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4. „Saloppes Benehmen ist unangebracht!“ Haltungen im Gottesdienst und Verhalten bei der Kommunion

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Ein „Lümmel“ ist laut „Duden“ ein [junger] Mann, der als frech, ungezogen, als Person mit flegelhaftem Benehmen angesehen wird. Das Wort kommt von dem veralteten „lumm“, was „schlaff“, „locker“ bedeutet und eine ablautende Bildung zu „lahm“ darstellte. Lümmeln oder sich lümmeln bedeutet danach, sich in betont nachlässiger, unmanierlicher Weise irgendwohin setzen, legen, irgendwo stehen, sich rekeln. Zum Beispiel in der Kirchenbank.

Es geht bei der Frage nach dem rechten Benehmen in der Kirche und im Gottesdienst, so viel ist bisher schon deutlich geworden, einmal um das Prinzip der Gemeinschaft, das durch ein bestimmtes Verhalten gestört wird. Daneben steht ein anderes Prinzip, das der Heiligkeit Gottes und des Gottesdienstes bzw. des religiösen Ortes, denen Ehrfurcht und Respekt geschuldet werden. Beide Prinzipien betreffen auch die Haltungen, die man hier einnimmt.

Die Begriffe „Haltung“ und „Verhalten“ hängen nicht nur sprachlich zusammen; die körperliche Haltung spiegelt auch eine innere Einstellung und Befindlichkeit wider, wie es das Beispiel des Lümmels zeigt. Im Gottesdienst spielen Gesten, Gebärden und Haltungen eine große Rolle, wobei die beiden Ersteren vor allem den Liturgen zukommen. Zu den Haltungen der Gläubigen heißt es in der „Allgemeinen Einführung in das Römische Messbuch“: „Eine einheitliche Körperhaltung aller Versammelten ist ein Zeichen ihrer Gemeinschaft und Einheit; sie drückt die geistige Haltung und Einstellung der Teilnehmer aus und fördert sie“ (AEM 20).

Die Haltungen der Gläubigen in der katholischen Liturgie sind das Stehen, Knien und Sitzen. Sie sollen gemeinschaftlich eingenommen werden, wobei es – aus Gründen der Gesundheit oder des Alters, aufgrund von Platzverhältnissen, aber auch aus einem bestimmten Empfinden heraus – Ausnahmen geben kann. Das kann man beispielsweise während des Eucharistischen Hochgebets beobachten, das manche stehend mitvollziehen, andere zuerst stehend, dann kniend, wiederum einige stehend, dann kniend und später sitzend. Ein Spiegel der jeweiligen Frömmigkeit ist dies aber nicht.

Auch im evangelischen Gottesdienst spielen die Haltungen eine Rolle, wenngleich nicht so sehr wie im katholischen, wie Christoph Albrecht in seiner „Einführung in die Liturgik“ (1995) schreibt: „Zeremonien sind nach lutherischem Verständnis weder heilsnotwendig noch für die Einheit der Kirche erforderlich. Wohl aber ist es eine ‚feine äußerliche Zucht‘, sich leiblich zu bereiten, weil die äußere Haltung eine Gestaltwerdung des Inneren ist. Für das Verhalten im Gottesdienst gilt als Grundregel eine gelöst-natürliche, aber doch zuchtvolle Haltung. Saloppes Benehmen ist genauso unangebracht wie geschraubt-steifes Gebaren. Die evangelische Kirche kennt eine Vielzahl von Gebärden, die nicht nur den Pfarrer betreffen, sondern auch jedem Gemeindeglied wohl anstehen.“

Kleine Geschichte des schlechten Benehmens in der Kirche

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