Größe bezieht sich auf Y, für deren Quantifizierung in der Praxis bei anderen Assets das Bruttoinlandsprodukt herangezogen wird. In diesem Netzwerk fungiert der Utility Token als Zahlungsmedium für den Handel mit den angebotenen Gütern oder Dienstleistungen.

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Im Prognosezeitraum wird der CUV in der EoE durch die folgenden Variablen determiniert:

 (1) Den Preis (P), den die Nutzer für die vom Netzwerk bereitgestellten Güter oder Dienstleistungen im gesamten Betrachtungszeitraum zu zahlen haben.

 (2) Umschlagshäufigkeit des Tokens (V). Je kürzer ein Token von einer Adresse gehalten wird, desto größer ist seine Umschlagshäufigkeit. Transaktionsdaten aus DLT- Netzwerken (Distributed Ledger Technology) sind öffentlich zugängig. Daher kann V beobachtet werden. Es kommt auch vor, dass Transaktionen mit Utility Tokens außerhalb der DLT-Umgebung durchgeführt werden. Dies kann beispielsweise bei einem Handel über eine zentralisierte Handelsplattform geschehen. Derartige Transaktionen sind öffentlich nicht einsehbar und fließen daher nicht in die Bestimmung von V ein. Es kann argumentiert werden, dass die Einbeziehung dieser Transaktionen bei der Bestimmung von V letztlich nicht der fundamentalen Rolle des Tokens als Transaktionsmedium innerhalb seines Ökosystems entspricht. Daher wird V ausschließlich auf Grundlage von On-Chain-Transaktionen abgeleitet. In die Bewertung der Utility Token fließt der langfristig erwartete Gleichgewichtszustand des Netzwerks ein. Daher haben kurzfristige Schwankungen von V eine geringe Bedeutung.65 Bei der Quantifizierung von V kann es beispielweise im Zuge eines ICOs vorkommen, dass historische Transaktionsdaten nicht verfügbar sind. In diesem Fall können Umschlagshäufigkeiten vergleichbarer Token bei der Schätzung von V herangezogen werden.

 (3) Volumen der ausgetauschten Güter und Dienstleistungen (Y). Bei der Anwendung der EoE ist die Schätzung des Parameters Y besonders wichtig. Er gibt den Wert der Güter und Dienstleistungen an, die in dem Netzwerk in einem bestimmten Zeitraum gehandelt werden. Dabei ist bei der Anwendung dieses Modells ein nachhaltiger bzw. eingeschwungener Zustand von Y zu prognostizieren. Yergibt sich dabei aus dem Produkt der zukünftig erwarteten Marktgröße (D) und des erwarteten Marktanteils (S). Es gilt angemessene Schätzungen dieser Größen vorzunehmen. Diese werden signifikant von der Komplexität der Schätzung und dem Urteilsvermögen des Bewerters beeinflusst. Daher ist es sinnvoll, für diese Parameter im Rahmen von Szenarioanalysen und unter der Berücksichtigung von Wahrscheinlichkeitsverteilungen Wertbandbreiten abzuleiten. Diese Analysen können dabei helfen, den fundamentalen Wert eines Tokens zu verstehen und einzuordnen.

 (4) Umlaufmenge: Die Anzahl der sich im Umlauf befindlichen Token wird unter Berücksichtigung der aktuellen Anzahl und der zukünftig geplanten Anzahl der emittierten Token prognostiziert. Der Tokenpreis ergibt sich aus dem Verhältnis des erwarteten Netzwerkwerts oder CUV in der jeweiligen Periode und der Anzahl der sich im Umlauf befindlichen Token.

 (5) Diskontierungssatz: Die Ableitung eines Diskontierungszinssatzes ist vergleichbar mit demjenigen Vorgehen, das im Rahmen einer zahlungsstromorientierten Bewertung von Unternehmen verwendet wird.66 Dabei stellt der Diskontierungssatz eine risikoadjustierte Rendite einer Alternativanlage dar. Mithilfe eines Diskontierungszinssatzes, der mit dem unterstellten Prognosezeitraum korrespondiert, wird der Barwert des zukünftig erwarteten CUV je Token bestimmt.

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Bezogen auf die dargestellten Variablen ist die Schätzung der zukünftigen Entwicklung der Marktgröße und des Marktanteils mit hohen Unsicherheiten verbunden. Dies liegt insbesondere darin begründet, dass das emittierende Unternehmen oder das Projekt sich häufig in einer frühen Phase ihres Lebenszyklus befinden. Daher ist die Wahrscheinlichkeit zu berücksichtigen, dass das Unternehmen bzw. Projekt sich langfristig nicht am Markt durchsetzen kann und seine Leistungen nicht adaptiert werden, d.h. es zu einem Ausfall kommt. Diese Wahrscheinlichkeit sollte adäquat bei der Bewertung berücksichtigt werden. Hierzu bieten sich zwei Ansätze an, die bei konsistenter Anwendung zu den gleichen Ergebnissen führen sollten.67

 (1) Diskontierungszinssatz: Wenn bei der Schätzung des zukünftigen Marktanteils das Ausfallrisiko nicht explizit berücksichtigt wurde, kann dieses über einen entsprechenden Diskontierungszinssatzes abgebildet werden. Dabei kann man sich an den geforderten Renditen orientieren, die im Rahmen von Venture-Capital-Investitionen gefordert werden. Diese weisen ein ähnliches Risikoprofil auf. Wurde das Ausfallrisiko bei der Schätzung des Marktanteils jedoch angemessen berücksichtigt, sollte der Diskontierungszinssatz lediglich das übliche Risikoniveau abbilden, das in Zusammenhang mit den Gütern und Dienstleistungen steht, die dem Utility Token zugrunde liegen. Dieser Diskontierungszinssatz kann beispielsweise mithilfe des CAPM Modells abgeleitet werden.

 (2) Monte-Carlo-Ansatz: Alternativ könnte man eine Monte-Carlo-Simulation anwenden. Dieser Ansatz basiert auf der Arbitrage-Pricing-Theorie und erfordert eine Identifizierung der Zusammenhänge zwischen allen Variablen des Modells und sowie eine Spezifizierung der Wahrscheinlichkeitsverteilungen sämtlicher Eingangsparameter des Modells. Die Anwendung dieses Ansatzes bedingt eine risikofreie Diskontierung.

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Nachfolgend veranschaulichen wir die Anwendung der EoE anhand eines Anwendungsbeispiels.

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