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279. Ernestine Goldstücker, geb. Zadig90

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Januar 1835

[Ernestine Goldstücker an Helmina v. Chezy, Paris, Jan. 1835:] ... Alles duftet um mich herum, Blumen, Poesie, Rückerinnerung, alles lächelt mich freundlich an, das danke ich Ihnen! Daß ich diese Nacht wachend träumte und träumend wachte, und liebliche frohe Bilder mich dabei umgaukelten – das danke ich Ihnen! Daß ich Sie las und mich freute, Heine hörte und bewunderte, das danke ich Ihnen!... Sie halte ich fest! Wie aber fange ich Durstige es an, mich an Heines silberklarem, übersprudelndem Geistesquell zu erlaben?... Liebe, Gute, bieten Sie alles auf, was Ihnen Natur so reich an Witz und Liebenswürdigkeit verlieh – locken Sie – versprechen Sie (Ihnen glaubt er eher als mir, und da hat er ganz recht), lassen Sie alle Minen springen, führen Sie Heine zu mir! So gewissenlos bin ich, daß ich mir kein Gewissen daraus mache ihn coute que coute, selbst listig, zu erfassen – und, einmal erfaßt, ihn künstlich festzuhalten versuchen werde...

N. S. Zeigen Sie nicht, ich bitte, an Heine den Brief – Ihnen erlaube ich coquette mit ihm zu sein – mir verbiete ich es – ich kenne den liebenswürdigen Mann allzuviel, den nachsichtigen Mann allzuwenig – ich bin Frau! Warum nennt sich Heine nicht hain? Er erinnert daran – wie aber sollen die Franzosen es anfangen, ihn richtig – auszusprechen? Ohne Apostrophe müssen sie haim sagen und mit – aimé.

[Ernestine Goldstücker war die Frau eines Spekulanten und Kaufmanns; sie lebte später, fromm geworden, in Paris, wo ihre Tochter Jeannette, verheiratete Lozaouis, als französische Schriftstellerin dilettierte. Heines Verkehr mit Helmina v. Chezy beweist sein Brief an sie vom 9. Januar 1835.]

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