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272. August Traxel91

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November 1833

Seit einiger Zeit bekommt die Leipzigerin [„Leipziger Zeitung“] Korrespondenzartikel von allen Seiten... Ein langer Brief aus Paris datiert und von... Heine und den preußischen Offizieren handelnd, steht [heute] schwarz auf weiß auf der zweiten Seite. Die Worte Duell, Tod, Ehre, Preußen und Zustände schwimmen darin wie Brocken in Rumfords Suppe...

Alles, was ich in besagtem Artikel las, war mir eine Entdeckung, da ich seit vier Wochen wieder hier bin und auch Heine seit vierzehn Tagen von Boulogne sur Mer zurück ist, da wir uns täglich sehen und es noch keinem eingefallen ist, des großen Abenteuers zu erwähnen...

Ich war genötigt, mir Auskunft zu holen, um dem unnützen und lächerlichen Geschwätze zu begegnen.

Was ich erfuhr, besteht in folgendem:

Heine befand sich vor zwei Monaten im Bade. Sein Portier hatte Auftrag, seine Adresse nicht abzugeben, sondern ihm die Briefe zu schicken und dieselbe darauf zu schreiben. Es kam nun ein Fremder, ein Deutscher, ein Mann namens Notte, der den Abwesenden sprechen wollte und ihm endlich schrieb. Der Brief, den Heine durch seinen Portier solchergestalt erhielt, war in den freundschaftlichsten Ausdrücken abgefaßt und enthielt eine Warnung vor einem Komplott preußischer Offiziere, die, nach Lesung seiner Vorrede zu der Übersetzung seiner [Französischen] Zustände, sicherem Vernehmen nach sich verabredet haben sollten, den Schriftsteller zu kompromittieren und auf diese Weise durch Zweikampfhändel aus der Welt zu schaffen. Heine glaubte dieser Nachricht... zumal noch kurz vorher in Belgien drei Offiziere der Garnison von Gent einen Publizisten wegen seiner Äußerungen gegen den König Leopold forderten, und weil die Sache überhaupt nichts Unwahrscheinliches hatte. Er glaubte ihr nicht nur, sondern traf auch Maßregeln, sich gegen den Anfall en masse zu schützen, indem er den Avis seinen Freunden mitteilte, die nicht ermangelten, ihm so viel Hilfe zuzusagen, daß, falls die Drohung erfüllt worden wäre, die Gegner gewiß zehn Mann für einen auf der Mensur gefunden haben würden.

Die Drohung wurde aber nicht erfüllt, entweder weil das Vorhaben nicht stattfand oder zurückging, oder weil sich die Drohenden durch die Vorkehrungen hinter der Kulisse von der Szene entfernt hielten. Und somit war die Sache vergessen bis diesen Morgen, wo uns von Leipzig aus eine große Trompete entgegenbläst, man habe Heine zum besten gehabt, und es sei niemals preußischen Offizieren eingefallen, nach seinem Kopfe lüstern zu werden...

... Wenn das Faktum kein Faktum war, warum nimmt er [der Korrespondent] sich desselben an? Kein Mensch dachte mehr daran, wie denn überhaupt niemand weniger daran dachte, als Heine selbst, der, ich muß hier nun sagen, so weit entfernt von Renommisterei ist, daß er sogar seinen Freunden und Bekannten ein Duell verhehlte, welches er sich letzthin durch Deutschtümelei zuzog. Ich nenne die Sache beim Namen, weil ich es nur tadeln kann, wenn man sich durch einen Franzosen beleidigt fühlt, der in Gesellschaft von Franzosen mit Geringschätzung von nos Allemands spricht...

Ich habe Heine gefragt, ob er seinen Artikel in der „Leipziger Zeitung“ gelesen habe. Er antwortete: „Ich lege mir eine Sammlung von klassischen Produkten an und werde mir ihn von Galignani kaufen.“

Gespräche mit Heine

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