Читать книгу Rute raus, der Spaß beginnt - Heinz Galling - Страница 18
Rutenfieber an der Wakenitz – Stipp, stipp, hurra!
ОглавлениеBei den Dreharbeiten für unsere Sendung habe ich im Lauf der Jahre sehr viele verschiedene Typen vor der Kamera gehabt. An einem komme ich hier nicht vorbei. Und das lag nicht nur an seiner Statur: Danny Hrubesch, Sohn des legendären „Kopfballungeheuers“ Horst Hrubesch. Als er da so lässig auf seiner Sitzkiepe am Wasser hockte, wirkte er wie ein Sumoringer, in sich ruhend. Und auch wenn es so aussieht, als würde er jeden Moment einschlafen, täuscht das. Danny ist beim Angeln immer hochkonzentriert und perfekt organisiert. Rechts neben ihm mehrere große Eimer, links zwei Dosen mit Maden. Die gepolsterte Kiste, auf der er sitzt, ist auf einem Eisengestänge befestigt. Davor zwei Rutenhalter, ebenfalls aus Eisen. Den Kescher immer griffbereit. Von Weitem könnte man denken, ein Schlagzeuger mit Drumset hätte es sich gemütlich gemacht.
Aber es ist nicht nur Danny, der diese kleine Episode so besonders macht. Es ist auch der Ort, an dem ich mich mit ihm getroffen habe: Absalonshorst. Eine kleine, urgemütliche reetgedeckte Fischerkate direkt an der Wakenitz.
Als ich Mitte der 1970er-Jahre morgens um fünf genau hier zum ersten Mal mit meiner Wurfangel unterwegs war, fing ich vor einem weißen Schild, das inmitten von Seerosen im Wasser stand, mehrere Rotfedern: Halt hier Grenze! Das hatte etwas Beängstigendes und Unheimliches. Beim Nachtangeln hörten wir von drüben das Bellen der Schäferhunde an den Hundelaufanlagen. Wenn ich da drüben an Land gehe, dachte ich, werde ich sofort von Grenztruppen überwältigt und verhaftet oder ich trete auf eine Mine, die mich in tausend Stücke reißt. Umso verrückter, dass ich mich ein paar Jahre später tatsächlich dort an Land begab, nachdem sich mein Blinker auf DDR-Gebiet in einem Erlenzweig verfangen hatte. Dabei traf ich auf einen etwas morschen schwarz-rot-gelben Pfahl mit einem gusseisernen DDR-Grenzschild, den ich ohne lange zu überlegen als Souvenir schnell mal abbaute. Ich glaube, die Tat ist mittlerweile verjährt, und die Grenzschilder sind ja sowieso schon lange Geschichte. Gott sei Dank.
Zurück zu Danny. Wir wollten Stippangeln. Die Herausforderung: Ich mit 2,50-Meter-Weidenrute gegen Danny mit Carbonrute, Länge 11,50 Meter. Ich dachte, so eine kurze Rute sei viel handlicher als das schwere Geschütz von Danny und ich wäre daher viel schneller. Also los. Stipp, stipp, hurra!
Wir angelten mit Maden und Caster (das sind Maden, die sich schon verpuppt haben). Ich startete wie die Feuerwehr und ging nach zehn Minuten mit 4:1 in Führung. Dann aber griff Danny in die Trickkiste. Er steckte einen kleinen Plastikbecher, Polecup genannt, an seine Rutenspitze und platzierte damit eine Lockfuttermischung 11,5 Meter vom Ufer entfernt. Die Fische schwammen alle an seine Futterstelle und ich musste mich am Ende mit 26:10 geschlagen geben.
Wie gut Danny auch andere Angeltechniken beherrscht, zeigte er im Februar 2019. Mit dem Deutschen Team wurde er in Südafrika Weltmeister im Brandungsangeln. Der Mann ist mit allen Wassern gewaschen.