Читать книгу Geliebt. Mit allen Ecken und Kanten - Hayley Morgan - Страница 13
… auch wenn du irgendeinem undefinierbaren Standard nicht entsprichst
ОглавлениеOder erkennt ihr an euch selbst nicht, dass Jesus Christus in euch ist?
2. Korinther 13,5 (Luther)
Mein Vater setzte große Hoffnungen in mich. Als ich geboren wurde, war er fest davon überzeugt, ich sei ein winziges Knäuel an unerschlossenem Potenzial. Wenn er mich ansah, lagen Stolz, Hoffnung und Staunen in seinem Blick. Er investierte in mich. Er ermutigte mich. Und stellte hohe Ansprüche an mich.
Aber dieser Maßstab verwirrte mich, denn er beruhte auf seiner Annahme darüber, wozu ich fähig wäre. Und dieser Maßstab änderte sich ständig. „Gib dein Bestes“ ist ein hartes Lebensprinzip.
Je älter ich wurde, umso mehr Druck empfand ich, wenn ich mich bemühte, diesem vermeintlichen Potenzial in mir zu entsprechen. Manchmal fiel es mir wirklich schwer zu glauben, dass ich es überhaupt besaß. Ich fühlte mich nicht angespornt, sondern hatte im Gegenteil das Gefühl, dass meine Anstrengungen von vornherein zum Scheitern verurteilt waren.
Maßstäbe haben nämlich einen Haken: Entweder messen wir uns daran oder wir prügeln damit auf uns ein. Oder mit anderen Worten: Entweder erfüllen wir sie oder wir benutzen sie als Beweis für unser Versagen.
Mehr und mehr spürte ich, dass dieser unsichtbare Maßstab mich beherrschte. Er war ein unberechenbares, bewegliches Ziel. Ich wusste nie, ob ich mein Potenzial ausgeschöpft hatte, denn woher sollte ich wissen, ob ich nicht noch mehr hätte tun können? Ich weiß, dass mein Vater das überhaupt nicht beabsichtigt hatte, aber ich stellte allmählich einen unerfüllbaren Maßstab für mich selbst auf.
Aber Gott ist damit vertraut. Jeden Tag kommen unvollkommene Menschen zur Welt, von denen er genau weiß, dass sie seinen vollkommenen „Ansprüchen“ keinesfalls gerecht werden. Damals, zur Zeit des Alten Testaments, gab er den Israeliten sein Gesetz als Maßstab für ihre Gerechtigkeit. Leider war es allen unmöglich, dieses Gesetz jemals in seiner Gesamtheit zu erfüllen, und so wurde es zu etwas, an dem Menschen in ihrem Bestreben, Gott zu folgen, zerbrachen. Gott sei Dank hatte Gott aber schon lange dafür gesorgt, dass Jesus auf der Bildfläche erscheinen würde.
Unsere menschliche Vorstellung von Potenzial ist höchst fraglich, denn Jesus hat alles ausgeglichen, was uns mangelt.
Wir wollen seinen Erwartungen gerecht werden, und deshalb folgen wir ihm und sind Tag für Tag mit ihm unterwegs. Und dann geschieht etwas: Wenn wir Jesus-Nachfolgerinnen werden, hüllt er uns gewissermaßen ein, und wenn Gott dann unsere Gerechtigkeit beurteilt, sieht er gar nicht uns, sondern nur Jesus. Das ist Teil von Gottes Plan, der in dem Augenblick in Kraft trat, als Jesus in diese Welt kam.
Unsere menschliche Vorstellung von Potenzial ist höchst fraglich, denn Jesus hat alles ausgeglichen, was uns mangelt. Wenn wir zu ihm gehören, sind wir ganz und vollkommen, und er lebt in uns. Wir können innerlich zur Ruhe kommen in dem Wissen: Wenn wir wachsen, dann ist es Gott, der uns wachsen lässt. Wenn wir seinen Erwartungen gerecht werden, dann nur durch Jesus. Das Ziel, auf das wir zusteuern, verschiebt sich nicht länger, weil Jesus es für uns schon erreicht hat.
Das ist die gute Nachricht von Jesus. Unser Potenzial ist bereits ausgeschöpft – durch den einzigen vollkommenen Menschen, der jemals gelebt hat. Und wir müssen niemals mehr irgendwelchen unerfüllbaren Maßstäben gerecht werden.
Hayley