Читать книгу Science Fiction Dreierband 3008 - Drei Romane in einem Band! - Harvey Patton - Страница 36
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Auf dem Hauptkontinent von Zenta war es wieder ruhig geworden.
Sechs Tage nach der gelungenen Flucht aus Woolfes Haus war die Großfahndung nach Kit und Sir Homer aufgegeben worden. Alle Beschränkungen waren aufgehoben worden, und das Leben verlief wieder normal, zumindest nach außen hin. Dass PVD und Psychopolizei aber trotzdem die Suche nach den Flüchtlingen weiter betreiben würden, daran konnte es keinen Zweifel geben. Die Kommissare verstanden ihr Handwerk und mussten inzwischen längst erkannt haben, dass der Kit auf erlegte Hypnoseblock nicht mehr wirksam war. Ein Grund mehr, nach ihm zu suchen. Denn hatten sie erst ihn, waren sie auch der Verschwörung auf der Spur.
Einige Dutzend Verhaftungen waren inzwischen vorgenommen worden, doch entweder handelte es sich dabei um gesuchte Verbrecher oder aber um Männer, die mit dem Kreis tun Egmont Walbrock nicht das Geringste zu tun hatten. Man war auch weder David Westphal noch Philip Bormann oder der Familie de Camp auf die Spur gekommen, wie Commodore Walbrock auf Umwegen feststellen konnte. Pamela war längst wieder bei ihren Eltern auf der Farm, doch Kit dachte oft an sie.
Er befand sich noch immer mit Homer Edwards in den längst vergessenen Räumen innerhalb des Monuments. Walbrock hatte sämtliche Eingänge vermauern lassen, man konnte es also nur noch durch den Transmitter verlassen, dessen Gegenstationen bei absolut vertrauenswürdigen Freunden standen.
Die beiden Flüchtlinge und jetzigen Verbündeten von Sir Egmont befanden sich im Kopf des Standbildes und beobachteten durch ein im rechten Auge angebrachtes Teleskop die Stadt Zenturia. Rein zufällig warf Kit auch einen Blick hinüber zum Raumhafen, auf dem im Gegensatz zu früher jetzt ein reger Verkehr zu bemerken war. Offenbar hatte man um Zenta zahlreiche Polizeikreuzer zusammengezogen.
Ein Raumschiff setzte eben zur Landung an, und Kit beobachtete es ohne besonderes Interesse. Er registrierte lediglich, dass es sich dabei um ein Handelsschiff handelte, und wurde erst aufmerksam, als er an seinem Rumpf die Hoheitsabzeichen von Morgas entdeckte. Konnte das etwas zu bedeuten haben?
Die Aufklärung kam bereits Sekunden später, als sich das gleichfalls in dem kleinen Raum im Kopf der Figur untergebrachte Sprechgerät meldete.
„Sir Homer und Mr. Bronson, bitte sofort zu Commodore Walbrock kommen. Es ist Besuch von Morgas hier eingetroffen.“
Die beiden Männer beeilten sich. Kit bedauerte, dass man vor zweihundert Jahren noch keine Antigravlifts gekannt hatte. Doch auch die Wendeltreppe nahm ein Ende, und bald darauf waren sie bei Sir Egmont, in dessen Zimmer sich der Besucher bereits befand.
„Nett, Sie wieder einmal zu sehen, Kit!“, lächelte er.
„Captain Morton!“, sagte Kit und streckte ihm erfreut die Hand entgegen. „Die Freude ist ganz auf meiner Seite. Wie sind Sie denn so schnell hier hereingekommen?“
„Per Transmitter, wie sonst auch“, gab der untersetzte Flottenoffizier des Veith von Morgas zurück. „Ich bin durchgegangen, ehe wir noch aufgesetzt hatten und die Zollkontrolleure an Bord kommen konnten. Denn ich stehe nicht in der Besatzungsliste. Wer mit dem PVD anbinden will, muss ihm immer eine Nasenlänge voraus sein. Der Transmitter steht in einem Generatorgehäuse, wo man ihn bestimmt weder suchen noch finden wird.“
„Nehmen Sie doch bitte Platz!“, forderte der Commodore sie auf und holte eine Flasche und Gläser hervor. „Ich erwarte noch Mr. Woolfe und Captain Gereon, die an unserem Gespräch teilnehmen sollen.“
Wenig später kamen auch diese beiden Männer in den Raum, wurden Morton vorgestellt und setzten sich.
Egmont Walbrock nickte dem Kurier zu. „Fangen Sie an, Captain Morton. Wenn der Veith Sie schickt, muss etwas Wichtiges im Gange sein, nicht wahr?“
Morton trank aus und räusperte sich. „Zunächst einen Glückwunsch des Veith an Sie, Kit. Er freut sich, dass Sie so gut davongekommen sind, und hofft, Sie wieder auf der PRINCE OF MORGAS zu haben, wenn wir losschlagen können.“
Kit Bronson dankte und fragte: „Sie wollen also bald schon aktiv werden, wenn ich recht verstehe?“
Der Kurier nickte.
„Sobald unsere Vorbereitungen abgeschlossen sind und die Situation Erfolg verspricht. Länger zu warten als unbedingt nötig, ist nicht ratsam, denn der PVD hat seine Spione überall. Dass er Sie hier auf Zenta nicht finden kann, beweist indirekt die Tatsache der von ihm vermuteten Verschwörung. In privaten Kreisen könnten Sie sich auf die Dauer nicht verbergen, wie das Beispiel Woolfe zeigt.“
Er wandte sich nun an Commodore Walbrock. „Die Entwicklung verläuft überall günstig für uns. Der Veith hat unter dem Vorwand von Freundschaftsbesuchen mit zahlreichen Oberhäuptern halbautonomer Sternenreiche Fühlung aufgenommen und überall Erfolge erzielt. Alle diese Männer sind bereit, die ihnen unterstehenden Raumflotten für unsere Ziele einzusetzen, sobald sie das Zeichen dazu erhalten. Wenn ich die bereits durch Sie gewonnenen Verbündeten hinzurechne, möchte ich sagen, dass jetzt schon ungefähr drei Viertel aller Raumflotteneinheiten auf unserer Seite stehen dürften.“
„Ausgezeichnet!“, nickte Sir Egmont. „Der Rest dürfte dann von selbst folgen, sobald wir mit greifbaren Erfolgen aufwarten können. – Meine Sorgen liegen aber auf einem ganz anderen
Gebiet. Es gibt zu viele Kolonialwelten ohne eigene Flotten, die ausschließlich durch den PVD und die Psychopolizei kontrolliert werden, was Revolten von Seiten der Bevölkerung von vornherein ausschließt. Wir müssten jeden dieser Planeten einzeln erobern, und das würde nicht ohne erhebliche Opfer unter der Bevölkerung abgehen. So paradox es klingen mag: hier auf Zenta ist die Zentrale der Widerstandsbewegung, ich sehe aber trotzdem keinen Weg, den Planeten in absehbarer Zeit zu befreien.“
„Ein schwieriges Problem“, gab Captain Morton zu, „zumal die Polizeieinheiten alle durch Hyperfunk mit der PVD-Zentrale auf Terra in Verbindung stehen und von dort weiter Direktiven erhalten können. Ehe wir sie zur Kapitulation ohne Kampf zu bewegen vermögen, können Jahre vergehen.“
„Ich nahm an, Sie würden die Erde zuerst angreifen, um PVD und Polizei ihrer Führung zu berauben!“, bemerkte Homer Edwards verwundert. Der Commodore zuckte die Schultern.
„Versuchen werden wir es auf jeden Fall, doch die Chancen für den Erfolg stehen nicht besser als eins zu hundert. Kaum jemand weiß davon, aber rings um Terra stehen seit Jahren Störprojektoren, die bis in zweitausend Kilometer Entfernung sämtliche elektronischen Anlagen unbrauchbar machen können. Dadurch wird jede Schiffsnavigation unmöglich gemacht, wir kommen also nie auf Schussentfernung für unsere Energiegeschütze heran. Nur ein völlig überraschender Angriff könnte uns zum Erfolg verhelfen, scheidet aber infolge der starken Abschirmung der Erde durch Polizei schiffe praktisch ganz aus.“
Captain Gereon meldete sich zu Wort. „Wir könnten doch auch ganz primitive chemisch betriebene Atomraketen einsetzen!“, schlug er vor. „Wenn die einmal auf Kurs sind, kann sie nichts mehr aufhalten.“
Egmont Walbrock schüttelte energisch den Kopf.
„Ganz ausgeschlossen, Wilm. Ohne eine zuverlässige Steuerung würde es dabei einen hohen Prozentsatz Irrläufer geben, und das wäre der Tod für unzählige Millionen unschuldiger Menschen, Ganz abgesehen von der radioaktiven Ausschüttung, die ebenso schlimm wäre.“
Die Männer schwiegen eine Weile, doch dann hob Kit Bronson plötzlich die Hand.
„Wo die Gewalt versagt, hat die List schon oft geholfen“, sagte er mit nachdenklich gerunzelter Stirn. „Warum sollten wir es nicht auch einmal mit den Methoden versuchen, die der Psychologische Verhördienst anwendet? Ebenso wie er mich hier als seinen Agenten eingeschmuggelt hat, könnten wir doch unseren Agenten nach Terra bringen!“
Commodore Walbrocks Miene hellte sich auf. „Ein ausgezeichneter Vorschlag!“, stimmte er sofort zu. „Ja, wenn es uns gelänge, beispielsweise die PVD-Zentrale von Central City in die Luft zu sprengen, ehe wir losschlagen, hätte die Hydra des Großmeisters schon ihren Kopf verloren. Selbstverständlich haben wir auch längst Agenten auf der Erde eingeschleust, aber diese Aufgabe dürfte alles andere als leicht sein. Der Zentrale-Komplex ist derart ausgedehnt, dass man schon mindestens eine kleine Atombombe brauchte, um ihn zu vernichten, zumal ein Großteil der Anlagen unter der Erde liegt. Ob das zu schaffen ist?“
Carl Woolfe grinste optimistisch.
„Wie wäre es, wenn Sie mich das organisieren ließen?“, schlug er vor. „Hier auf Zenta sitze ich jetzt doch nur nutzlos herum, und das behagt mir nicht. Schließlich habe ich mit dem PVD auch noch ein fettes Huhn zu rupfen. – Sorgen Sie dafür, dass David Westphals Psychowandler hierher geschafft wird und ich eine einwandfreie neue ID-Karte bekomme, dann haben Sie schon einen Freiwilligen für Terra.“
Kit Bronson schlug ihm begeistert auf die Schulter.
„Zwei Freiwillige, Sir Egmont! Ich gehe selbstverständlich auch mit!“
„Ruhe bitte!“, knurrte Captain Morton nervös. „Die NORMA sendet nur ein Kurzimpulssignal von einer Zehntelsekunde Dauer – wenn ich das überhöre, kommen wir nie an Bord.“
Captain Gereon verschluckte den gutgemeinten Rat, den er Kit noch hatte geben wollen, und eine angespannte Stille lag wieder über dem Raum in dem Monument, wo die Hyperfunkanlage des Commodore stand. Genau eine Minute nach dem vereinbarten Signal würde das Schiff von Morgas starten, und dann hatten die Männer noch ganze zehn Sekunden Zeit, um durch den Transmitter zu gehen. Das war knapp, doch die begrenzte Reichweite der relativ schwachen Geräte ließ ein Mehr nicht zu.
Bisher war alles gut abgelaufen.
Die NORMA hatte ihre Landung für Zenta gelöscht und eine neue übernommen; hochwertige Erze, an denen anderswo vielfach bereits Mangel bestand. Ihre Besatzung, bestehend aus ausgesuchten Männern aus der Raumflotte des Veith, war für zwei Tage an Land gegangen und hatte sich, wie bei Handelsfahrern üblich, in diversen Lokalen kräftig amüsiert. Nicht der Schatten eines Verdachts war auf Schiff oder Besatzung gefallen.
Die Kontrolleure der Zollbehörde, verkappte Psychopolizisten, hatten nichts Verdächtiges gefunden und der NORMA anstandslos die Genehmigung zum Weiterflug erteilt. Jetzt war die Zeit dafür da, und Captain Morton und seine beiden Begleiter sollten kurz nach dem Start an Bord kommen.
Der Empfänger sprach an, und der Kapitän meldete das Schiff vorschriftsmäßig beim Kontrollturm ab. Gespannt warteten die Männer, bis plötzlich auf dem Oszillographen des Gerätes ein heller Blitz aufleuchtete und gleichzeitig das verabredete Signal hörbar wurde.
„Jetzt!“, zischte Morton, sprang auf und lief hinaus auf den Gang, um den Raum mit dem Transmitter zu erreichen. Etwas langsamer folgten Kit Bronson und Carl Woolfe, längst nicht so nervös wie der Offizier, der die Verantwortung für diese Aktion trug.
Das Entstofflichungsfeld des Transmitters leuchtete bereits, und neben dem Gerät stand Commodore Walbrock, der den Männern zum Abschied die Hände drückte. Sir Homer Edwards rief Kit noch ein „Viel Glück!“ zu, ehe dieser in das bläuliche Dicht trat, um seinen Gefährten zu folgen.
„Sie wären gern mitgeflogen, nicht wahr?“, fragte er Sir Egmont.
Der Wissenschaftler hob die Hände.
„Das schon“, bekannte er, „doch was hätte ich ihnen noch nützen können? Hier auf Zenta kann ich vermutlich mehr für Ihre Sache tun, indem ich erforderlich werdende Behandlungen mit dem Psychowandler vornehme.“
Kit Bronson hatte inzwischen längst die NORMA erreicht.
Er fand sich beim nächsten Schritt in einem Generatorraum wieder, der vom Arbeitslärm der laufenden Aggregate erfüllt war. Der Captain und Carl Woolfe wurden soeben von einem breit gebauten Schwarzen begrüßt, der an seiner Kombination die Rangabzeichen eines Offiziers der Handelsflotte von Morgas trug.
Die erste Etappe auf dem Weg nach Terra war damit erreicht – doch der Weg selbst würde noch weit sein!