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1949 – George Orwell – »Nineteen Eighty-Four«

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Eric Arthur Blair (1903–1950), ab 1933 als George Orwell bekannt, ist Autor einer der bekanntesten Dystopien mit dem Titel »Nineteen Eighty-Four«. Blair war britischer Beamter der Kolonialpolizei in Birma, folgend tätig als freier Journalist in England und dann tätig als Gelegenheitsarbeiter. Als Journalist in Paris verfasste er mit »Down and out in Paris and London« seine bisherige literarische Bilanz und veröffentlichte diese im Jahr 1933 unter dem dafür kreierten Pseudonym »George Orwell«.

Im Jahr 1937 kämpfte der politisch engagierte Orwell auf republikanischer Seite im Spanischen Bürgerkrieg als Mitglied einer linken Splittergruppe, die mit konkreten Aktionen eine sozialistische Gesellschaft und den Abbau aller Herrschaftsstrukturen einführen wollte, doch er kehrte bereits Mitte 1937 wieder nach England zurück und widmete sich seinem stalinismuskritischen Roman »Homage to Catalonia«. Eine Veröffentlichung dieses Themas erwies sich jedoch als schwierig, weil die englischen Linkssozialisten pro-russisch eingestellt waren und eine Kritik an der Sowjetunion auch von der Labour-Presse nicht erwünscht war.

Der britische Verleger Frederic Warburg war auf Belletristik und Zeitgeschichte spezialisiert. Er bewertete den Roman als politisch bedeutsam und gab aus diesem Grund das Werk 1938 in seinem Londoner Verlag Secker & Warburg heraus. Obwohl Orwell diesen Erfahrungsbericht als eines seiner besten Werke empfand, wurden nur einige hundert Exemplare verkauft.

Durch Unterstützung eines befreundeten Schriftstellers reiste Orwell im Herbst des Jahres 1938 mit seiner Frau zur Kur in das damalige französische Protektorat Marokko. Während er im Klima von Marrakesch seine Tuberkulose ausheilen lassen wollte, entstand der Roman »Coming Up for Air« (»Auftauchen, um Luft zu holen«). 1939 reiste er zurück nach England und arbeitete seit der Kriegserklärung gegen Deutschland ab 1939 als Buchkritiker und Journalist bei der BBC, trat der »Home Guard« bei und sammelte Erfahrungen mit den Strategien britischer, deutscher und sowjetischer Propaganda, die er in sein späteres Hauptwerk »1984« einbrachte.

Im Jahr 1945 stellte der rastlose, immer wieder politisch aktive, gesundheitlich durch seine Lunge jedoch eingeschränkte Orwell seine antistalinistische Parabel »Animal Farm: A Fairy Story« fertig und verlegte das Buch nach längerer Suche im Herbst 1945 in London bei Secker & Warburg. Die erste Version in ukrainischer Sprache erschien 1947 im Münchner Verlag Vidavnitstvi Prometei mit einem Vorwort des Verfassers zum Hintergrund dieses Buches: »On my return from Spain I thought of exposing the Soviet myth in a story that could easily be understood by almost anyone and which could be easily translated into other languages. One day. I saw a little boy, perhaps ten years old, driving a huge cart-horse along a narrow path, whipping it whenever it tried to turn. It struck me that if only such animals became aware of their strength we should have no power over them, and that men exploit animals in much the same way as the rich exploit the proletariat.«

In der Parabel »Animal Farm« mit dystopischen Zügen erheben sich die Tiere gegen die Herrschaft des Farmbesitzers, der sie ausbeutet. Nach ihrer Revolution und der anfangs aufkommenden Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse übernehmen die Schweine die Führung auf dem Hof und entwickeln eine Gewaltherrschaft, die die vorherig schlechten Zustände sogar noch übertrifft.

Der Text enthält den oft zitierten Ausspruch »Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher« und endet in der Erfahrung, dass ein Unterschied zwischen herrschenden Menschen und herrschenden Schweinen nicht zu erkennen ist.

Diese im ländlichen Milieu spielende Märchengeschichte kritisiert die Entwicklung der vom sowjetischen Volk initiierten Februarrevolution von 1917, die 1922 in der Gewaltherrschaft von Stalin mündete.

Der Themenfächer Diktatur, Zensur, Überwachung, Strafe, Vernichtung bewegte den Autor Orwell auch weiterhin und führte schließlich kurz vor seinem Tod durch Lungenblutung im Jahr 1950 im Alter von sechsundvierzig Jahren zu seinem letzten, zentralen Werk.

Im Frühjahr 1947 zog sich George Orwell in ein Farmhaus auf der einsamen Hebrideninsel Jura nahe der schottischen Westküste zurück und verfasste dort die dystopische Novelle »Nineteen Eighty-Four«. Dieser eng mit der Gegenwart verbundene Blick in die Zukunft erschien in der Erstauflage Mitte 1949 in London bei Secker & Warburg.

Die utopische Situation: Drei im Krieg verflochtene Machtblöcke beherrschen die Welt. Der englische Staat ist geprägt von einem Zweiparteien-System, der »Inneren« und der »Äußeren« Partei, die über das Proletariat als breite Masse herrschen. Der Ort der Handlung ist London, in dem eine »Gedankenpolizei« die Bevölkerung systematisch mit »telescreens« überwacht. Die politische Führung propagiert einen Staatsfeind, mit dem sicher nicht zufällig jüdisch klingenden Namen Emmanuel Goldstein.

Wie im parallel zur Romanfiktion in der Realität entstehenden Hitler-Deutschland und seinem Massenmedium »Der Stürmer« wird systematisch ein Feindbild kreiert und aufrechterhalten, um das Volk von seinem entbehrungsreichen Leben abzulenken und um die Wut zu kanalisieren.

Die politische Führung schafft mit dem »newspeak« eine eigene Sprache, die Parolen wie »Krieg ist Frieden«, »Freiheit ist Sklaverei« und »Unwissenheit ist Stärke« propagiert. Der ständige und einprägsame Spruch lautet »Big Brother is watching you«. Er erinnert an die ständige Überwachung und führt nach dramatischen Ereignissen zum Schluss des einst rebellierenden Protagonisten, dass er den »Großen Bruder« tatsächlich liebt und in dieser Liebe endlich frei ist.

Ins Deutsche übertragen wurde der Roman durch den bekannten Übersetzer Kurt Wagenseil, verlegt wurde das Buch 1950 bei Diana Zürich/Rastatt und folgend 1976 bei Ullstein in Frankfurt. Im Jahr 1959 erfolgte bereits die neunte deutschsprachige Auflage. Übersetzt wurde das erfolgreiche Buch in mehr als dreißig Sprachen und erzielte Auflagen von vielen Millionen Exemplaren.

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