Читать книгу Das Erzählwerk Cécile Wajsbrots - Herbert Huesmann - Страница 49
2.4.2 Die Schauplätze – Auswahl und Entfaltung der wechselseitigen Beziehungen
ОглавлениеIm Hinblick auf Voyage à Saint-Thomas bietet sich auf der paradigmatischen Achse eine Differenzierung in von den handelnden Figuren unmittelbar bzw. nur medial erlebte Orte und Räume an. Während Paris der Ort ist, an dem alle Figuren beheimatet sind, bleiben die Reise nach Saint-Thomas und der Aufenthalt ebendort und auf den benachbarten Inseln Agathe und Marc vorbehalten. Agathe sucht als einzige die – museal vermittelte – Begegnung mit der Landschaft der (Ant-)Arktis. Der Überblick über die Handlungsorte in Paris lässt erkennen, dass die Zusammenkünfte größtenteils jeweils an einem neutralen Ort stattfinden. Dass Beschreibungen der Wohnungen der handelnden Personen fehlen, unterstreicht das bereits im Titel des Romans zum Ausdruck gelangende „Unterwegssein“ der Protagonisten.
Die der syntagmatischen Achse zuzuordnende Betrachtung der Relationierung der Orte bzw. Räume ist zugleich eine Analyse der Beziehung zwischen den Handlungsträgern. Das für die Diegese zentrale Spannungsverhältnis zwischen Paris und Saint-Thomas spiegelt die Problematik des Verhältnisses zwischen Agathe und Loïc bzw. Marc wider. Die diachronische Form der „histoire“ legt es nahe, die Analyse textchronologisch zu strukturieren und dabei inhaltliche und formale Aspekte zu integrieren. Die Überlegungen, die auf die Chapelle Notre Dame als sakralen Ort, der nicht in den Handlungsablauf integriert ist, bezogen sind, sowie die Beobachtungen zu den von Agathe nur medial erlebten Landschaften (der Ant-Arktis) werden aus heuristischen Gründen ausgegliedert. Inhaltlich und formal bleiben sie eng auf die zentrale Beziehungsproblematik bezogen.