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270. Karl Wolfrum84
ОглавлениеAugust 1833
Auf Börne kann ich mich von diesem ersten Besuch [mit dem Bruder Hermann Wolfrum] nur so viel erinnern, daß er ein kleiner, dürrer, schwarzhaariger Mann war. Später bin ich einige Male mit noch andern bei ihm gewesen, da er als ehrlicher Charakter von den deutschen Republikanern in Paris hoch geschätzt wurde.
Von Heines Besuch aber weiß ich noch etwas, weil Hermann mir von ihm mehr als von Börne sprach, daß er ein sehr gefeierter Dichter wäre, sehr geistreich sei, aber stark im Verdachte stünde, von Metternich bezahlt zu sein, um perfide Korrespondenzen in die „Allgemeine Zeitung“ zu schreiben. Wenn er mich fragen sollte, ob ich sein Buch der Lieder gelesen hätte, von welchem ich noch kein Wort gehört hatte, so sollte ich es bejahen und hinzufügen, daß es unter den Handwerksburschen stark gelesen würde.
Als wir zu Heine kamen, es war frühzeitig, war er noch im Schlafrock und ließ sich gerade rasieren. Er war auch ein kleiner, wenigstens nicht großer Mann, mäßig korpulent und blond und fragte mich richtig gleich, ob ich sein Buch der Lieder gelesen hätte. Ich antwortete wie verabredet, und helle Freude leuchtete aus dem ganzen Gesichte Heines über meine Lüge. Er fragte mich noch aus, was in Deutschland die Gemüter bewegte. Ich habe aber Heine nie mehr gesehen, da er von den republikanischen Deutschen in Paris gemieden wurde.
[Heine nennt in seinem Buch über Börne Hermann Wolfrum und Joseph Garnier die „zwei tätigsten Agitatoren“, Wolfrum einen „braven, uneigennützigen, von reiner Begeisterung getriebenen Menschen“. Wolfrum, in Hof 1812 geboren, lebte seit 1829 als kaufmännischer Angestellter in Paris. Am 12. Juli 1833 kam auch der Bruder Karl als Färbergeselle dorthin. Da die Regierung fürchtete, die Feier der Julirevolution (27. bis 29. Juli) werde zu politischen Exzessen Anlaß geben, wurden alle als radikale Agitatoren bekannten Personen verhaftet, nach den Julitagen wieder freigegeben, aber innerhalb vier Wochen aus Paris verwiesen. Wolfrum ging Ende August nach Brüssel, kehrte schwer erkrankt im Februar unter dem Namen Thomas zu seinem Bruder nach Paris zurück und starb dort am 17. April 1834. Die Besuche bei Börne und Heine fallen daher in den August 1833.]