Читать книгу Geliebt. Mit allen Ecken und Kanten - Hayley Morgan - Страница 11
… auch wenn du nicht viele Freundinnen hast
Оглавление… ein wahrer Freund ist treuer als ein Bruder.
Sprichwörter 18,24
Es gab lange Phasen in meinem Leben, in denen ich mich sehr einsam gefühlt habe. Ich hatte meinen Mann und die Kinder, aber ich hatte keine „Seelenfreundinnen“, niemanden, mit dem ich trauern konnte, niemanden, mit dem ich feiern konnte. Ich hatte noch nicht mal jemanden, mit dem ich zum Essen ausgehen konnte. Jedenfalls kam es mir so vor.
Alles hatte ganz harmlos angefangen: Ich fühlte mich in der Gemeinde irgendwie unsichtbar und war ein bisschen verletzt, dass niemand mich wahrnahm. Und statt alles daranzusetzen, meine Beziehungen zu vertiefen, zog ich mich zurück. Ich floh in den Schutzraum unseres Hauses und in die Ruhe meiner eigenen Gedankenwelt. Ich bin ein Mensch, der gut mit sich selbst allein sein kann, daher hat es ein Weilchen gedauert, bis ich merkte, dass ich mich zutiefst einsam fühlte. Und das überraschte mich.
Auch Jesus war nicht immun gegen Einsamkeit. Er war häufig von Menschenmassen umgeben und stieg bei einer Gelegenheit sogar in ein Boot und ruderte ein Stückchen aufs Meer hinaus, damit er zu den Menschen reden konnte. Er wusste, wie es ist, wenn alle Erwartungen an dich haben und dich bemerken.
Aber selbst seine wahren, engsten, vertrautesten Freunde waren nicht auf Augenhöhe mit ihm. Ständig wusste er offenbar mehr als sie. Er war der Lehrer, dem sie lauschten. Er war zwar bei ihnen und mit ihnen unterwegs, aber er war in gewisser Hinsicht auch aus dem Kreis der Freunde herausgehoben.
Im Abendmahlssaal – der sich vermutlich im Obergeschoss des Hauses eines Jerusalemer Bürgers befand – genoss er sein letztes Essen mit seinen Freunden. Er liebte sie, aber er wusste auch, dass viele von ihnen ihn verlassen würden, ja, dass sie sogar leugnen würden, ihn zu kennen. Er wusste, dass ihn eine Einsamkeit erwartete, die weitaus tiefer war als alles, was er bis dahin erlebt hatte.
Wie sich herausstellen sollte, kehrte einer seiner guten Freunde Jesus ganz den Rücken – dieser Freund, Judas, verriet ihn. Petrus leugnete, ihn zu kennen, als für ihn persönlich viel auf dem Spiel stand, selbst wenn das nichts daran änderte, dass er Jesus liebte. Jesus konnte sich nicht darauf verlassen, dass seine Freunde ihn wirklich kannten, ihn wirklich wahrnahmen oder ihn wirklich liebten.
Ja, es stimmt: Jesus weiß um all unsere Enttäuschungen, alle Herausforderungen, alle Schwierigkeiten. Er lebte das ganz reale Leben eines ganz realen Menschen und war denselben Prüfungen ausgesetzt wie wir. Deshalb können wir uns an ihn wenden, wenn wir einsam sind, wenn wir mit Ablehnung oder Verachtung konfrontiert werden. Wir können zu ihm gehen, wenn wir verraten wurden; er verspricht, dass er uns niemals so etwas antun wird. Er ist ein absolut verlässlicher Freund, der all unsere Bedürfnisse stillen kann.
Jesus weiß um all unsere Enttäuschungen, alle Herausforderungen, alle Schwierigkeiten.
Als ich mich einsam fühlte, zeigte er mir, dass ich mich selbst von anderen isoliert hatte. Liebevoll forderte er mich auf, mich in die Frauen in meinem Umfeld zu investieren und mich dort zu verwurzeln. Was mir anfangs unmöglich vorkam, fühlte sich immer wirklicher an, und irgendwann hatte ich die Freundinnen gefunden, nach denen ich mich sehnte. Diese Freundschaften waren noch besser als alles, was ich mir erhofft hatte, denn sie begannen mit Gehorsam und nicht mit Sympathie, Gemeinsamkeiten und einer ähnlichen Weltsicht. Mir ging es nicht länger darum, dass andere mich lieben; jetzt versuchte ich, andere zu lieben.
Wir alle wünschen uns gute Freunde, und zwar viele. Gott hat uns so erschaffen, dass wir Gemeinschaft brauchen. Wir sind darauf angewiesen, dass jemand uns durch und durch kennt und uns sieht. Aber so wichtig Freundschaften auch sind: Letztendlich wird diese Sehnsucht nur von Jesus völlig erfüllt. Er ist der eine wahre Freund, der sich nie abwendet, sich nie zurückzieht, nie die Hoffnung aufgibt. Er macht der Einsamkeit in unserem Herzen ein Ende.
Hayley