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… auch wenn du nicht viel über die Bibel weißt

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„Gib uns auch heute, was wir zum Leben brauchen.“

Matthäus 6,11 (Hoffnung für alle)


Mein Kurzzeit- und mein Langzeitgedächtnis könnten nicht unterschiedlicher sein. Ich kann mich an die winzigsten Details von Ereignissen erinnern, die sich in den 1980ern zugetragen haben. Ich gehöre zu den seltsamen Menschen, die wirklich klare Erinnerungen an Dinge haben, an die ich mich eigentlich nicht erinnern können sollte. Ich kann zum Beispiel beschreiben, wie die Häuser aussahen, in denen ich wohnte, bevor ich drei Jahre alt war. Ich kann mich daran erinnern, wie ich als Krabbelkind mit meinem Hund gespielt habe, der starb, als ich zwei war. Ich erinnere mich an jede verletzende Bemerkung, die Jungs in meiner Teeniezeit über mich gemacht haben. Ich weiß noch, was ich gegessen hatte, als ich mir zum ersten Mal den Magen verdorben hatte.

Aber mein Kurzzeitgedächtnis? Das ist nicht so berühmt. Ich treffe mich mit einer guten Bekannten zum Kaffee, und auch wenn wir uns schon länger kennen, kommt es vor, dass mir ihr Name gerade einfach nicht einfällt. Ich muss das Navi zu Hilfe nehmen, um an Orte zu kommen, an denen ich schon zigmal gewesen bin. Ich habe sogar angefangen, mir aufzuschreiben, was ich sonntags zum Gottesdienst anziehe, damit ich nicht jedes Wochenende im selben Outfit auftauche und die Leute irritiert sind.

Ich weiß nicht, ob aufgrund meines ausgeprägten Langzeitgedächtnisses einfach kein Platz mehr für meine Kurzzeiterinnerung ist, jedenfalls ist es für mich immer eine gewisse Herausforderung, mir erworbenes Wissen auch zu merken. Und für mich als jemanden, der das Wort Gottes liebt, es auslegt und Bücher über Jesus schreibt, wird meine Vergesslichkeit zunehmend zu einer interessanten Erfahrung. Bibelstellen auswendig lernen – das kann ich knicken. Ich habe bereits alle möglichen Techniken und Tricks ausprobiert. Ich kann mir die Reihenfolge der biblischen Bücher nicht merken, und obwohl ich jetzt schon jahrzehntelang in der Bibel lese, muss ich immer noch im Inhaltsverzeichnis nachsehen, um ein bestimmtes Buch zu finden.

Man muss nicht die ganze Bibel auswendig kennen, um jeden Tag einen Happen davon zu nehmen.

Ich weiß viel über Gott, ich weiß, was ihm wichtig ist, und bin auch mit seinem Wesen vertraut. Und ich liebe die Bibel – ich lese gern darin, studiere sie und vermittle sie anderen. Aber ich werde nie die Art von Mensch sein, der die Bibel mit der Absicht liest, sich mit Wissen vollzustopfen und weise zu werden. Ich kann es einfach nicht – mein Hirn funktioniert einfach nicht so. Aber wo meine Gedächtnisdefizite mich einschränken, hat Gott mich durch seinen Heiligen Geist getröstet und ermutigt.

Während seiner Predigt auf dem Berg empfiehlt Jesus, das Verbundensein mit Gott, der immer gegenwärtig ist, so zu betrachten, wie wir unser tägliches Essen betrachten. Man muss nicht die ganze Bibel auswendig kennen, um jeden Tag einen Happen davon zu nehmen. Und man muss keinen Gesamtüberblick über die Geschichte Israels haben, um hier und jetzt das Wort Gottes aufzuschlagen und Nahrung für die Seele herauszugreifen. Niemand (zuallerletzt Gott) erwartet, dass du dich mit Wissen vollstopfst. Du bist gut, so wie du bist, denn er hat dich so erschaffen, und deshalb ist es völlig in Ordnung, wenn du ihn genau dort suchst, wo du bist, und auch so, wie es deinem Wesen entspricht. Vielleicht kannst du dir Bibelverse ja besser merken als ich. Aber was immer du tust, lass dir nicht vom Feind einreden, dass du die Sache mit Gottes Wort ein für alle Mal vermasselt hast und nie damit vertraut sein wirst.

Jess

Geliebt. Mit allen Ecken und Kanten

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