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Die Entwicklung in Schweden

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Zwischen 2000 und 2011 nahm die Zahl der Kinder, denen zentral wirksame Stimulanzien verschrieben wurden, um mehr als das Zehnfache zu: von 2000 Kindern auf 25 000 im Jahre 2011. Dies ist insofern eine bemerkenswerte Entwicklung, als Ritalin im Jahre 1968 wegen seiner großen Beliebtheit und des infolgedessen weitverbreiteten Missbrauchs vom Markt genommen wurde. In den 1970er- und 1980er-Jahren wurden Kindern nur selten zentral wirksame Stimulanzien verschrieben. Sie durften nur mit einer Sondererlaubnis der nationalen Gesundheitsbehörde verschrieben werden. Ende der 1990er begann die Anzahl der Kinder, denen zentral wirksame Stimulanzien verschrieben wurden, erheblich zu steigen. Führende Kinderpsychiater schätzten die behandlungsbedürftigen Kinder mit ADHS auf etwa 10 000. Doch im Jahre 2010 wurden bereits 20 000 Kinder behandelt.

Im Jahre 2004 veröffentlichte die staatliche schwedische Gesundheitsbehörde eine Broschüre mit dem Titel „Kurzer Abriss über ADHS bei Kindern und Erwachsenen“.16 Die Behörde unterstrich die Vererbung als Ursache von ADHS und schrieb:

„Vererbung vollzieht sich über die Gene. Gene steuern die Transmittersubstanzen, die Informationen zwischen den Neuronen des Gehirns übertragen. Ein Mangel oder die ungenügende Wirkung dieser Substanzen in bestimmten Hirnarealen verursacht Veränderungen der psychischen / kognitiven Funktion, wodurch es zu Problemen mit der Verhaltenssteuerung des Kindes kommen kann. Das wiederum führt zu typischen ADHS-Symptomen wie Unruhe, Problemen mit der Aufmerksamkeit und Impulsivität.“

Diese Aufsehen erregende Aussage über die Ursache von ADHS entbehrte jeglicher wissenschaftlichen Grundlage und widersprach der bei der amerikanischen „Konsens-Konferenz“ (1998) vorgestellten Forschung und ihrem gemeinsamen Abschlusspapier.

Die Behörde empfahl den Einsatz zentral wirksamer Stimulanzien als Behandlung bei ADHS und betonte, wie gut diese Medikamente insbesondere in großen Studien mit Kindern dokumentiert seien, wie wirksam sie seien und wie geringfügig ihre Nebenwirkungen seien. Es gebe, so die Behörde, keine anderen psychoaktiven Medikamente, die so sorgfältig untersucht worden seien wie die zentral wirksamen Stimulanzien, und sie traf folgende Feststellung:

„Aufgrund des rasch anwachsenden Wissens über ADHS in Schweden und der Tatsache, dass wir nun an internationalen Erfahrungen mit der Medikation teilhaben, hat die Anzahl der mit zentral wirksamen Stimulanzien behandelten Kinder genauso wie in anderen Ländern schnell zugenommen.“

Die staatliche Gesundheitsbehörde rühmte die zentral wirksamen Stimulanzien für die Steigerung der Konzentration und die Senkung der Hyperaktivität; zudem schienen die Medikamente geistige Fähigkeiten wie das Lösen von Problemen zu verbessern. Bezüglich der Gefahr der Abhängigkeit und des künftigen Missbrauchs erklärte die Behörde, dass es kein solches Risiko gebe, und behauptete, die Behandlung mit zentral wirksamen Stimulanzien scheine das Risiko eines künftigen Missbrauchs vielmehr zu verringern.

Die Folgestudien mit ADHS-Kindern, so schrieb die Behörde allerdings auch, böten oft ein düsteres Bild mit geringem schulischem und beruflichem Erfolg und häufigen psychischen Problemen im Erwachsenenalter. ADHS müsse als öffentliches Problem behandelt werden, da es viele Menschen betreffe und sich gravierend auf ihre Gesundheit, Entwicklung und die Möglichkeiten für ein vollwertiges Leben als Erwachsene auswirke.

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