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Kit und Sir Homer hatten ihre Schilderung der Ereignisse beendet. Phil Bormann hatte öfter Zwischenfragen gestellt und saß nun mit nachdenklich gerunzelter Stirn da.

„Sie meinen also, hier auf Zenta gäbe es so etwas wie eine Widerstandsbewegung gegen die Herrschaft des Großmeisters von Terra?“, fragte er schließlich.

„Nicht wir, sondern der Psychologische Verhördienst“, berichtigte Kit Bronson. „Als ich nach Central City auf Terra geschickt wurde, hat er natürlich meine Vergangenheit durchleuchtet und dabei offenbar auch entdeckt, dass ich schon einmal auf Zenta gewesen bin.“

„Sie waren schon früher hier?“, fragte Bormann überrascht.

Kit nickte. „Es war auf meiner vorletzten Fahrt mit dem Veith von Morgas. Er besitzt hier irgendwelche Verwandte, die er damals besucht hat. Allerdings habe ich von dem Planeten nicht viel mehr als einige Bars in der Nähe des Raumhafens zu sehen bekommen. Wir waren am Morgen gelandet, und da ich die Kursberechnungen für den Weiterflug machen musste, konnte ich erst am Abend für ein paar Stunden von Bord gehen. Um Mitternacht flogen wir schon wieder ab. Weshalb der PVD annimmt, ich könnte etwas mit den fiktiven Verschwörern zu tun haben, ist mir unerfindlich geblieben.“

„Wie heißt eigentlich der Mann, mit dem man Sie hier in Zusammenhang gebracht hat?“, forschte Homer Edwards. „Vielleicht kann uns sein Name helfen, etwas Licht in das Dunkel zu bringen.“

Kit zögerte, doch Phil Bormann nickte ihm aufmunternd zu.

„Auf mich oder meine Nichte brauchen Sie keine Rücksicht zu nehmen, Mr. Bronson. Pamela muss ohnehin vorerst hierbleiben, weil man inzwischen jeden privaten Gleiterverkehr gesperrt hat. Und wenn der PVD einmal herausbekommt, dass wir Ihnen geholfen haben, ist es unerheblich, ob wir diesen Namen kennen oder nicht.“

„Hoffen wir, dass es nie soweit kommt!“, sagte Kit mit Nachdruck. „Gut also – der Mann heißt Egmont Walbrock.“

„Sagten Sie Egmont Walbrock?“, fragte Bormann entgeistert. Kit nickte, und der ehemalige Raumfahrer brach in ein fast hysterisches Lachen aus. Die beiden Flüchtlinge sahen ihn befremdet an, doch Bormann konnte sich nur schwer wieder beruhigen.

„Der Teufel soll mich holen, wenn ich das verstehe!“, meinte er dann und nahm einen großen Schluck aus seinem Glas. „Sie wissen nichts von der Geschichte des Planeten Zenta, also muss ich Sie aufklären! Vermutlich werden Sie dann meine Reaktion begreifen. Commodore Egmont Walbrock war der Entdecker und erste Gouverneur von Zenta und starb vor rund zweihundert Jahren Standardzeit.“

Er lehnte sich zurück und weidete sich an den verblüfften Gesichtern seiner Zuhörer. Sir Homer fand als erster die Sprache wieder.

„Es könnte sich demnach um eine bewusste Mystifikation handeln“, überlegte er sachlich. „Andererseits leuchtet mir nicht ein, warum der Psychologische Verhördienst ein derartiges Manöver durchgeführt haben sollte, wenn es ihm doch keinerlei Nutzen bringen konnte? Man verhört doch nicht einen Mann zehn Tage lang mit allen Mitteln, um aus ihm etwas über einen Mann herauszuholen, der seit Jahrhunderten tot ist! Beim PVD geschieht nichts ohne Sinn, also muss schon etwas dahinterstecken. Gibt es hier vielleicht noch einen anderen Mann, der diesen Namen trägt, Mr. Bormann?“

Der Mann aus Nordham schüttelte den Kopf.

„Bestimmt nicht, Sir Homer. Es gab hier nur eine einzige Familie dieses Namens, und diese ist seit vierzig Jahren in der männlichen Linie erloschen. Weitere Walbrocks gibt es auf Zenta nicht, sonst hätten Zeitungen und Videofunk längst darüber berichtet. Sir Egmont ist so etwas wie der Nationalheilige dieser Welt, und jede nur rein zufällige Namensgleichheit hätte unweigerlich zu Nachforschungen darüber geführt, ob es sich nicht um Verwandte von ihm handeln könnte.“

„In Zenturia, unserer Hauptstadt, steht ein Denkmal von ihm“, warf Pamela de Camp ein. „Sie haben es bestimmt gesehen, als Sie damals hier waren, Mr. Bronson.“

Kit nickte.

„Stimmt, jetzt erinnere ich mich. Eine mindestens zwanzig Meter hohe Steinfigur auf einem gewaltigen Sockel. Das ganze Gebilde ist mindestens einhundert Meter hoch und wird nachts mit Scheinwerfern angestrahlt.“

Phil Bormann hob mit einer ratlosen Gebärde die Schultern.

„Sie sehen also, dass tatsächlich in dieser Angelegenheit nicht der geringste Sinn zu entdecken ist. Mir scheint, dass hier der PVD eine Fehlinformation erhalten hat.“

Homer Edwards zog die Augenbrauen zusammen.

„Vielleicht doch nicht?“, bemerkte er langsam. „Wenn es hier wirklich so etwas wie eine Widerstandsbewegung geben sollte – wäre es da nicht möglich, dass sich ihr Anführer diesen Namen zugelegt haben könnte? Jede Bewegung legt schließlich Wert auf ein markantes Symbol; und ein besseres als Egmont Walbrock hätte er hier auf Zenta wohl kaum verwenden können.“

Bormanns Miene hellte sich auf. „Angewandte Psychologie, nicht wahr? Wenn Sie es so sagen, klingt es durchaus glaubhaft. Nun ja, Sie sind ja nicht umsonst Fachmann auf diesem Gebiet.“

Kit Bronson nickte lebhaft.

„Das wäre die einzig plausible Erklärung, nachdem jede andere ausscheidet.“ Er wandte sich an Bormann. „Ist es Ihnen möglich, in dieser Hinsicht Nachforschungen anzustellen? Als Geschäftsmann kennen Sie doch bestimmt eine Menge Leute, über die wir Informationen erhalten könnten.“

Der ehemalige Captain wiegte den Kopf. „Möglich wäre es schon. Ich habe ziemlich gute Verbindungen bis in ganz hohe Kreise, denn viele Angehörige der hiesigen Oberschicht kommen in mein Restaurant. Trotzdem sollten Sie nicht zu große Hoffnungen auf mich setzen, Verschwörungen entstehen gewöhnlich in den Hauptstädten, und Zenturia ist achthundert Kilometer von Nordham entfernt.“

Er trank sein Glas leer und erhob sich. „Lassen wir das vorerst ruhen. Jetzt gibt es dringendere Probleme. Pamela, du musst mir helfen, im Keller ein Versteck für euch drei einzurichten. Für Sir Homer und Mr. Bronson“, verbesserte er sich, „du bist ja schließlich offiziell hier angekommen. Nun, dafür musst du die Versorgung unserer Gäste übernehmen. Mein Personal darf nicht das Geringste von ihrer Existenz erfahren, das ist klar.“ Er drehte sich noch einmal um und grinste die beiden Flüchtlinge vertraulich an.

„Wir Männer der Raumflotte haben den PVD noch nie sonderlich gemocht, und der Großmeister auf Terra ist ja im Grunde nur noch dessen Marionette, das weiß längst jedes Kind. Ob es nun einen Egmont Walbrock gibt oder nicht: Auf meine Hilfe können Sie jederzeit zählen!“


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