Читать книгу Geschichten vom Bau - Hartmut Witt - Страница 11
Schoko
ОглавлениеAuch hier tauchte nach kurzer Zeit ein „Feind“ auf, der Schoko. Am ersten gemeinsamen Arbeitstag jammerte er mir die Ohren voll. Er hatte Selbstmordgedanken. Ich redete verständnisvoll mit ihm. Sympathisch war er mir nicht, denn er proklamierte einen Machtkampf in der Position der Truppe. Er glaubte, obwohl er die gleiche Anzahl an Gesellenjahren wie ich hatte, in der Hierarchie über mir zu stehen, da seine Bundeswehrzeit mitzählen würde. Auf solche Spielchen hatte ich überhaupt keine Lust, denn der Knabe hatte nicht viel drauf. Ein kräftiger, muskulöser, athletischer Bulle, der zwar rasend schnell sein konnte, wenn er „Quadratmeter“ machte, aber bei den Details hoffnungslos überfordert war. Ein typischer Bursche, bei dem der Witz von Handwerkern vortrefflich passte: Man deutet mit den Worten „Du muscht es it bloß do han“ auf die Muskeln des rechten Oberarms, „sondern au do!“, um dann auf die Muskeln des linken Oberarms zu deuten.
Blöderweise folterte mich das Konzept des Meisters, bevorzugt uns beide auf eine Baustelle zu schicken. Immer wenn er ausschließlich mit mir unterwegs war, war er ein Jammerlappen vor dem Herrn, wenn er mich anflehte, die schwierigen Details zu lösen. Kaum in der Meute fiel er über mich her, attackierte mich, in dem er mit Schussapparat Salven auf mich abfeuerte, beleidigte mich wegen meiner grünen Gesinnung, beschimpfte meine Frau und meine Kinder auf das Übelste. Dazu war er auch noch mein Nachbar. Ein Typ, der immer mit quietschenden Reifen anfuhr, zu schnell durch die Siedlungen sauste und bei Rasereien schon manches Auto zerlegt hat. Irgendwann sagte ich auf einem Dach zu ihm: „Sag mal Schoko, kannst Du eigentlich auch mal normal Auto fahren?“
Was war seine Antwort? „Halts Maul, du grüne Sau, wenn i snäxsdemol dei grüne Drecksbrut auf der Stross sieh, überfahr i sie!“
Da ging der Gaul mit mir durch. Obwohl er mir deutlich an Körperkraft überlegen war, raste ich auf ihn zu und verpasste ihm einen Faustschlag, dass er auf das Dach knallte.
Und was machte Schoko?
Er fing an zu heulen!
Was war ich froh, als der Knabe kündigte. Und was sagte die sehr reizende Frau des Meisters dazu?
„Zum Glück sind wir den los!“