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2.3.3. Die speziellen Traditionen

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Diese moralische Vernunft des Seins, deren Wissen die vormodernen menschlichen Kulturen nach Auffassung Ratzingers teilen, wird in diesen Kulturen mit verschiedenen Namen bezeichnet. Die chinesische Tradition spricht dabei vom ‚Tao‘, das „kosmisches wie sittliches Gesetz [ist; H. N.]. Es verbürgt die Harmonie von Himmel und Erde und so auch die Harmonie des politischen gesellschaftlichen Lebens.“175 Vergleichbar damit ist der indische Begriff des ‚Dharma‘, „das ebenso kosmische wie ethische und soziale Ordnung bedeutet, der der Mensch sich einfügen muss, damit das Leben recht werde.“176 Ratzinger nennt auch „das moralische Erbe der Griechen, wie es besonders von Platon, Aristoteles und der Stoa artikuliert wurde, die den Menschen zum Vernehmen der Vernunft des Seins hinführen wollen“177. Für das Christentum ist die moralische Vernunft der Natur unmittelbar mit dem Schöpfungsgedanken verknüpft. Es ist der Logos des Schöpfers, welcher der Wirklichkeit ihre Struktur gibt und auf den der Mensch mittels seines moralischen Vernunftvermögens Bezug nehmen kann.178

In der jüdischen Tradition manifestiert sich die moralische Vernunft laut Ratzinger in herausragender Weise in den Zehn Geboten, „in denen Israel und die Christenheit mit den Ältesten und reinsten Traditionen der ganzen Menschheit kommunizieren.“179 Der Dekalog ist seiner Auffassung nach also nicht etwa ein „Sonderbesitz der Christen oder der Juden. Er ist ein höchster Ausdruck moralischer Vernunft, der sich als solcher weithin auch mit der Weisheit der anderen großen Kulturen trifft.“180 In ihm ist gleichzeitig auch „der wesentliche Kern dessen grundgelegt, was die Neuzeit unter dem Begriff der Menschenrechte formuliert hat“181. Auch diese sind für Ratzinger also keineswegs gegen, sondern ganz im Gegenteil im Anschluss an das moralische Wissen der Traditionen formuliert worden. Sie sind nicht verständlich ohne das durch die Traditionen vermittelte Wissen der moralischen Wahrheit des Seins, ohne die Voraussetzung, „dass der Mensch als Mensch, einfach durch seine Zugehörigkeit zur Spezies Mensch, Subjekt von Rechten ist, dass sein Sein selbst Werte und Normen in sich trägt, die zu finden, aber nicht zu erfinden sind.“182

Logos Gottes und Logos des Menschen

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