Читать книгу Geliebt. Mit allen Ecken und Kanten - Hayley Morgan - Страница 16
… auch wenn du ständig Bestätigung brauchst
ОглавлениеDer Herr, dein starker Gott, der Retter, ist bei dir. Begeistert freut er sich an dir. Vor Liebe ist er sprachlos ergriffen und jauchzt doch mit lauten Jubelrufen über dich.
Zefanja 3,17
Meine Tochter war noch kein Jahr alt, als uns auffiel, dass sie ein wenig anders war, auf bezaubernde und auch ein wenig schwierige Art und Weise anders. Sie spielte gern vor sich hin, schloss jeden in ihr Herz und freute sich an vielem – aber sie hatte auch eine Seite, die verletzlich, empfindlich, quengelig und, nun ja, bedürftig war. Ich fand schließlich ein Buch über den Umgang mit sogenannten High-Need-Kindern, die für Eltern ungemein anstrengend sein können, und saß einen ganzen Samstag lang in der Bibliothek, um es mir einzuverleiben. Was hier beschrieben wurde, traf auf meine Tochter zu! Haargenau! Während ich Seite um Seite umblätterte, erfüllte mich viel Hoffnung, denn mir wurde klar: Es war nicht so, dass sie besonders bedürftig war – sie hatte nur andere Bedürfnisse. Und weil ich das nun wusste, war ich in der Lage, mein High-Need-Kind so zu lieben, wie es das brauchte. Ja, ich war sogar fasziniert, dass ich erleben würde, wie ich ihre emotionalen Bedürfnisse stillen und sie auf individuelle Weise fördern würde, sodass sie dadurch so viel segensreicher für ihre Umwelt werden würde.
Ich hatte das Buch fast durchgelesen, als ich in der stillen Bibliothek in eine Art hysterisches Gelächter ausbrach, weil ich plötzlich begriff: Ich war auch ein High-Need-Kind! Nicht, dass ich plötzlich neue Einsichten in meine Kindheit gehabt oder meine eigene Pubertät besser verstanden hätte. Ich hatte nur begriffen: Als Erwachsene bin ich im Grunde auch ein High-Need-Kind. Ich bin übersensibel, handle ziemlich intuitiv und lasse mich durch das, was um mich herum geschieht, schnell ablenken.
Außerdem habe ich besondere Bedürfnisse, was Ermutigung, Liebe, Zuneigung und Bestätigung angeht sowie die Art und Weise, wie mir diese zwischenmenschlichen „Faktoren“ vermittelt werden. Ich sage meinem Mann zum Beispiel wieder und wieder, dass es nicht reicht, wenn er mir sagt, ich sehe gut aus. Im Idealfall nimmt er mein Gesicht in seine Hände, schaut mir tief in die Augen und erklärt mit ruhiger, entschiedener Stimme: „Du bist die allerschönste Frau, die ich kenne.“ Und wenn mein Mann mir vermitteln möchte, er findet, dass ich gerade einen guten Job mache – worum auch immer es geht –, sagt er gern: „Du machst das fantastisch.“ Ich glaube, überall auf der ganzen Welt sehnen sich Frauen danach, von ihrem Mann genau diese Worte zu hören: „Du machst das fantastisch.“ Aber ich antworte fast immer mit einer Gegenfrage: „Wie meinst du das genau? Was findest du so fantastisch daran?“ Ich will nicht kompliziert oder unbequem sein; es ist nur so, dass „Du machst das fantastisch“ nichts in meinem Herzen anrührt. Und ich möchte nicht, dass seine Ermutigung ins Leere geht, weil sie so allgemein gehalten ist; daher bitte ich um ein bisschen Verständnishilfe.
Gott hat uns mit diesen Bedürfnissen erschaffen, und er erfüllt sie nur allzu gern.
Aber ich habe auch noch etwas gelernt: Weißt du, wer Ermutigung auf eine höchst konkrete und persönliche Weise auszudrücken versteht? Der König der Könige, der Herr aller Herren, der Schöpfer des Universums. Und zwar tut er das durch sein Wort, durch die Kraft des Heiligen Geistes und durch Menschen, die er uns an die Seite gestellt hat. Wenn wir uns ihm gegenüber wie High-Need-Kinder benehmen, ist das für ihn in Ordnung. Er kann damit umgehen. Er will uns mit Ermutigung und Bestätigung überschütten, und das auf ganz individuelle Weise. Wenn du mal besonders viel Bestätigung brauchst, dann wird er dir nicht zu verstehen geben, dass du nur ein Stiefkind bist. Nein, Gott hat dich mit diesen Bedürfnissen erschaffen, und er erfüllt sie nur allzu gern. Er freut sich von ganzem Herzen über dich, denn er liebt dich. Und über deinem Leben steht die Zusage seiner Gnade und Bestätigung, seines Friedens und seiner Kraft.
Jess