Читать книгу Science Fiction Dreierband 3008 - Drei Romane in einem Band! - Harvey Patton - Страница 34
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Zenturia war eine beachtlich große Stadt und hatte ungefähr eine halbe Million Einwohner.
Wie überall auf den Kolonialplaneten der Union, hatte man auch hier das Bestreben, der Erde in allem nachzueifern. Die Straßen waren breit, die Häuser hoch und modern. Nur die fremdartigen Gewächse in den überall eingesprengten Grünanlagen zeugten davon, dass dies eine andere Welt war.
Kit Bronson und Sir Homer verließen die Rohrbahn und ließen sich von einem Expressgleitband zum Hause Carl Woolfes tragen. Es lag am anderen Ende der Stadt, schon in der Nähe des Hafens. Beide waren nicht besonders beeindruckt, denn sie hatten schon genügend fremde Planeten gesehen.
Dass Woolfes lichtscheue Geschäfte etwas einbrachten, davon zeugte sein Besitz. Das Haus lag inmitten eines kleinen Parks und glich in etwa dem von David Westphal. Die beiden Besucher schritten über einen Kiesweg, der von breitästigen Farnbäumen umsäumt war, und wurden vor dem Portal von einem Mann empfangen, dessen Figur und Aussehen ihn unschwer als Privatwächter erkennen ließen.
„Sie sind von Mr. Woolfe eingeladen?“, fragte er knapp, und seine Blicke taxierten sachlich die beiden Ankömmlinge. Kit nickte.
„Wir sollten an der heutigen Teeparty teilnehmen. Unsere Namen sind Cortez und Shigemitsou.“
Der Wächter sprach einige Worte in ein Türmikrofon, doch weder sie noch eine Antwort waren zu hören; es gab hier offenbar eine Schallbarriere. Dann nickte er und gab den Eingang frei.
„In Ordnung, Mr. Woolfe erwartet Sie.“
Die reichverzierte Tür schwang lautlos auf, und die Besucher kamen in eine geräumige Halle, deren Bodenteppiche allein schon ein Vermögen gekostet haben mussten, von den antiken Möbeln ganz zu schweigen. Sie bekamen jedoch keine Zeit, sich umzusehen, denn eine Seitentür ging auf, und der Hausherr erschien.
Carl Woolfe war nicht älter als Mitte dreißig, groß, schlank und etwas nachlässig gekleidet. Er besaß ein Durchschnittsgesicht, doch die hohe Stirn und die durchdringenden grauen Augen zeugten von Intelligenz und Entschlossenheit. Er verneigte sich leicht und wies auf die Tür, durch die er eben hereingekommen war.
„Kommen Sie, meine Herren, der Tee ist fertig. Sie sind meine einzigen Gäste, wir brauchen also nicht mehr zu warten.“
Auch hier bediente ein Eingeborener von Kaitos. Diese Wesen waren nicht sehr intelligent, aber gutmütig und anstellig. Nach einer Viertelstunde bat Carl Woolfe seine Gäste in einen Nebenraum, bot ihnen Rauchwaren an und kam dann übergangslos auf den Zweck ihres Hierseins zu sprechen.
„Ihre Masken sind vorzüglich, doch ich weiß von Mr. Westphal, wer Sie sind. Wir können hier offen reden, das Zimmer ist gesichert; aber fassen Sie sich bitte kurz.“
Kit kam dieser Aufforderung gern nach, denn er war es bereits Leid, seine Erlebnisse immer aufs neue schildern zu müssen. Er beschränkte sich auf eine stichwortartige Wiedergabe und war nach einer Viertelstunde am Ende.
„Und Sie haben tatsächlich keine Ahnung, was es mit dem angeblichen Egmont Walbrock auf sich hat?“, fragte Woolfe dann mit halb zugekniffenen Augen.
Kit schüttelte resigniert den Kopf.
„Die hat offenbar nicht einmal der PVD, sonst hätte er sich nicht solcher Umwege bedienen müssen, um an ihn heranzukommen. Das Ganze ergibt in meinen Augen überhaupt keinen Sinn. Offen gesagt glaube ich gar nicht daran, dass es einen Mann, der sich so nennt, überhaupt gibt.“
Carl Woolfe zeigte ein spöttisch-überlegenes Lächeln.
„Es gibt ihn, Mr. Bronson!“, stellte er unbewegt fest. „Er lebt wie Sie und ich. Es ist Commodore Egmont Walbrock, der vor über zweihundert Jahren Zenturia gegründet hat.“
Kit Bronson und Homer Edwards saßen sekundenlang wie erstarrt da, so unglaublich klang diese Eröffnung. Eine atemlose Ställe lag über dem Raum, doch plötzlich wurde sie abrupt durchbrochen.
Ein Summer klang auf, Woolfe fuhr auf und war mit einem Satz bei einem versteckt untergebrachten Funksprechgerät. Dann gellte aus diesem eine heisere Stimme auf.
„Chef, wir sind verraten worden! Die ganze Gegend wimmelt plötzlich von Polizisten, ihre Gleiter landen eben auf dem Dach. Jetzt fangen sie an zu schießen, ich muss ...“
Ein grässlicher Schrei folgte, der röchelnd abbrach. Carl Woolfe kniff die Augen zusammen, sein Gesicht glich jetzt einer steinernen Maske.
„Das ist der Nachteil eines schalldichten Raumes“, knurrte er. „Man kann nicht belauscht werden, aber man weiß auch nicht, was außerhalb vor sich geht. Machen Sie sich aber keine Sorgen, auch für einen solchen Fall habe ich vorgesorgt.“
Er trat vor eine freie Stelle der rechten Seitenwand und legte eine Handfläche dagegen. Ein leises Summen klang auf, dann rollte dieser Teil der Wand geräuschlos beiseite und ein dunkles Viereck wurde sichtbar.
„Hier herein, schnell!“, drängte er. „Dieser Lift führt in einen geheimen Keller. Sind wir einmal unten, kann uns auch der PVD nicht mehr finden.“
Kaum hatte sich die Wand hinter den drei Männern geschlossen, als die Liftkabine rasend schnell sank. Schon nach zwei Sekunden hielt sie wieder an, eine neue Tür glitt auf, und sie standen in einem matt erleuchteten Raum, dessen Wände aus rohen Steinen bestanden. In einer Ecke stand ein schrankgroßer metallener Kasten, der nach vorne hin offen war. Rasch schob Woolfe seine Besucher dieser Öffnung entgegen, die unvermittelt in einem bläulichen Licht zu erstrahlen begann.
„Einzeln hineingehen!“, ordnete er an. „Das ist ein Transmitter, der einzig sichere Fluchtweg in unserer Lage.“
Ein Transmitter in Privathand?, dachte Kit Bronson. Das kostet Woolfe Kopf und Kragen, wenn der PVD ihn erwischt! Doch schon trat Homer Edwards in den Lichtschein, wurde gewissermaßen davon verschluckt und verschwand spurlos.
Kit schob seine ohnehin rein rhetorischen Bedenken beiseite und beeilte sich, dem Wissenschaftler zu folgen. Er trat in das Transportfeld, fühlte das übliche leichte Schwindelgefühl und fand sich übergangslos in einer fremden Umwelt wieder. Rasch trat er vor, um das Gerät für Carl Woolfe freizumachen, und sah sich dann um.
Der Kasten des Gegentransmitters stand mitten in einem matt erleuchteten Raum mit gewölbter Decke. Schon wieder ein Keller!, dachte Kit automatisch, doch da erschien auch schon Woolfe neben ihm. Er drahte an einem Schalter am Gehäuse. Das Transmitterfeld erlosch, und der Händler nickte befriedigt.
„Die Polizei wird zweifellos den Geheimkeller in meinem Haus bald gefunden haben, doch das wird ihr nicht viel nützen. Im gleichen Moment, wo ein Fremder den Lift benutzt, explodiert der dortige Transmitter, und das halbe Haus fliegt in die Luft. Hoffentlich auch der Verräter!“, fügte er grollend hinzu.
„Wer mag das gewesen sein?“, fragte Sir Homer.
Carl Woolfe hob die Schultern.
„Vermutlich wohl einer von meinen Leuten; höchstwahrscheinlich Miller, er war erst drei Monate in meinem Dienst und kam mir schon immer reichlich neugierig vor. Wahrscheinlich hat ihn der PVD oder die Psychopolizei bei mir als Spitzel eingeschmuggelt.“
Kit nickte gedankenvoll.
„Dann können wir uns auch ausrechnen, von wem der PVD sein Wissen über Egmont Walbrock bezogen hat! Doch wo sind wir denn jetzt eigentlich herausgekommen?“
Woolfe grinste amüsiert.
„Das würden Sie nie erraten, deshalb will ich es gleich sagen. Wir befinden uns jetzt im Unterbau des Egmont-Walbrock-Monuments. “
Er weidete sich einen Augenblick lang an den überraschten Gesichtern seiner Zuhörer.
„Mit diesem Monument hat es seine besondere Bewandtnis. Es wurde nicht nur zum Gedenken an Sir Egmont errichtet, sondern beherbergt zugleich auch seine Grabstätte. Oder vielmehr seine angebliche Grabstätte, denn Commodore Walbrock ist nie gestorben.“
Homer Edwards setzte eben zu einer weiteren Frage an, als das hohl hallende Geräusch von Schritten hörbar wurde. Carl Woolfe pfiff eine Homer und Kit unbekannte Melodie, die gleich darauf von einem der Ankömmlinge erwidert wurde. Dann traten drei Männer durch den einzigen türlosen Eingang ins Licht des Raumes. Sie trugen Schocker bei sich, hielten die Mündungen aber zum Boden gesenkt. Der vorderste von ihnen wandte sich an den Großhändler.
„Was ist passiert, Carl? Wenn du durch den Transmitter kommst, muss die Lage ziemlich ernst sein. Ist dir die Polizei auf die Spur gekommen?“
Woolfe nickte grimmig.
„Wahrscheinlich sogar der PVD, aber das spielt kaum noch eine Rolle. Wir sind entkommen. Schlimmer ist, dass meine schöne Position zum Teufel ist und mir meine Beziehungen kaum noch etwas nützen werden. Einer meiner Wächter muss ein Spitzel gewesen sein und irgendwie herausbekommen haben, dass Bronson und Edwards mich besucht haben. – Man wollte mich überraschen und die beiden fangen. Es muss sich um ein Massenaufgebot von Polizei gehandelt haben. Wir wurden erst im letzten Moment gewarnt; ohne den geheimen Transmitter wären wir wohl nicht mehr entkommen.“
Der Wortführer der drei Männer verzog sein energisches Gesicht zu einem flüchtigen Lächeln.
„Nimm es nicht weiter tragisch, Carl. Mit Pannen muss man bei unserem schwierigen Vorhaben immer rechnen. Ihr seid hier, und nur das zählt. Jetzt gehen wir am Besten gleich zum Commodore.“
Schweigend setzte sich die kleine Gruppe in Bewegung. Es ging durch den inzwischen von einigen kleinen Leuchtflächen spärlich erhellten Gang, bis sich dieser nach etwa zwanzig Metern zu einem geräumigen Gewölbe erweiterte.
Niemand war zu sehen. Doch eine steinerne Wendeltreppe ragte aus einem Bodendurchbruch auf und führte weiter aufwärts. Sie stiegen die schmale Treppe empor, bis sie auf einen Gang kamen, der sich nach rechts und links erstreckte und hell beleuchtet war. Mehrere Türen deuteten auf das Vorhandensein weiterer Räume hin.
Der Anführer bog nach links ab, hielt vor der zweiten Tür an, klopfte an und öffnete sie dann. Er winkte den drei Flüchtlingen, einzutreten.
„Sir Egmont wird sich freuen, Sie hier begrüßen zu können!“