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Auf dem Weg zur Professionalisierung

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Wir verstanden uns nachdrücklich als ein Kommunikationsmittel und wollten unsere Arbeit in einem permanenten Dialog mit den Zuschauern zur Diskussion stellen. Wir sahen es als unsere Aufgabe an, den kulturellen Reichtum der Menschheit allen Zuschauern in Stadt und Land - bis in das kleinste Dorf - zu einem erwünschten und nachhaltigen Bildungserlebnis werden zu lassen.

Um unsere hochgesteckten Ziele erreichen zu können, mussten wir unter uns forcieren, was heute 'Professionalisierung' genannt wird. Günter Kaltofen und ich waren von unseren Kolleginnen und Kollegen in die Gewerkschaftsleitung des Programmbereichs gewählt worden. Wir erkannten, dass viele ehemalige Hörfunkmitarbeiter, aber auch künstlerisch-technisches Personal den neuen Gestaltungsmöglichkeiten noch unsicher gegenüberstanden. Also machten wir als Gewerkschaft den Vorschlag, eine innerbetriebliche Weiterbildung zu organisieren. Im noch nicht aktiven Studio II boten wir experimentell aufgelockerte Lektionen an. Günter Kaltofen sprach über die Grundgesetze der Dramaturgie, Hermann Rodigast über die Dramaturgie des Tons, der Musik, der Geräusche, ich über die Dramaturgie der Kameraführung und der Bildmontage im Mehrkamerasystem, Heinz Zeise, ein hochbegabter Künstler und Szenenbildner über die dramaturgisch möglichen Akzentuierungen durch Lichtführung und Szenenbildgestaltung.

Und weil wir nach den Lektionen unter Einbeziehung der Chefs auch über die jeweiligen Probleme der Praxis sprachen, gewann die Gewerkschaft in ihren Vertretern an Autorität.

Eine zweite ehrenamtliche Tätigkeit ergab sich für mich aus wiederholtem Eintreten für Kollegen bei internen Streitfällen. Ich wurde gebeten, den Programmbereich in einer für das ganze FERNSEHZENTRUM zuständigen innerbetrieblichen Schiedskommission zu vertreten. Von da an blieb ich einem Engagement für Recht und Gerechtigkeit dauerhaft verbunden. 1955 wurde ich gefragt, ob ich bereit sei, als Schöffe am Stadtbezirksgericht Berlin-Treptow mitzuarbeiten. Ich dachte, ehrlich gesagt, sofort an die Möglichkeit, dadurch zu echten und spannenden Geschichten für meine Fernsehspielarbeit zu kommen, und sagte zu. Auf einer Belegschaftsversammlung des FERNSEHZENTRUMS wurde ich bald darauf in dieses Amt gewählt und später von Legislaturperiode zu Legislaturperiode nach genauer Rechenschaftslegung für diese Tätigkeit bestätigt. Jedes Jahr fuhr ich also für zwei Wochen zum Gericht und wurde bald mit heiklen Gesetzesfragen konfrontiert. Es erwies sich, wie wichtig es auch bei Gericht war, mit Gleichgesinnten offen für eine gerechte Anwendung bestehender Gesetze einzutreten. Bald war ich dem Umstand dankbar, nur im Rahmen der untersten Instanz gefordert zu sein. Trotzdem kam es Jahre später zu prinzipiellen Auseinandersetzungen, die bis 1989 andauerten.

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