Читать книгу Mach's dir leicht, sonst macht's dir keiner - Heidi Wahl - Страница 14
Metamorphose, das ›fluginsektarische‹ Wunderwerk
ОглавлениеSchmetterlinge machen wie Fliegen und Mücken auf ihrem Weg vom Ei zum erwachsenen Tier eine Entwicklung durch, die schon etwas weiter vorn genannte Metamorphose. Weil Schmetterlinge vier Entwicklungsstadien durchmachen – Ei, Raupe, Puppe und erwachsener Falter (Imago) – durchlaufen sie eine vollständige Metamorphose. Im Gegensatz zu hemimetabolen Insekten. Da bei diesen das Puppenstadium fehlt, sprechen Experten von unvollständiger Metamorphose. Das Aussehen ändert sich während der Metamorphose jedoch bei allen Arten vollständig.
Einige Falter können wie Kolibris praktisch in der Luft stehen, um an Blüten Nektar zu saugen. Das erreichen sie mit dem »Achterschlagen« ihrer Flügel. Die Flügel bewegen sich also nicht wie bei Vögeln auf und ab, sondern beschreiben eine liegende Acht. Manche können sogar rückwärts fliegen, und die ›Sprinter‹ unter den Schmetterlingen schaffen im Schwirrflug Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 50 km/h.
Um jedoch überhaupt fliegen zu können, müssen sich Schmetterlinge nach kühlen Nächten morgens erst in der Sonne aufwärmen, da sie wechselwarme Tiere sind. Ohne das Entfalten ihres Bewegungsapparates könnten wir Menschen weder die farbig schimmernden Flügel noch die Augenflecke etwa von Tagpfauenauge oder Nachtpfauenauge bestaunen. Und ohne das Fliegen gäbe es für Schmetterlinge nichts zu futtern. Blüten wären unerreichbar. Machen Schmetterlinge beim Fliegen eigentlich Geräusche? Gute Frage, oder? Ich muss mal forschen und recherchieren …
Apropos aktiv sein, tun und machen. Wer weiterkommen und sich entwickeln möchte, kommt nicht umhin, sein Leben in die Hand zu nehmen. Konkret heißt dies, aufmerksam sein, Entscheidungen treffen und handeln. Man könnte auch sagen, auf Augenhöhe mit sich selbst sein – selbst in schwierigen Momenten und Situationen. Heißt auch, sich nicht unüberlegt in Aktionen und Abenteuer zu stürzen und den gleichen Fehler immer wieder zu machen. Manchmal gehört auch dazu, unangenehme Situationen auszuhalten, beharrlich dranzubleiben und ausdauernd seine Ziele zu verfolgen. Lernen, einen »Schmetterlings-Achter« zu schlagen, auch wenn es anfangs unmöglich erscheint. Sportler sind darin Experten – etwa Turner und Turnerinnen. Mir wird immer ganz schwindelig, wenn ich sehe, was am Boden, an den Ringen, auf Schwebebalken oder am (Stufen-)Barren möglich ist. Ohne Zeitlupe bin ich nicht imstande, die ganzen Schrauben, Salti und Drehungen auseinander zu halten, geschweige denn zu zählen. Etwa die von der US-Amerikanerin Simone Biles (Jahrgang 1997), die bei den Olympischen Spielen in Rio 2016 vier Goldmedaillen und eine Bronzemedaille gewann. Der Lohn für die vielen, harten Trainingseinheiten in Halle und Kraftraum.
Erinnern Sie sich noch an Ihre Schulzeit und den kurz vor den Sommerferien stattfindenden Wettbewerb »Jugend trainiert für Olympia«? Und wenn es nach Rennen, Laufen und Werfen Urkunden und Medaillen gab? Ich fand das toll, nach der ganzen Trainiererei zu merken, dass sich Geduld, Disziplin und Ausdauer irgendwann mal auszahlen. Wer Sport treibt, weiß, dass es nicht immer schneller, höher und weiter geht, sondern es Phasen vermeintlichen Stillstands gibt (Plateauphase). Da geht nix vorwärts. Gar nichts. Schrecklicher Zustand. Schuld ist die Homöostase, das physiologische Streben eines Organismus und seiner einzelnen Organe nach einem Gleichgewichtszustand. Unser Körper sucht immer einen Ausgleich und passt sich ans Training, an die Reize auf Nerven und Muskulatur an. Klar, dass es daher Pausen und Stagnation statt linearer Leistungssteigerung gibt. Vergleichbar ist diese Phase mit dem Moment, wo ein Schmetterling auf einer Blüte sitzt, Nektar schlürft und die Zeit für eine Winzigkeit stillzustehen scheint. Die Kunst besteht für uns Menschen darin, diese Augenblicke nicht nur auszuhalten, sondern zu genießen und sich darauf zu verlassen, dass es auch wieder besser wird. Also nicht in Aktionismus zu verfallen, sondern eher das Programm zurückfahren, innehalten, Batterien aufladen und Tankstellen suchen. Dehnen, Recken und Strecken statt einen Marathonlauf zu absolvieren. Und bloß nicht mit anderen vergleichen, das tut weder Körper noch Seele gut. Aufmerksam sein für die eigenen Bedürfnisse heißt die Devise.