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1. Ein neues Zahlungssystem
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Im Fokus von Nakamoto, der bis heute seinen echten Namen nicht offengelegt hat, lag das neue Zahlungssystem, nicht die darin verwendete Werteinheit. So heißt es gleich zu Beginn: „What is needed is an electronic payment system based on cryptographic proof instead of trust, allowing any two willing parties to transact directly with each other without the need for a trusted third party.“2 Das neue elektronische Zahlungssystem sollte also ohne Finanzintermediäre funktionieren, allein mittels sog. Peer-to-Peer-Transaktionen (P2P). Im gegenwärtigen Finanzsystem erfolgen Finanztransaktionen ganz überwiegend über Intermediäre, z.B. Zahlungsdienstleister und Finanzmarktinfrastrukturen.3
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Der Bedeutung und dem Design der verwendeten Werteinheit widmet das Papier wenig Aufmerksamkeit. Es wird festgelegt: „We define an electronic coin as a chain of digital signatures.“4 Ebenso wird in diesem grundlegenden Papier keinerlei Aussage über die mögliche oder zu erwartende Wertstabilität getätigt. Nach dem von Nakamoto vorgesehenen Mechanismus erhöht sich die Menge der geschaffenen Bitcoin im Laufe der Zeit mit abnehmender Geschwindigkeit und wird bei 21 Millionen Stück ihr Maximum erreichen. Diese absolute Mengenbegrenzung sowie die Verwendung von bergbautechnischen Begrifflichkeiten – die Dienstleister im Bitcoin-Netzwerk, die sich neue Bitcoin für bestimmte Leistungen zuschreiben dürfen, werden zum Beispiel „Miner“ genannt – ließ den Bitcoin in der Betrachtung in die Nähe von Rohstoffen oder gar Gold rücken. Der bisweilen als „synthetic commodity“ bezeichnete Coin5 wurde empirisch als Wertaufbewahrungsmittel bzw. als Vehikel zur Portfoliodiversifizierung mit Gold verglichen.6
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Die Übertragung des Bitcoins erfolgt im Bitcoin-Netzwerk durch eine einfache Eintragung, dass ein Teil der einem Teilnehmer zugerechneten Bitcoin nun einem anderen Teilnehmer zugerechnet wird. Der Bitcoin wird in sog. Wallets gespeichert und nicht auf Konten verbucht. Er stellt keine Forderung oder Verbindlichkeit dar. Er existiert auch nicht als abgeschlossene digitale Einheit. Die Menge der einem Teilnehmer zugeschriebenen Bitcoin ergibt sich aus der Addition der in den gespeicherten Transaktionen ersichtlichen Übertragungen an ihn und der Subtraktion seiner eigenen Übertragungen.
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Dieses Netzwerk funktioniert dezentral; bei Bitcoin auf Basis der sog. Blockchain-Technologie, die als Spezialform der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) angesehen wird. Als Distributed Ledger (DL) oder Verteiltes Kontenbuch wird eine verteilte Datenbank bezeichnet, bei der die Teilnehmer im Netzwerk eine gemeinsame Schreib-, Lese- und Speicherberechtigung ausüben. Traditionellerweise dominieren in der Buchhaltung bislang zentrale Datenbanken. Lese- und teilweise auch Speicherrechte sind dabei üblicherweise ebenso für die Teilnehmer gegeben. Die Schreibrechte obliegen allerdings einer zentralen Einheit, zum Beispiel dem Betreiber eines Zahlungssystems. Der Betreiber, die zentrale Einheit, übernimmt in der Regel die Verantwortung für die Funktionsfähigkeit des Systems, für die sichere Speicherung und Verteilung der Daten, und er ist Ansprechpartner für regulative und aufsichtliche Belange. Ihm kommt eine besondere Vertrauensstellung zu, da er normalerweise auch die Zulassung der Teilnehmer zum Netzwerk regelt und deren systemkonformes Verhalten überwacht. Zudem hat er als einziger Schreibrechte. Da im traditionellen Finanzsystem üblicherweise Forderungen oder Wertpapiere auf Konten oder Depots übertragen werden, gibt es mindestens zwei Beteiligte bei Transaktionen, die deren korrekte Verbuchung überwachen. Die Korrektheit aller Salden ergibt sich, wenn alle bilateralen Salden, sprich alle Forderungen und Verbindlichkeiten der Teilnehmer gegenüber der zentralen Instanz korrekt sind.
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In einem dezentralen System gibt es keine zentrale Instanz. Die DLT7 erlaubt die fälschungssichere Übertragung digitalisierter Werte ohne zentrale Einheit oder Intermediär. Dies wird möglich durch die Dokumentation und Speicherung aller Transaktionen bei jedem Teilnehmer, meist in Form eines Hashes. Eine nachträgliche Fälschung historischer Transaktionen verändert den Hash in der Regel komplett und wird sofort von den Teilnehmern erkannt. Auf diese Weise kann das sog. „Double Spending Problem“ vermieden werden. Darunter versteht man das Risiko, dass ein Teilnehmer Coins mehrfach überträgt. Vor Bitcoin war das „Double Spending Problem“ der Grund, warum digital keine Werte, sondern „nur“ Informationen übertragen werden konnten. Es ist nicht möglich, eine digitale Kopie von einem digitalen Original zu unterscheiden. Seit Bitcoin können nun auch Werte zwischen Teilnehmern ohne Intermediär übertragen werden. Direkte Übertragungen von Teilnehmern an Teilnehmer, im Fachjargon „peer-topeer“ (P2P) sind nun auch digital möglich. P2P-Transaktionen gibt es im klassischen Finanzsystem nur bei der Übergabe von Inhaberpapieren, etwa bei der Bezahlung mit Bargeld.
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Die Sicherung der Korrektheit der vorgeschlagenen Transaktionen in dezentralen Netzwerken erfordert eine Validierung und einen Konsensmechanismus, eine Art Abstimmungsprozess unter den Teilnehmern. Neue Transaktionsvorschläge müssen zunächst vom Netz oder von einer Teilmenge der Teilnehmer validiert werden, bevor sie in die Transaktionshistorie bzw. in die Blockchain aufgenommen werden. Durch den Konsensmechanismus wird die zeitliche Reihenfolge der zu verbuchenden Transaktionen festgelegt und ein einheitlicher Status der verteilten Datenbank bei allen Teilnehmern sichergestellt. Bei einigen Netzwerken können alle Teilnehmer sich an der Validierung und dem Konsensmechanismus beteiligen, bei anderen nur ausgewählte Teilnehmer. Je weniger Teilnehmer daran beteiligt sind, desto mehr nähert sich der Charakter des Netzwerkes einem zentralen Netzwerk.