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1953 – Ray Bradbury – »Fahrenheit 451«

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Der zeitkritische Roman »Fahrenheit 451« des US-amerikanischen Schriftstellers und Drehbuchautors Ray Bradbury (1920–2012) zählt zu den bekanntesten Dystopien des zwanzigsten Jahrhunderts.

Das Werk geht zurück auf die Novelle »The Fire Man«, die Bradbury im US-amerikanischen Magazin »Galaxy Science Fiction« (1950–1980; Ausgabe Vol. 1, No. 5, Februar 1951) veröffentlichte.

Der Titel des Buches basiert auf der Selbstentzündungstemperatur von Papier bei vierhunderteinundfünfzig Grad Fahrenheit. Es erscheint in der Erstauflage im Jahr 1953 im Verlag »Ballantine Books« und wurde seitdem in zahlreiche Sprachen übersetzt herausgegeben. Die erste deutschsprachige Übersetzung stammt von Fritz Güttinger und erschien 1955 unter dem gleichen Titel der Erstausgabe im Arche Verlag Zürich.

Der literarische Durchbruch als Buchautor gelang Bradbury mit seinem 1950 bei Doubleday veröffentlichten Roman »The Martian Chronicles«, der in Form von verschiedenen Kurzgeschichten herausgegeben wurde.

Auch »Die Mars-Chroniken« sind sozialkritisch angelegt. Sie berichten von der gewaltsamen Kolonialisierung des gleichnamigen Planeten durch die irdische Menschheit und erzählen vom Widerstand seiner Bewohner, den Marsianern. In den Geschichten geht es um das Zusammentreffen verschiedener Kulturen mit unterschiedlichen Werten, wobei der Planet Mars zur Projektionsfläche menschlicher Aufbruchstimmung und Hoffnung auf ein neues, besseres Leben wird, was sich letztlich aber als trügerische Hoffnung erweist.

Eine vergleichbar pessimistische Sicht auf die Zukunft der menschlichen Gesellschaft schildert auf dramatische Weise der Roman »Fahrenheit 451«, der sich im Schwerpunkt mit der politischen Brisanz des Mediums »Buch« beschäftigt.

Die im Roman beschriebene Gesellschaft propagiert einen Feind, auf den sich das Staatsinteresse konzentriert. Das Buch als Träger von Informationen, Emotionen, Ideen, Philosophien und Ideologien entzündet individuelle Meinungen und Positionen, die als zersetzende Kraft und damit als Gefahr für die Gesellschaft und deren Stabilität erkannt wurden. Interessant ist der Umstand, dass das rigorose Bücherverbot nicht von einer autokratischen Herrschaft aufgezwungen, sondern offensichtlich durch einen mehrheitlichen Beschluss der Bevölkerung selbst eingeleitet wurde und weiterhin mit allen Mitteln aufrechterhalten wird.

Das selbstständige Denken ist als Gefahr erkannt, weil es den Zusammenhalt der Gemeinschaft stört und damit den Staat destabilisiert. Bücher zu entdecken und zu vernichten ist die Aufgabe der »Feuerwehr«, die maschinelle Spürhunde einsetzt, gefundene Schriften direkt vernichtet und deren Besitzer inhaftiert oder tötet.

Wesentliche Aufgabe des Staates ist die permanente Unterhaltung seiner Bürger durch eine Palette von Medien und Veranstaltungen wie Funk und Fernsehen, durch Vergnügungsparks und Fernsehshows. Mit diesem andauernden Massenkonsum einfachster Inhalte soll die Aggression in der Gesellschaft besänftigt und das allgemeine Interesse auf banale Unterhaltung kanalisiert werden.

Die Intention des Autors Bradbury lag nach eigener Aussage darin, mit diesem Roman auf die von ihm befürchtete Verdrängung des Buches durch das neue Massenmedium Fernsehen aufmerksam zu machen.

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