Читать книгу Geliebt. Mit allen Ecken und Kanten - Hayley Morgan - Страница 26
… auch wenn du das Gefühl hast, immer hinterherzuhängen
ОглавлениеGott hat allem auf dieser Welt schon im Voraus seine Zeit bestimmt …
Prediger 3,11
Ich hatte die meiste Zeit meines Lebens das Gefühl, irgendwie den Anschluss verloren zu haben. In der Mittel- und Oberstufe kam es mir ständig so vor, als sei ich irgendwie ein Nachzügler. Ich war ein bisschen jung für meine Klassenstufe, was bedeutete, dass ich die Letzte war, die ihren Führerschein bekam (dass ich viermal durch die Prüfung rasselte, hat auch nicht gerade geholfen). Ich war ein bisschen kleiner und die Meilensteine in meinem Leben erreichte ich immer etwas später als alle anderen in meiner Familie. Zu dieser allgemeinen Verspätungstendenz kam noch hinzu, dass ich auch ein ausgesprochener Spätzünder war, was die Notwendigkeit anging, Pläne für mein Leben nach der Schulzeit zu schmieden. Alle meine Freundinnen wussten anscheinend ganz genau, dass sie studieren wollten, bevor ich überhaupt nur einen Gedanken daran verschwendet hatte. Alle anderen hatten schon bestimmte Vorstellungen, was sie werden wollten. Ich wollte nur endlich mal ausspannen.
Ich folgte in vielem einfach ihrem Vorbild, aber ich hatte keinen Schimmer, was als Nächstes kommen sollte. Und so hatte ich meine liebe Mühe, mit den anderen mitzuhalten. Auf wundersame Weise kam ich dann doch aufs College und lebte das ganze erste Jahr dort weiter wie vorher – ich strampelte mich ab und hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. Während des Sommers nach meinem ersten Jahr auf der Uni brach dann etwas in mir auf. Plötzlich wurde ich geradezu überflutet von Zukunftsperspektiven und Ehrgeiz. Ich wollte gesund leben. Ich wollte mein Zimmer aufräumen. Ich wollte über meine Zukunft nachdenken. Und mein Leben schaltete sozusagen in den Turbogang.
Während der nächsten Jahre lebte ich auf der Überholspur, ich war ein völlig anderer Mensch als zuvor. Vorher hatte ich mir nie Gedanken über meine beruflichen Perspektiven gemacht; jetzt verlor ich mich in Tagträumen und stellte Zehnjahrespläne auf. Ich machte meinen Collegeabschluss sogar ein Semester früher, heiratete und wurde noch vor dem ersten Hochzeitstag schwanger mit unserem ersten Kind. Hätte man mich früher gefragt, wie ich mir mein Leben vorstellte, hätte ich gesagt: Ich heirate erst, wenn ich die dreißig schon hinter mir habe, und werde nie Kinder bekommen. Aber dann ging alles so schnell, und ich musste mich anstrengen, um mit meinem eigenen Leben Schritt zu halten.
Du ahnst vermutlich schon, was jetzt kommt. Richtig. Ich verlor meine Vision aus den Augen und verließ die Überholspur. Ich saß zu Hause, stillte Babys und wechselte Windeln. Meine Freundinnen unternahmen Missionseinsätze oder fuhren in die Flitterwochen und machten Karriere. Was war bloß geschehen, dass ich plötzlich wieder mit allem hinterherhing? Wie war ich aus dem Takt geraten? War das einfach das Motto meiner Lebensgeschichte: „zu spät“?
Heute sind meine Kinder im Teenageralter, und die meisten Freunde, mit denen ich viel Zeit verbringe, haben Babys, die noch gewindelt werden wollen, oder sind noch nicht mal verheiratet. Und soll ich dir was verraten? Das ist alles ganz in Ordnung so. Denn eines habe ich gelernt: Gott ist nie zu spät dran. Was er tut, geschieht genau zum richtigen Zeitpunkt. Und noch etwas habe ich gelernt: Der Boden unter meinen Füßen ist heilig. Es ist der Boden, in den er mich gepflanzt hat und wo er mich wachsen lässt und an mir arbeitet.
Eines habe ich gelernt: Gott ist nie zu spät dran.
Ich weiß nicht, in welcher Lebensphase du gerade steckst, aber ich kann dir versichern: Im Reich Gottes bist du nie zu spät dran oder verlierst auch nicht den Anschluss. Du bist immer genug für die Lebensphase, in die er dich gerade hineingestellt hat – denn er ist immer genug, ist immer alles, was du brauchst. Und er wird die Bedürfnisse seiner Tochter jederzeit stillen.
Jess