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Anfänglich gute Wirkungen – nach 3 Jahren verschwunden

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Hätten die für die MTA-Studien verantwortlichen Forscher die früheren Studien an Affen über zentral wirksame Stimulanzien untersucht, so hätten sie vorhersagen können, dass die scheinbar „guten“ Wirkungen nach 3 Jahren verloren gehen.

Gemäß einer von den Befürwortern von Ritalin unterstützten Hypothese wird ADHS verursacht durch eine mangelhafte Funktion des Neurotransmitters Dopamin in zwei Hirnarealen, dem präfrontalen Kortex und den Basalganglien. Der präfrontale Kortex ist für die sogenannten exekutiven Funktionen verantwortlich: Aufmerksamkeit, Urteilsvermögen, Planung, Impulskontrolle; und die Basalganglien steuern unter anderem unsere Fähigkeit, still zu sitzen. [Exekutive Funktionen = Gehirnfunktionen, mit denen Menschen ihr Verhalten steuern. – Anm. d. Verlags]

Der Wirkungsmechanismus zentral wirksamer Stimulanzien besteht darin, die Freisetzung von Dopamin zu erhöhen und seine Aufnahme an den Synapsen des präfrontalen Kortex und in den Basalganglien zu verhindern. Infolgedessen vermehrt sich die in den Synapsen dieser Areale verfügbare Dopaminmenge; dadurch kommt es zu einer unmittelbaren klinischen Wirkung: Ein überaktives Kind, das die meiste Zeit herumgesprungen und -gelaufen ist und eine Belastung für die Menschen in seiner Umgebung war, ist oft schon nach der ersten Dosis in der Lage, ruhig zu sitzen und sich auf jede „langweilige“ Aufgabe zu konzentrieren. Dies hinterlässt bei vielen Lehrern und Eltern natürlich einen „nachhaltigen“ Eindruck.

Diese Wirkung ist jedoch nicht nur von kurzer Dauer, sie fordert auch einen hohen Preis. Die Erhöhung von Dopamin verursacht ein kompensatorisches Absterben von Dopaminrezeptoren im Gehirn, das die akute Drogenwirkung und den nachfolgenden Tod von Gehirnzellen bei Weitem überdauert.13 In einer Studie an Affen im Jahre 1997 konnte gezeigt werden, dass die Verabreichung von zwei relativ kleinen Dosen Amphetamin (2mg/kg Körpergewicht, im Abstand von 4 Stunden) eine dauerhafte, deutliche Abnahme der Dopamin-Synthese und -Konzentration bis zu 3 Monaten zur Folge hatte. Ein Tier zeigte selbst 8 Monate später noch eine fortgesetzte Fehlfunktion.14

Bei Kindern, die mit Amphetamin und anderen Stimulanzien behandelt werden, kann die Medikamentenmenge in mg/kg so hoch sein wie diejenige, die in mehreren Studien bei Tieren zu Gehirnschäden geführt hat.

Laut MTA-Studie verlieren zentral wirksame Stimulanzien ihre positive Wirkung, wenn Kindern länger als 1 Jahr und bis zu 3 Jahren damit behandelt werden. Dies ist logisch, wenn man die Langzeitwirkung zentral wirksamer Stimulanzien auf das Gehirn betrachtet, die die Verminderung der Dopamin produzierenden Nervenzellen zur Folge hat. Also muss die Dosis der zentral wirksamen Stimulanzien erhöht werden, damit dieselbe Wirkung erzielt wird, und auf lange Sicht haben diese aufgrund des massiven Verlustes von Dopamin produzierenden Gehirnzellen überhaupt keine positive Wirkung mehr.

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