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B. Schriftgemäße Theologie I: Evangelische Identität zwischen Religionsgeschichte und Biblischer Theologie

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Rochus Leonhardt kommt bei seiner Analyse der Krise des Schriftprinzips zu der Einsicht, dass die mit der Reformation einsetzende neue Konzentration auf die Bibel als Erkenntnisbasis der Theologie folgenreich für die weitere Entwicklung der Auslegungswissenschaften war:

„[…] man kann schwerlich leugnen, dass sich jenes exegetische Interesse, das dann zur historisch-kritischen Forschung führte, jedenfalls auch aus den schrifttheologischen Voraussetzungen Luthers und seiner Nachfolger ergeben musste.“33

Insofern könne man „die historisch-kritische Schriftauslegung als legitime Erbin und als […] spezifisch-neuzeitliche Gestalt des reformatorischen Schriftprinzips“ verstehen, – eine Erbin, die dann auch „dessen Krise“ herbeiführte, indem sie von der Zeit der Aufklärung an wesentlich zur „Ausdifferenzierung der Exegese aus dem theologischen Kontext“ beigetragen habe.34

Im Rahmen der Konstituierung der alt- und neutestamentlichen Schriftauslegung als eigener theologischer Disziplinen begann eine zweifache Entwicklung, die sich als folgenreich bis in die Gegenwart erweist: die Auflösung des biblischen Kanons als für die Textauslegung maßgeblicher Größe – heute als Dekanonisierung35 bezeichnet – sowie die zunehmende Entfremdung der Exegese von der Systematik.

Für den Beginn dieser doppelten Entwicklung stehen die Namen Johann Salomo Semler und Johann Philipp Gabler.

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