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Anglerparadies Norwegen

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Wir schwärmten von Norwegen, stellten uns vor, in den Fjorden riesige Lachse und Meerforellen zu angeln. Im Winter 1979 machten wir Nägel mit Köpfen und buchten ein Ferienhaus am Sognefjord. „Sehr gute Angelmöglichkeiten für Seefische und auch Lachs im Fjord.“ Dieser Satz im Katalog war ausschlaggebend für unsere Entscheidung. Weiter unten in der Beschreibung stand noch: E-Herd mit Backofen, Kühlschrank, fließend kaltes Wasser. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten: Zur Toilette mussten wir fast 100 Meter einmal quer über die Wiese laufen. Dort, in einem Holzschuppen, war das Plumpsklo. Oder besser gesagt: die Plumpsklos, denn es waren zwei nebeneinander. Ein Doppelklo sozusagen. Und wenn man die richtige Sitzposition hatte, konnte man durch das Herz in der Tür einen Blick auf den Fjord werfen.

Für den Norwegen-Trip kaufte ich für 300 D-Mark einen gebrauchten VW Käfer. Anfang August ging es los. Wir waren fünf Jungs. Claus, Kieker, Vize, Marcus und ich. Als Glücksbringer hatte ich Opas Prinz-Heinrich-Mütze dabei.

Zuerst ging’s nach Schweden, Freunde besuchen, dann über Oslo immer nordwärts Richtung Sognefjord. Und immer die Super-8-Filmkamera im Anschlag.

Seit meine Eltern mir zur Konfirmation eine Schmalfilmkamera geschenkt hatten, ließ mich die Filmerei nicht mehr los. Zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit wurde gefilmt. Silvesterparty mit Rosi und Bobby, Crosslauf am Dummersdorfer Ufer an der Trave, Urlaub auf Sylt oder Stichlinge beim Nestbau in einem kleinen Bach bei Absalonshorst. Ich kam mir ein bisschen vor wie Heinz Sielmann. Alles wurde anschließend selbst geschnitten und ordnungsgemäß archiviert. Der Norwegenfilm sollte mein erster Angelfilm werden.

Unser Ziel war das Dorf Finden am Finnafjord, einem kleinen Nebenarm des Sognefjords, dem mit 200 Kilometern längsten und mit 1300 Metern tiefsten Fjord Europas. Nach Finden kam man nur mit dem Boot.

Die drei Wochen in unserem weißen Holzhaus liefen immer nach dem gleichen Schema ab: lange schlafen, ausgiebiges Frühstück, raus zum Angeln und am Abend Skat. Abwechslung brachte eine kleine Fähre, die dreimal in der Woche am Anleger festmachte. Dann ging es zum Einkaufen nach Vik.

Wir ruderten kreuz und quer über den Fjord, angelten in Tiefen zwischen 80 und 100 Metern. Die Landschaft war überwältigend. Die Wolken hingen manchmal nur 100 Meter über dem Fjord, und es gab Stellen, wo immer Schatten war. Dort lag sogar im Sommer noch Schnee.

Wir fingen unglaublich viele Fische: Dorsch, Schellfisch, Rotbarsch, Makrelen und sogar Tintenfische. Marcus hatte auch einmal einen großen Heilbutt dran, der sich dann kurz vor dem Boot wieder verabschiedete. So ist Angeln.

Eines Tages, wir waren mal wieder mit dem Boot unterwegs, sah ich in etwa 50 Meter Entfernung einen silbrigen Fisch aus dem Wasser springen. Sofort warf ich meinen 80-Gramm-Pilker und kurbelte schnell ein. Biss!

Es musste ein Fisch sein, der an der Oberfläche jagte, nicht besonders groß, aber als er neben dem Boot auftauchte, war ich doch überrascht: meine erste Meerforelle. Ein wunderschönes Tier!

Dieser Angelurlaub in Norwegen hat mich geprägt. Drei Wochen mit Freunden im Ferienhaus, viel getrunken, viel geraucht – und viel gefangen. Und der VW Käfer und Opas Prinz-Heinrich-Mütze hatten die Fahrt auch gut überstanden.

Rute raus, der Spaß beginnt

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