Читать книгу Als Lehrer in Gotha/Thüringen 1950–1990 - Heinz Scholz - Страница 19

Unser Patenbetrieb

Оглавление

1951 – 1952 wurde unserer Löfflerschule das Reichsbahnausbesserungswerk Gotha (RAW) als Patenbetrieb zugewiesen. Das entsprach der Anordnung, dass jede Schule mit einem Volkseigenen Betrieb ein Patenschaftsverhältnis anzubahnen habe. Die SED „als führende Partei der Arbeiterklasse“ hatte diesen Patenbetrieben den Auftrag erteilt, mit ihrem „politischen Einfluss der Arbeiterklasse“ die ideologische Erziehung der Kinder und Jugendlichen in der Schule zu unterstützen. Die Betriebsleitung des RAW und die Schulleitung unserer Schule arbeiteten einen „Patenschaftsvertrag“ aus, in dem selbstverständlich die „politisch-ideologischen Aufgaben“ einen führenden Platz einnahmen.

Jene pathetisch formulierten Erziehungshilfen wirkten sich in der Praxis der „Patenschaftsarbeit“ dann recht nüchtern aus. Doch für die Schule vorteilhaft, weil der Patenbetrieb sie uns hauptsächlich in Form von materiellen und technischen Hilfen zugute kommen ließ. Bei dem allgemeinen Mangel an Handwerkern und Material waren das für unsere Schule wertvolle Dienstleistungen. Dass ein Tischler des Patenbetriebes unsere defekten Schulmöbel reparierte oder dass die Funkmechaniker des RAW in unserer Schule eine Schulfunkanlage installiert hatten, das hatte ich schon erwähnt. So waren wir auch froh, wenn ein Betriebsmaurer schnell zur Stelle war oder wenn uns der Betrieb bei der materiellen Ausstattung unseres schuleigenen Zeltlagers im Thüringer Wald half und auch Material mit einem betriebseigenen LKW dorthin transportierte. Und das meist kostenlos.

Laut Patenschaftsvertrag musste ein Vertreter der Betriebsleitung an wichtigen Lehrerkonferenzen (z. B. zu Beginn oder am Ende des Schuljahres) oder an Sitzungen des Elternbeirates teilnehmen. Meist diente diese Teilnahme dem Informationsaustausch. Manchmal wurde dabei eine aktuell notwendige Hilfeleistung besprochen. Auch Zusammenkünfte von Mitgliedern der SED-Partei-Gruppen von Patenbetrieb und Schule waren geplant, wurden aber nur selten verwirklicht …

Ohne jetzt näher darauf einzugehen, will ich nur kurz anmerken, dass diese Patenschaftsbeziehungen in den 60er Jahren weiter ausgebaut wurden, indem auch zwischen „Sozialistischen Arbeitsbrigaden“ aus dem Patenbetrieb und Schulklassen Patenschaftsbeziehungen aufgenommen werden mussten. Noch enger und wichtiger wurde die Zusammenarbeit Patenbetrieb – Schule, seitdem mit Einführung des Unterrichtsfaches „Unterricht in der sozialistischen Produktion“ ESP/​UTP (1959) die Schüler im Betrieb praxisbezogen unterrichtetet wurden. Ich will an anderer Stelle darauf näher eingehen.

Als Lehrer in Gotha/Thüringen 1950–1990

Подняться наверх