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Strategen mit ausgeklügelten Sinnen

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Um Kraft und Energie zu sparen, lassen sich Schmetterlinge vom Wind tragen. Sie sind deshalb ausdauernde Flieger, die Wanderfalter etwa legen lange Strecken zurück. In unseren Regionen fliegen Distelfalter, Taubenschwänzchen und Admiral locker mal über die Alpen von ihren Winterquartieren in Nordafrika in hiesige Gefilde und zurück. In den Alpen ansässig – und zwar in Höhen bis zu 3000 Meter – sind der Matterhornbär und der Gletscherfalter. Bestes Flugwetter für Falter: sonnig und trocken. Denn ihr Sehsinn ist nicht so dolle ausgeprägt. Schmetterlinge sind kurzsichtig und mit ihren Facettenaugen, die aus Tausenden Einzelaugen bestehen, sehen sie sehr pixelig. Einen einigermaßen scharfen Blick haben Falter nur auf drei bis maximal fünf Meter. Ein 200 Meter entferntes Ziel – wie etwa eine Blüte – können sie jedoch problemlos ansteuern. Ihre Nase, die sogar einzelne Duftmoleküle erkennt, hilft beim Aufspüren von Nektarquellen. Der Totenkopfschwärmer beherrscht sogar noch ein weiteres Kunststück: Aufgrund eines Mechanismus in der Mundhöhle kann er pfeifende Geräusche machen. Und seine Artgenossen können das auch hören – obwohl sie keine Ohren haben, sondern eine mit einer Membran überzogene Grube, die ähnlich funktioniert wie unser Trommelfell. Während wir Menschen mit unseren Geschmackszellen auf der Zunge süß, salzig, bitter, sauer und umami schmecken, finden sich die Geschmackszellen bei den Schmetterlingen an den Beinen. Damit finden sie die richtigen Futterpflanzen. Faszinierend, solch ausgeklügelten Sinnesorgane, oder?

Wir Menschen haben fünf Sinne, die schon der griechische Philosoph Aristoteles (384 bis 322 v. Chr.) beschrieben hat und die im Alltag klassischerweise unterschieden werden: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen bzw. Tasten. Und auch der sechste Sinn, die Intuition gehört dazu. Obwohl dieser Sinn oft vergessen wird und wir ihm im Allgemeinen keine große Bedeutung zumessen. Ich selbst beispielsweise bin ein sehr visueller Typ. Das weiß ich und dementsprechend verhalte ich mich. Weil viele Mitmenschen ebenfalls den Sehsinn bevorzugen, nutze ich bei der Erstellung von Flipcharts und Arbeitsblättern verschiedene Farben und achte auf eine klare Struktur. Sie sollen ein »Hingucker« für die Teilnehmer sein und im Gedächtnis haften bleiben. Meine Unterlagen sind in bunten Ordnern einsortiert, so dass ich nur einen Handgriffbenötige. Bei meinen Outfits kombiniere ich natürlich die farblich passenden Schuhe zu Hose, Rock und Bluse sowie Handtasche, Ringe, Armbänder, Uhr und Ohrringe inklusive. Meine Nichten und Neffen nennen mich daher »Klunkertante«.

Was mir im visuellen Bereich gut gelingt, ist in punkto Intuition noch ausbaubar. Vielleicht kennen Sie die winzigen Momente, in denen Ihnen Ihr Bauchgefühl einen kleinen, dezenten Hinweis gibt – wie bei Facebook, Daumen rauf oder Daumen runter. Ich erinnere mich gut an die Anfangszeiten meiner Selbstständigkeit. Ich hatte nicht so viele Aufträge und eine Kollegin empfahl mir, bei einer Freundin von ihr anzurufen. Das habe ich natürlich sofort gemacht, denn eine Empfehlung ist die beste Visitenkarte. Schon beim ersten Telefonat mit der potenziellen Auftraggeberin hatte ich ein komisches Gefühl, irgendetwas ließ mich aufhorchen. Doch ich ignorierte die Bedenken meines Bauches, verdrängte sie oder hatte sie einfach vergessen. Anyway, jedenfalls nahm ich den Auftrag an. Die Texte für Kinderbücher waren zwar nicht super honoriert, doch Kleinvieh macht auch Mist, sagte ich mir. Nicht dass die Honorare erst Wochen später und nach mehreren Erinnerungen bezahlt wurden, die Texte passten Frau Sommer überhaupt nicht. Auch nicht nach mehrmaligem Überarbeiten. Sie hatte immer etwas zu mäkeln, was sie mir bei einem Telefonat auftrug, war beim nächsten Anruf vergessen. Es war absolut ätzend. Ich schrieb zähneknirschend wie vereinbart 15 Texte und dann war Schluss. Dieser Auftrag hat mich so viel Zeit Energie und Nerven gekostet, dass ich mir geschworen habe, das passiert mir nie wieder!

Ist natürlich wieder passiert – meine Panik vor den roten Zahlen auf meinem Konto war größer als das Vertrauen auf mein Bauchgefühl. So saß ich ein halbes Jahr später wieder am Computer und quälte mich durch Texte, wo mich die Recherche, die Überarbeitung, die Telefonate mit dem zuständigen Redakteur an den Rand eines Nervenzusammenbruchs führten. Noch heute denke ich mit Grausen daran. Erschwerend kam dazu, dass der Redakteur bei dieser Agentur ein guter Freund war und ich natürlich nicht wollte, dass er ein schlechtes Bild von mir bekommt und meine journalistischen Fähigkeiten anzweifelt. Was mich natürlich nur noch mehr unter Druck gesetzt hat.

Diese Situationen waren echt übel. Doch ich habe daraus gelernt, höre seither besser auf meinen Bauch und sage Aufträge nicht mehr sofort zu. Ich mache eigentlich nur das, was mir meine Oma immer schon gesagt hat: »Mädle, schlaf erst eine Nacht drüber!« Seither bin ich mit dieser Strategie gut gefahren. Noch kein Kunde hat mir die gewünschte Bedenkzeit verwehrt. Auch wenn der eine oder andere Auftraggeber erst gemurrt hat, konnte ich ihn mit dem Argument überzeugen, dass es sinnvoll ist, mit etwas zeitlichem Abstand ein Projekt zu betrachten und erst dann zu entscheiden, wenn man ganz sicher ist, dass es passt. Für beide Seiten.

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