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Ausbau der Technik und des Programms

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Im neuen Jahr setzte sich unser Interims-Intendant Gerhard Probst energisch für den Ausbau der Fernsehversorgung ein. Am 15. Januar 1954 ging ein größerer Sender auf den Berliner Müggelbergen in Betrieb. Vier Tage darauf begann der Sender Dresden unser Programm auszustrahlen. Auf dem Fernsehgelände in Adlershof wurde ein Heizhaus errichtet, wichtiger noch war für uns der Bau eines eigenen Film-Kopierwerkes. Alles was außerhalb der Studios geschah, konnte ja auf nicht absehbare Zeit nur durch Filmkameras einfangen werden.

Im Programm dominierten weiterhin kürzere Fernsehspiele. Wir versuchten, mit angedeuteten, auch mit nur gemalten Dekorationen zu arbeiten. Zugleich wurde eine sich ständig erweiternde Palette unterhaltender Sendungen geboten. Dabei verstärkten sich die satirischen Akzente. Am 24. Februar gab das Berliner Kabarett DIE DISTEL ihr erstes Studiogastspiel: Hurra! Humor ist eingeplant!

Mitte März erlebte die Adaption der Erzählung Die schwarze Liste von Stefan Heym seine Fernsehpremiere. Sie konnte als erstes Fernsehspiel mit Gegenwartsthematik in den Annalen des Fernsehfunks verzeichnet werden. Das Spielbuch hatte Bodo von Schweykowski in gutem Kontakt mit Stefan Heym geschrieben. Unter der Regie Gottfried Herrmanns spielte Ursula Burg vom DEUTSCHEN THEATER die Hauptrolle. Eine amerikanische Schauspielerin. Betty Frazier, seit Jahren populäre Darstellerin in einer Rundfunkserie, wird wegen ihres Eintretens für das zum Tode verurteilte Ehepaar Rosenberg und die zehn ausgesperrten Schriftsteller Hollywoods fristlos entlassen - und keiner von ihren Kollegen wagt einen Einspruch dagegen.

Wie gern wären wir schon im Jahr 1954 mit einer mobilen Übertragungstechnik zum Deutschen Theater in das Zentrum Berlins gefahren, aber noch immer war es uns nicht möglich, Übertragungen aus den führenden Theatern des Landes auszustrahlen. Was blieb uns übrig, als den umgekehrten Weg zu versuchen und die Theater zu Gastspielen in unser kleines Studio einzuladen. So entstand eine Sendereihe von Studiogastspielen. Wir begannen mit Sartres Schauspiel Die ehrbare Dirne in der Inszenierung von Erich Alexander Winds an den Städtischen Theatern Leipzig. Vier weitere Gastspiele erlebten wir noch im selben Jahr, im folgenden waren es bereits sechszehn und später folgten auch Theater aus der Bundesrepublik unserer Einladung in die voll ausgebauten Adlershofer Studios.

Trotz einer noch möglichen relativen Staatsferne, ganz abgehoben von den politischen Großereignissen im Lande ließ sich selbst ein Fernsehprogramm für gerade einmal zweitausend in der DDR angemeldete Fernsehteilnehmer nicht gestalten. Viele rechneten nicht ohne Grund anders. Vor den meisten privaten Empfangsgeräten versammelten sich in der Regel Großfamilien oder gar Hausgemeinschaften. Und dann gab es öffentliche oder betriebliche Fernsehstuben. Man könnte also mit Zuschauerzahlen um mehrere Zehntausend rechnen, hieß es, ein Mehrfaches dessen, was selbst große Theater an Sitzplätzen aufwiesen.

Als am 29. März 1954 der IV. Parteitag der SED begann, stand das Hauptabendprogramm unter der Überschrift: Vom Kampf der deutschen Arbeiterklasse. Alles, was seit dem ersten Sendetag zu diesem Thema an Szenen und literarischen Programmen entwickelt worden war, wurde in Kombination mit neuen Szenen und weiteren Rezitationen ausgestrahlt. Auf dem Parteitag wurde die Losung ausgegeben: 'Deutsche an einen Tisch!' Wann und wie sie Eingang in unser Programm fand, wird noch berichtet werden.

Ein Sender für Deutschland?

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