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3. Kapitel: Gemeinsame Erfolge – einsamer Sturz

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Je mehr zustimmende, aber auch fordernde Briefe von der bald wachsenden Zuschauergemeinde kamen, desto stärker bedrängte die Programmseite ihre Kollegen von der Studiotechnik. Wenn es mit der Fertigstellung der Studios zu ebener Erde noch dauerte, musste eben nach einer Zwischenlösung gesucht werden. Und weil es die Techniker gut verstanden, haben alle gemeinsam ganz unkonventionell etwas improvisiert. So wurde am 1. Mai 1953 ein zweites, schon größeres Behelfsstudio im Raum der Kamera-Zugpulte in Betrieb genommen. Die gerade fertiggestellte zweite Ikonoskopkamera wurde auf einen flachen Film-Kamerawagen montiert und auf ein Stück Studioschiene gestellt, weil der ausgetrocknete Parkettfußboden sonst bei jeder Kamerabewegung laut geknarrt hätte. So konnte die Kamera nun sogar etwas vor- und zurückfahren.

Jetzt war es möglich, von einzelnen Spielszenen zu kurzen Szenenfolgen überzugehen, denen man mit gutem Willen bereits das Prädikat Fernsehspiel zuerkennen konnte. Erneut stand eine Arbeit Horst Heydecks am Beginn: Der hessische Landbote. Es war ein Zwanzig-Minuten-Spiel um Georg Büchners revolutionäre Flugschrift von 1833, der Obrigkeit derart suspekt, dass Büchner 1835 außer Landes gehen musste.

Die Hauptrolle eines kritisch-hilfsbereiten Dorfschullehrers übernahm der Nestor der deutschen Schauspielkunst: Eduard von Winterstein. Ihn konnte das enge Studio nicht davon abhalten, an der künstlerischen Erschließung einer womöglich neuen dramatischen Gattung mitzuwirken. Den Regisseur Otto Holub und seine Mitspieler verblüffte von Winterstein: Er kam schon zur ersten Probe mit komplett gelerntem Text, beschämte seine jüngeren Kollegen und half, durch eine äußerst konzentrierte Probenarbeit zu einer hervorragenden Sendung zu kommen. Noch viermal wurde die Inszenierung wiederaufgeführt, dann mit der Filmkamera fest-gehalten. So konnte sie noch mehrfach gezeigt werden.


Das neue Behelfsstudio erlaubte es auch, bereits fünf Tage später die erste heitere Szenenfolge über den Sender gehen zu lassen: Wehe, wenn sie losgelassen, eine Satire auf Herrenpartien am Vatertag, verfasst von Heinz Quermann, inszeniert von Gottfried Herrmann mit der außergewöhnlichen Sendelänge von 60 Minuten. Damit war die äußerste Belastungsgrenze für die Kameras erreicht.

Ein Sender für Deutschland?

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