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Frischfleisch

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Im 7. Stock schob sich nach einem kurzen Gong die Fahrstuhltür wieder lautlos auf. Anna Liebenstein stand in einer größeren marmornen Empfangshalle, ganz in Weiß gehalten mit hohen Säulen bis zur Decke. Sie ging an einer Art Rezeption vorbei und wurde freudig lächelnd begrüßt.

„Ah, Frau Liebenstein, es ist alles vorbereitet und alle sind schon versammelt.“

„Sehr schön, Frau Hamakashi, Sie sehen heute sehr hübsch aus, in dem kurzen Rock.“

„Dankeschön, Frau Liebenstein.“

Sie trat an ein Multimediarednerpult.

„Guten Tag, liebe neue Mitglieder unserer Moselblick-Familie. Mein Name ist Anna Liebenstein. Der Leiter dieser Einrichtung, Herr Christian Fuchs, ist derzeit in Urlaub. Es ist mir eine Ehre, als seine Vorgesetzte aus der Geschäftsleitung des Seniorenstifts der Gruppe Gartenparadies, Sie heute hier begrüßen zu dürfen. Wir freuen uns auf Sie und möchten Sie aufs Herzlichste willkommen heißen. Ihre Aufnahmeformalitäten haben Sie ja sicher schon alle erledigt und gerne möchte ich Ihnen einen Überblick geben, was Sie hier bei uns erwarten dürfen, soweit Sie das nicht schon alles aus den Prospekten und Vorinformationen wissen. Wir können sehr gut mitfühlen, wie schwierig die Umstellung in den ersten Tagen für Sie ist. Seien Sie gewiss, wir kennen das, denn wir haben über 50 Jahre Erfahrung in der Betreuung von Senioren. In unserer Anlage werden Sie nur das modernste und beste Equipment sehen und unser Personal ist aufs Sorgfältigste von mir und meinen Personalleitern auf Herz und Nieren geprüft worden. Sie haben also nur mit dem Besten zu rechnen.“ Sie lächelte wieder, spulte das wie ein Tonbandgerät ab und trat zur Seite, um den Blick auf eine Multimediashow freizugeben. „Wir zeigen Ihnen nun einen Kurzfilm über das modernste Seniorenstift in Europa. Viel Vergnügen. Für Fragen stehe ich hinterher zur Verfügung. Noch einmal herzlich Willkommen auf dem Moselblick, den Sie wirklich genießen können.“

Im Publikum erblickte sie Leon Walters mit einem Notizblock und daneben einen jungen Mann mit zerzauster Frisur und einer Kamera. Er machte einen Schnappschuss von Anna am Rednerpult. Anna zwinkerte Leon kurz zu, dann wurde es dunkel.

Der Projektor startete mit dem prächtigen Demo-Film der Einrichtung, der mit einem Flug aus der Vogelperspektive über die Einrichtung und das Mosel-Tal begann und alle neuen Bewohner sowie Leon schauten gebannt auf die Leinwand. Anna Liebenstein nutzte die Zeit, wollte inzwischen einige Telefonate und die Post erledigen. Auf dem Weg zu ihrem Büro sah sie kurz im Bewohnerbereich vorbei. „Ah, hallo Schwester Margret, hat das mit Suite 991 alles gut geklappt? Ist alles fertig für den neuen Bewohner? Das ist ganz wichtig, denn er wird von der Presse begleitet und wir wollen keinen falschen Eindruck erwecken.“

„Fast, wir sind fast fertig. Bis nachher wird alles gerichtet sein“, antwortete die Pflegekraft schnell und zackig.

„Gut, fein, dann an die Arbeit.“ Sie machte eine Bewegung mit der rechten Hand, die das unterstreichen sollte.

Schwester Margret verstand und bewegte sich im Laufschritt.

Anna Liebenstein setzte ihr zufriedenes Lächeln auf und sagte leise vor sich hin: „Ich liebe es, wenn mein Plan aufgeht.“

Achter Stock - Endstation

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