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Kapitel 3 Die erste Angelserie in der ARD
ОглавлениеIch konnte es kaum fassen, aber ich bekam grünes Licht aus Hamburg für vier Folgen à 30 Minuten, Sendestart Mitte Juni. Auch wenn du keine Chance hast, nutze sie! Vielleicht ließ sich ein schöner Quotenfisch fangen, wenn man es so anging: Vier unterschiedliche Angelreviere – einen See, einen naturbelassenen Fluss, einen breiten Strom, ein Stück wilder Ostseeküste – und möglichst unterschiedliche Angeltechniken – Watangeln, Brandungsangeln, Spinnfischen und Ansitzangeln – ins Bild setzen!
Was den See betraf: Von meinem Wohnzimmerfenster blicke ich direkt auf den Schweriner See, den viertgrößten See Deutschlands. Hier gibt es „Barschberge“. Das sind Untiefen mitten im See. Eine flache Stelle, ein Berg unter Wasser, oft mit Wasserpflanzen bewachsen, zwischen denen sich Kleinfische wie Rotaugen oder Stinte aufhalten. Die wiederum stehen auf dem Speiseplan der kapitalen Barsche, die in größeren Trupps von bis zu 100 Exemplaren ihre Beute vor sich hertreiben. Die Berge sind also wahre Fischmagneten und bei Anglern wohlbekannt, was sich daran zeigt, dass sie Namen wie Goldburg, Tonnenberg oder Großer Stein tragen.
Für den naturbelassenen Fluss kam nur einer infrage: die Wakenitz. Hier war ich schon mit Opa unterwegs gewesen, hier hatte ich meinen ersten Fisch gefangen. Geheimwege am Ufer, Geräusche, Gerüche, selbst der Geschmack des Flusses waren mir von Kindertagen her vertraut. In diesem Urwaldfluss, dem „Amazonas des Nordens“, wie die Wakenitz in einer Geo-Sonderausgabe genannt wird, kann man Welse fangen, die es hier noch in einer stattlichen Größe gibt.
Der Elbstrom, dessen Wasserqualität sich seit der Wende enorm verbessert hat, war ebenfalls gesetzt. Zu DDR-Zeiten war die Elbe gerade im Oberlauf nurmehr eine übelriechende Brühe. Die Belastung mit Schwermetallen lag weit über den Grenzwerten für Trinkwasser. Baden verboten! Fische fangen und essen – igitt! Der Chemiemüll aus den Kombinaten – eine Giftspritze mitten ins Herz einer der schönsten Flusslandschaften Europas. Naturschutz – ein Fremdwort. „Chemie gibt Brot – Wohlstand – Schönheit!“ Mit dieser Parole wollten die Genossen von den Nebenwirkungen der Chemiewerke ablenken. „Leuna, Coswig, Bitterfeld, wo der Dreck vom Himmel fällt …“ Das Aus für die Giftschleudern war für den Strom der Einheit wie eine Frischzellenkur. Heute fühlen sich zwischen Riesengebirge und Nordseemündung wieder rund 80 Fischarten wohl, darunter Lachs, Meerforelle, Barbe, Stint und Schnäpel. Die Elbe ist, was den Fischartenreichtum betrifft, sogar die Nummer eins in Europa.
Und an Mecklenburgs Ostseeküste findet man noch wilde, naturbelassene Strände, an denen man Meerforellen, den „Fisch der tausend Würfe“, wie die Meerforelle unter Anglern auch genannt wird, fangen kann (nicht zu verwechseln mit den Meeräschen, von denen ich einstweilen die Nase voll hatte…).