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Die Jagd nach Liebe JUGENDLICHE LIEBESTOLLHEIT *

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Mit fünfzehn hatte er, ein schwächlicher, verträumter Junge, auf Sofas gelegen und weinend das Schicksal befragt, ob er je die Glieder einer Frau um sich fühlen werde. Plötzlich hatte er sich entschlossen und gleich eine ganze Menge an Gliedern zu fühlen bekommen, gegen bar. Mit sechzehn hatte er Ute begehrt, nur sie, mit einer Angst und einem Geheimnis, die ihn bleich machten und ihm eine Levikokur eintrugen. Mit siebzehn hatte er sich die erste Modistin angeschafft. Mit neunzehn hatte er die Frau Kahn gehabt, eine Amerikanerin, die bei seiner Mutter verkehrte; oder vielmehr sie ihn. Nun war er zwanzig, und nun lebte er mit Ute. Jeder Schritt, den er machte, jeder Gedanke, in den er einlenkte, führte zu ihr. In ihrem Kopf konnte kein Bild entstehen, in das nicht seine, Claudes Gestalt getreten wäre. Mit fünfzehn, als er zweimal wöchentlich eine andere Kokette probierte, schwamm es im Horizont immer von Brüsten und Beinen. Es war die kurze Zeit, als jedes neue Weib, für Claude ein Paradies gewesen war. Für den Herrn Panier war es das noch mit vierundsechzig. Aber woher strömte der märchenhafte Frühling, in den gebadet nun Claude umherging? Aus Einer, nur aus der Einen. Zum ersten Mal im Leben fühlte er sich fast gesund. Er sah sich an jedem Morgen im sicheren Besitz des ganzen Tages, der voll vom Zerspringen war von ihren Worten, ihrem überlegenen Lachen, ihrem gerollten R., ihren an das Haar erhobenen Händen, ihrem Schritt – voll von ihr!

Eine alte Blumenverkäuferin beim Kontrollor in Nymphenburg, die den jungen Mann seiner Begleiterin nicht gewachsen fand, sagte einmal: »’s tut halt nix ’m Menschen so gut wie’s Mailüfterl.« Und Claude griff sich an die Schläfen, so überwältigt war er von dieser einfachen Wahrheit.

(1903) Roman. Die Jagd nach Liebe, S. 90f.

Anfang und Ziel ist der Mensch

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